Gesundheit
Ein Gespräch mit Parkinson-Experte Dr. Walter Pirker

Parkinson ist auch in Österreich auf dem Vormarsch. | Foto: Pixabay
4Bilder
  • Parkinson ist auch in Österreich auf dem Vormarsch.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von David Hofer

In den nächsten Jahren ist wohl mit einer deutlichen Zunahme von Parkinson-Betroffenen auch in Österreich zu rechnen. Über die Hintergründe, Therapien und psychische Belastungen spricht Experte Dr. Walter Pirker. 

ÖSTERREICH. Morbus Parkinson ist weltweit auf dem Vormarsch. Obwohl die neurologische Erkrankung auch in Österreich weit verbreitet ist, fristet sie immer noch ein Schattendasein. Jemand, der sich mit dem Thema seit Jahren auseinandersetzt, ist Dr. Walter Pirker, Präsident der Österreichischen Parkinson Gesellschaft (ÖPG).  Der Arzt von der Neurologischen Abteilung der Klinik Ottakring hat sich mit der BezirksZeitung getroffen.

Herr Doktor Pirker, wie verbreitet ist Parkinson in Österreich?
WALTER PIRKER: Die Parkinson-Krankheit ist relativ häufig. Nach neueren Untersuchungen rechnen wir mit etwa 2.000 bis 3.400 Neuerkrankungen pro Jahr. Wir schätzen, dass es in ganz Österreich rund 25.000 Betroffene gibt. In den nächsten Jahren ist aber mit einer deutlichen Zunahme dieser Zahlen zu rechnen. Es gibt Schätzungen, dass sich die Zahl der Parkinson-Patienten bis zum Jahr 2040 verdoppeln wird. 

Weshalb?
Die Hauptursache ist, dass wir alle älter werden. Es ist am Ende halt doch eine altersassoziierte Erkrankung. 

Dr. Walter Pirker, Präsident der Österreichischen Parkinson Gesellschaft. | Foto: Klinik Ottakring, Bernhard Noll
  • Dr. Walter Pirker, Präsident der Österreichischen Parkinson Gesellschaft.
  • Foto: Klinik Ottakring, Bernhard Noll
  • hochgeladen von David Hofer

Was sind die Ursprünge von Parkinson?
Parkinson ist eine Erkrankung, in der Nervenzellen zugrunde gehen. Allgemein gesehen ist das Alter der wichtigste Risikofaktor. Es gibt dann aber auch andere Faktoren. Das kann zum Beispiel eine Familiengeschichte sein, in der Parkinson häufiger vorkommt. Bei etwa fünf bis zehn Prozent tritt die Erkrankung familiär auf. Aber auch Umweltfaktoren können hier mit einwirken. Etwa eine Belastung mit Pestiziden, wie sie in der Landwirtschaft eingesetzt werden oder auch Belastungen durch Schwermetalle oder Luftschadstoffe sind hier zu nennen.

Wie wichtig ist die Früherkennung bei dieser Krankheit?
Die ist absolut wichtig, sie kann großes Leid ersparen. Viele Menschen leiden ja mehrere Jahre unter einem verlangsamten Gangbild und einer eingeschränkten Beweglichkeit. Sie führen das oft auf das Alter zurück. Daneben kann es Stimmungsschwankungen, Depressionen, oder verstärkte Ängstlichkeit geben. Aber auch unklare Schmerzen, die sich über Jahre ziehen, bis dann schließlich Parkinson diagnostiziert wird. Wenn es aber diagnostiziert wird, versucht man gleich die Krankheit zu behandeln. Das führt dann häufig zu einer Verbesserung der Situation. Zudem wissen wir auch, dass man Parkinson früh behandeln soll, um das Fortschreiten zu bremsen. Je länger gewartet wird, umso schwerer ist meist die Therapierbarkeit. 

