Fokus Freiberg: Wollen? Müssen!
Wo manche bemüht wirken und nichts Interessantes zustandebringen, sind andere ganz ohne Pose, ganz mit sich und den Mitteln der Kunst befaßt. Dann sehen wir Arbeiten, wie sie Fokus Freiberg augenblicklich zeigt.
Manche wollen eben bloß, andere müssen. Künstlerische Praxis ist auch eine Frage der Intentionen. Florin Asei und Moritz Mittelbach erinnern uns daran, daß wir vor Tausenden Jahren symbolisches Denken entwickelt haben.
So sind ihre Mitteilungen nicht in Worten entschlüsselbar, auch dort, wo Buchstaben ins Spiel kommen. Aber wir können dennoch an dem anknüpfen, was uns darin begegnet.
Die großen Gesten in den Bildern von Mittelbach brauchen Raum und lassen Raum. Klare, schwarze Striche, die teils zu tanzen scheinen, werden dort, wo sie Flächen umschließen, von vitalen Farbmomenten erweitert.
Ganz anders Asei, der den Großteil weißer Flächen braucht, verbraucht, um sich in seinen eigenen Erzählungen zu verlieren; in fein detaillierten Werken, die von unzähligen Figuren und Buchstaben bevölkert sind.
Nein, ich denke nicht, daß man dahinter kommen muß, hinter diese Botschaften, aufspüren, was zu ihnen geführt hat. Womöglich würde man die beiden Männer damit bloß unnötig bedrängen, stören.
Die Bilder erweisen sich auch so als vitale Manifestationen, die jemanden auf eindringliche Art in unsere Mitte bringen. Etwas von dieser Vitalität bleibt bei einem, wenn man an den Bildern festhält, sobald alle Leute gegangen sind.
So kommt zu den ästhetischen Qualitäten dieser Werke noch etwas anderes. Bemerkenswerte Gemeinschaft entsteht nicht bloß über die Lauten, die Gezierten, über jene, die sich in Szene zu setzen verstehen. Sie ereignet sich auch über jene, die uns von sich gewissermaßen bloß eine Flaschenpost zuschicken, deren Inhalte in einer fremden Sprache verfaßt sind.
In der Befassung mit Kunst, in dieser eigentümlichen Liebhaberei, die wir mit keiner anderen Spezies teilen, haben wir längst herausgefunden, wie man sich auch an solchen Botschaften erfreut.
Derzeit sind die Werke von Asei und Mittelbach in der „Kanzley“ im Schloß Freiberg zu sehen, ermöglicht von Ewald Ulrich, welcher in der Kulturinitiative „Fokus Freiberg“ um Kontinuität bemüht ist. Dazu kamen an diesem Abend einige magische Momente, als sich Komponist Franz Zebinger ans Piano setzte.
Wie viel Ausdauer und Hingabe sind wohl nötig, damit die Finger vollbringen, was die Musikalität einem gebietet? Zebinger spielte mit diesen Kompetenzen einige rare Stücke, so etwa Haydns Reaktionen auf einen Text von Shakespeare.
Auch das ein Beispiel für das Müssen, längst jenseits des Wollens, denn wer mit solchen Codesystemen vertraut ist, wird das nicht mehr ignorieren, aufgeben können...
+) Fokus Freiberg [link]
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.