DIE WILDEN ALTEN
EIN PROJEKT MIT ZUKUNFT
Du kommst in das Weizer Volkshaus. Und kommst aus dem Staunen nicht mehr heraus. Schon im Eingangsbereich wirst du mit Geschichten empfangen. Da erzählt einer, dass er einen Monat vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges geboren wurde und in seiner Kindheit die Gräuel der Barbarei hautnah erlebt habe. Eine Frau, 70, packt ihren Lebenskoffer aus und bietet Einblicke in ihr Schicksal als „verschenktes Kind“. Einer schildert seinen Abstieg zum Alkoholiker und wie es ihm mit Kunst und Kultur gelang, ins Leben zurückzufinden.
Und dann geht das Saallicht aus. Und auf die Bühne kommen zwanzig ältere Menschen, insgesamt etwa 1.500 Jahre alt. Sie beginnen zu trommeln. Und dann fangen sie an zu spielen, zu erzählen, Musik zu machen, zu singen, zu tanzen. Mit Worten machen sie klar, was sie drauf haben, was sie alles einbringen könnten. Und klagen dann in einer kirchlichen Litanei an, was ihnen angeboten wird: die Seniorenweihnachtsfeier, der Buschenschankausflug, die Kegelrunde. „Net für uns! Net für uns! Net für uns!“ Einfach beeindruckend, wie süß da der Erzherzog-Johann-Jodler erklingt, dazu vom Chor das „A Wienerschnitzel, a Puntigamma, a Liadl dazu, und z’frieden samma“ zu hören ist. Und wie dieser Jodler in Hard-Rock übergeht „wo i geh und steh, tut mir mei Kreuz so weh!“. Großartig der Alten-Reggae und Bob Dylans „Forever Young“, gesungen von einem 85jährigen.
Dazwischen der Projektinitiator und Moderator des Abends, der Schauspieler und Regisseur Otto Köhlmeier, der immer wieder verdeutlicht, welches Wissen und Können, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten in älteren Menschen schlummern, was für eine Reichtum das ist und wie dieser Reichtum zum Wohle der Allgemeinheit genutzt werden könnte.
Das zahlreich erschienene Publikum ist begeistert. Immer wieder Szenenapplaus für die wilden Alten. Und am Ende riesiger Schlussbeifall, der nicht enden will. Man spürt: hier entsteht etwas, das Zukunft hat, das uns, unserem Morgen Hoffnung geben kann. Man ist berührt. Und hofft, dass der Wunsch des Moderators nach öffentlicher Unterstützung Gehör findet, dass die Initiative von den zuständigen Stellen entsprechend gefördert wird, damit sie auch morgen noch Bestand hat. Einfach weil es viel zu schade wäre, wenn dieser Reichtum der Alten brach liegen gelassen würde.
In einem Schlussstatement sprachen denn auch der neue Weizer Bürgermeister, Ingo Reisinger, und der Landtagsabgeordnete der Region, Dr. Wolfgang Dolesch, ihre große Anerkennung für das Projekt und das Gebotene aus und sagten ihre Unterstützung für die Zukunft zu.
Claudia Wagner
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