Wie sieht die Therapie aus?
Hintergrund der Erkrankung ist der Verlust von Dopamin-Nervenzellen im Gehirn. Dopamin ist ein wichtiger Nervenüberträgerstoff für die Bewegung und Stimmung. Die Therapie fußt also auf einem Dopamin-Ersatz. Das wichtigste Medikament ist dabei L-Dopa. Man schluckt es als Tablette. Es wird im Darm aufgenommen und gelangt schließlich über den Blutstrom ins Gehirn. Dort wird es in Dopamin umgewandelt und entfaltet seine Wirkung. Ein Problem bleibt dabei aber.

Hintergrund der Erkrankung ist der Verlust von Dopamin-Nervenzellen im Gehirn. | Foto: Pixabay
  • Hintergrund der Erkrankung ist der Verlust von Dopamin-Nervenzellen im Gehirn.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von David Hofer

Und welches?
Während Dopamin im Normalfall regelmäßig gebildet wird und der Spiegel dadurch immer ähnlich ist, verhält sich dies mit den Tabletten etwas anders. Durch die Einnahmephasen kann es zu Wirkungsschwankungen kommen. Deshalb gibt es neben Dopa auch viele andere Parkinson-Medikamente. Ihr Ziel ist es, die Wirkung von Dopa zu verlängern und auszugleichen. Ein Teil der Patienten kann sehr starke Schwankungen ihrer Beweglichkeit im Tagesverlauf entwickeln. Bei ihnen braucht es sehr viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung in der Medikamenteneinstellung. Teilweise kann man Patienten mit Tabletten nicht optimal behandeln. Da kommen dann Geräte ins Spiel, mit denen beispielsweise das Gehirn stimuliert wird. Oder auch Pumpen, mit denen Medikamente kontinuierlich hinzugeführt werden können.

Was zeichnet sich hier für die Zukunft noch ab?
In naher Zukunft wird wohl noch ein Aspekt hinzukommen. Wir rechnen in Österreich Ende dieses Jahres oder Anfang 2024 mit neuen Formen von Dopa, die man auch mit einem kleinen Schlauch unter die Haut infundieren kann. 

Die Diagnose ist zu Beginn sicherlich ein Schock. Was raten Sie Betroffenen in diesen Augenblicken?

Wichtig ist eine gute ärztliche Betreuung durch eine Neurologin oder einen Neurologen. Das Entscheidende ist, dass die Diagnose richtig gestellt ist. Begleitet sollte sie von einem ausführlichen Aufklärungsgespräch sein. Da gibt es in der Praxis leider manchmal ein Zeitproblem. Aber Betroffene brauchen viele Informationen und Aufklärung. Zudem unterscheiden sich die Reaktionen natürlich. Einige Menschen haben sehr mit so einer Diagnose zu kämpfen. Sie können dadurch am Anfang auch depressiv werden. Da ist wichtig, den Betroffenen Aufklärung über die guten Behandlungsmöglichkeiten einer Parkinson-Erkrankung zu geben. Auch psychologische Unterstützung oder eine antidepressive Therapie kann nötig sein. Aber wichtig zu wissen ist, dass ein großer Teil der Betroffenen gut auf die Medikamente anspricht. Doch die Therapie besteht nicht nur aus Medikamenten.

Auch für die Angehörigen ist die Diagnose oft ein Schock. | Foto: Pixabay
  • Auch für die Angehörigen ist die Diagnose oft ein Schock.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von David Hofer

Was gehört noch dazu?
Die Zweitschiene heißt Bewegung. Der Patient soll sich sehr viel bewegen. Nach Möglichkeit auch Gymnastik und Sport betreiben. Wenn man stärker betroffen ist, gehört auch eine Betreuung durch Physiotherapeuten dazu. 

Aber auch für die Angehörigen ist die Situation häufig schwierig ...
Genau. Auch für sie ist Information sehr wichtig. Es ist schließlich schwer zu akzeptieren, dass ein geliebter Mensch plötzlich an einer chronischen Erkrankung leidet, die sich mit der Zeit auch verschlechtert. Also auch Angehörige brauchen hier Unterstützung. Der Austausch mit anderen Angehörigen oder mit Menschen, die eine ähnliche Situation erleben, kann hier hilfreich sein. Da spielen Parkinson-Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle. Ich finde es auch gut, wenn die Betroffenen Vertrauenspersonen zum ärztlichen Gespräch mitnehmen. So erhalten alle Seiten mehr Informationen. 

