Zecken in Wien
Welche Gefahr für Vierbeiner und Besitzer entsteht
Zecken können für Tier und Mensch durchaus zur Gefahr werden. Wie man sich am Besten davor schützt, wie man bei einem Befall reagiert und warum von jeglichen Experimenten abzuraten ist, hat die BezirksZeitung bei Veterinärmediziner Michael Leschnik in Erfahrung gebracht.
WIEN/FLORIDSDORF. Die Gefahr lauert im Verborgenen - lautlos und unscheinbar lauern die kleinen Blutsauger im saftigen Grün. Sobald sich eine Gelegenheit bietet, schlagen sie zu und saugen sich fest. Zecken haben es dabei sowohl auf Menschen als auch unsere vierbeinigen Begleiter abgesehen.
Doktor Michael Leschnik arbeitet an der Veterinärmedizinischen Universität Wien und gilt weit über Wiens Grenzen hinweg als Experte zum Thema Zecken. Im Interview mit der BezirksZeitung gibt er einen Einblick über die Gefahren, die durch die fiesen Blutsauger für unsere Haustiere und uns selbst ausgehen und wie wir richtig darauf reagieren können.
Herr Leschnik, welche Gefahren gehen für unsere Haustiere von Zecken aus?
MICHAEL LESCHNIK: Die direkte Gefahr ist sicherlich, dass Zecken Krankheitserreger übertragen könnten, auch auf unsere Haustiere. Zudem kann Zeckenspeichel - das hat sich in neueren Studien gezeigt - in seltenen Fällen Probleme des Immunsystems auslösen. Das gilt sowohl für die Vierbeiner als auch für uns Menschen. Generell ist im Zusammenhang mit Zecken bei Haustieren immer auch die Gefahr zu nennen, die daraus für ihre Besitzer resultiert. Tiere können Zecken nämlich mit in den Wohnbereich bringen. Manche Zecken fallen dort ab und könnten sich dann einen Menschen als neuen Wirt suchen.
Wie sollte man reagieren, wenn man eine Zecke entdeckt?
Wenn die Zecke noch krabbelt, also sich nicht festgesaugt hat, kann man sie mit einem Taschentuch oder den Fingern entfernen. Die Zecke kann dann entweder getötet oder ins Freie gegeben werden, so wie man es lieber möchte. Wenn die Zecke schon festgesogen ist, empfehle ich, diese mit einer Zeckenzange oder einer Pinzette möglichst hautnahe zu erfassen und gerade rauszuziehen. Man muss nicht drehen, einfach rausziehen. Gerade bei Katzen ist das aber nicht so einfach, da sie es sich nicht gefallen lassen. Bei Hunden mit dichten Unterhaaren kann es auch so sein, dass man mehr an den Haaren als an der Zecke zieht. Geschicklichkeit ist hier meist von Nöten.
Sie lauern in ganz Wien
Wann sollte man zum Tierarzt gehen?
Wenn der Verdacht besteht, dass eine Infektionserkrankung danach übertragen wurde. Der zeitliche Zusammenhang ist hier aber sehr oft nicht einfach herzustellen. Nicht selten ist es so, dass die Zecke schon weg ist, wenn die eigentliche Krankheit dann ausbricht. Grundsätzlich sind akute Symptome bei Hund und Katze: Fieber, Fressunlust und Apathie. Das wäre ein Grund, den Tierarzt aufzusuchen. Wenn es zuvor einen auffälligen Zeckenbefall gegeben hat, sollte man das der Tierärztin oder dem Tierarzt einfach mitteilen. So werden dann die entsprechenden Maßnahmen eingeleitet.
An welchen Orten lauern Zecken besonders gern?
Im Grunde überall dort, wo man ins Grüne geht. In Grünanlagen, wo es keine Büsche gibt und der Rasen drei Mal die Woche gemäht ist, ist das Risiko natürlich nicht sonderlich hoch. Aber alle naturbelassenen Grünflächen - egal ob Wald, Wiese oder Buschlandschaft - können Zecken beherbergen. Die Grundvoraussetzung dafür ist, dass dort auch Nagetiere vorhanden sind, die von den Zecken als primäre Wirtstiere genutzt werden. Das bedeutet im gesamten Grüngürtel rund um Wien, auf der Donauinsel aber auch in den größeren Parkanlagen innerhalb der Bezirke ist das Risiko gegeben. In Wien gibt es kaum größere Grünbereiche, wo es keine Zecken gibt.
Bitte keine Experimente
Welche Tipps können Sie Tierbesitzern geben, um das Risiko bestmöglich zu vermeiden?
Ein häufiger Tipp ist es, diese Zonen zu vermeiden - was aber kaum möglich sein wird. Man möchte ja mit dem Hund auch ins Grüne - wenn er immer nur am Beton herumwandert, ist das natürlich nicht angenehm. Aber auch Freigängerkatzen sind natürlich nicht kontrollierbar. Was man aber sicher machen sollte: Wenn die Möglichkeit besteht, dass das Tier Zecken bekommt, sollte man es täglich absuchen und Zecken entfernen. Zudem gibt es auch verschiedene effektive Präparate, die einem Zeckenbefall vorbeugen. Diese Substanzen wirken zwischen vier Wochen bis zu sieben Monaten. Hier ist es aber sehr wichtig, dass man sich mit der Haustierärztin, dem Haustierarzt berät. Denn man möchte nur Hunde und Katzen behandeln und nicht die Umgebung. Auch ist hier zu bedenken, dass sich die Situation mit einem Kleinkind oder mehreren Tieren im Haushalt ändert und hier andere Mittel zu empfehlen sein könnten.
Vor Experimenten ist jedenfalls zu warnen...
Ja, von Experimenten ist hier ganz klar abzusehen. Das kann sehr schnell schief gehen. Es gibt nämlich beispielsweise sehr gute Präparate für den Hund, die aber für Katzen giftig sind. Auch die Verwendung von Hausmittelchen ist meist nicht wirksam. So werden hier etwa bestimmte Öle gerne verwendet, die sicherlich den Geruchssinn von Hunden malträtieren, aber gegen Zecken kaum Wirkung zeigen. Aber auch andere Naturkapseln, Granulate usw. schaden den Tieren oft mehr, als dass ein positiver Effekt auszumachen wäre. Hier sollte man sich immer zusammen mit der Tierärztin oder dem Tierarzt ein nachhaltiges Konzept ausmachen.
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