Das könnte dich auch interessieren:

Ärztlicher Direktor Lothar Mayerhofer im Interview

Welche Gefahr für Vierbeiner und Besitzer entsteht
Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Anzeige
3:29
3:29

Immobilienmakler Rudi Dräxler in 1140 Penzing
Profitieren Sie von maßgeschneiderter Beratung & umfassender Marktkenntnis

Rudi Dräxler ist Ihr kompetenter Immobilienmakler im 14. Wiener Gemeindebezirk für Immobilien im Wienerwald und Wien Umgebung. Mit 23 Jahren Erfahrung und umfassender Marktkenntnis unterstützt Sie Rudi Dräxler Immobilien dabei, Ihr Traumzuhause zu finden oder Ihre Immobilie zu verkaufen. Als mehrfach ausgezeichneter Immobilienmakler mit Handschlagqualität - erst kürzlich wieder bei findmyhome als Qualitätsmakler - bietet Rudi Dräxler Immobilien im 14. Bezirk in Wien persönliche Beratung, die...

Anzeige
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
4

Tauchsport Adria in 1040 Wien Wieden
Ein Geheimtipp für Tauchsportfreunde

Seit den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt das Tauchsport Adria in der Tauchszene als Geheimtipp. Hier erhalten Taucherinnen und Taucher alles, was sie an Ausrüstung und Zubehör benötigen. 1970 wurde die Tauchschule von Peter Käferböck gegründet. In dieser Zeit konzentrierte sich der passionierte Taucher darauf, Interessierten das Tauchen beizubringen. 25 Jahre später kam dann das Tauchgeschäft hinzu, das Tauchfreunde mit allem Zubehör und der notwendigen Ausrüstung für ihre...

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
1

Newsletter-Gewinnspiel
Gewinne das Genusspaket "Portugiesische Momente"

Ihr wollt euch die Wartezeit bis zum nächsten Sommerurlaub versüßen? Dann haben wir für euch das perfekte Newsletter-Gewinnspiel. Einfach zum Wiener-Newsletter anmelden und schon habt ihr die Möglichkeit, ein tolles Genuss-Package zu gewinnen. Absoluter Genuss – im portugiesischen Feinkostgeschäft tudo bem. Mit einem exquisiten Sortiment verführt tudo bem die Sinne seiner Kundinnen und Kunden und schafft unvergessliche kulinarische Erlebnisse. Egal ob privat oder geschäftlich, die delikaten...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
Foto: Böhmischer Prater
1 5

Österreichischer Drehorgel Club Wien
40. Internationales Orgeltreffen in Wien von 09. Bis 12.Mai 2024

Der Österreichische Drehorgel Club Wien MEMUSI freut sich, das 40. Internationale Orgeltreffen in Wien im Böhmischen Prater vom 09. bis 12. Mai 2024 anzukündigen. An diesem Treffen nehmen 50 Drehorgelspieler aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Österreich teil. Datum und Ort: 09. Mai 2024 – 12. Mai 2024 Böhmischer Prater Tivoli Laaer Wald 216 1100 Wien Veranstaltungsprogramm: Donnerstag: Ab 10:30 Uhr begrüßt der Oldtimer Traktor Club Thermenregion...

Anzeige
2:02
2:02

Mauro Mittendrin
Mauro Mittendrin und Coca-Cola auf der Suche nach der besten Pizza Wiens

Als Mauro Mittendrin habe ich mich gemeinsam mit Coca-Cola auf die Suche nach der besten Pizza Wiens gemacht. Diesmal war ich im Ristorante Sole in der Annagasse 8 in der Inneren Stadt zu Gast, wo ich eine ganz besondere Variante der Pizza entdeckt habe: Pizza mit Bresaola, Rucola, Prosciutto und Parmesan. Gleich nachdem ich die Pizzeria Sole betreten habe, empfängt mich der verlockende Duft von frisch gebackenem Teig und köstlichen Zutaten. Der freundliche Pizzaiolo empfiehlt mir die Pizza mit...

Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Foto: Böhmischer Prater

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.