Ausschreitungen & Pyro
250 Anzeigen nach Spiel Austria gegen Fenerbahce
253 Anzeigen nach dem Strafgesetzbuch – diese Bilanz zieht die Polizei nach dem Europapokal-Spiel am Donnerstagabend in Wien. Den ganzen Tag über kam es immer wieder zu Zwischenfällen. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz.
WIEN/FAVORITEN. Auf dem Rasen zeigten die Akteure auch viel Einsatz, doch für das größte Spektakel – nicht nur im positiven Sinne – sorgten am Ende dann die Fans. Das Europa-League-Qualifikationsspiel zwischen Austria Wien und Fenerbahçe Istanbul wurde schon im Vorfeld als "Hochrisikospiel" tituliert. Dementsprechend viele Polizeibeamte waren auch im Einsatz.
Vor dem Spiel fand ein Corteo der Gästefans, ausgehend vom Reumannplatz in Marschrichtung „Viola Park“, statt. Dabei wurden vereinzelt pyrotechnische Gegenstände entzündet. Von 18.15 bis 18.40 Uhr kam es zu einer Sperre des Verkehrs im Bereich der Laaer-Berg-Straße. Ebenso wurden pyrotechnische Gegenstände beim Zustrom der Austria-Fans verwendet.
Auch nach dem Anpfiff des Spiels blieb die Stimmung am Siedepunkt. Während des Spiels wurden im gesamten Stadion von beiden Fanlagern pyrotechnische Gegenstände entzündet. Ein 27-Jähriger verletzte sich dabei und musste von der Rettung ins Spital gebracht werden.
Mit Holz- und Eisenstangen attackiert
Darüber hinaus kam es zu einer kurzen Spielunterbrechung, da aus dem Sektor Ost ein Trommelschläger gegen den Tormann von Fenerbahçe geschleudert wurde. Er konnte verletzungsfrei weiterspielen und das Spiel wurde fortgesetzt. Diesbezüglich wird Anzeige wegen des Verdachts der versuchten Körperverletzung gegen Unbekannt erstattet. Austria Wien ermittelt ebenfalls (siehe unten).
Nach dem Spiel verließen die beiden Fanlager das Stadion, wobei es zu diversen Provokationen zwischen den Fans im Stadion und im Umfeld kam. Gegen 00.45 Uhr musste die Polizei erneut in den Bereich des Reumannplatzes ausrücken. Laut derzeitigem Ermittlungsstand sollen rund 30 FAK-Fans mit Holz- und Eisenstangen sowie auch Sesseln bewaffnet rund 50 Fenerbahçe-Fans attackiert haben.
In weiterer Folge soll es zu einem Gegenangriff der Gästefans gekommen sein. Der Polizei gelang es, die beiden Fanlager voneinander zu trennen und die Streitigkeiten zu beenden. Dabei musste mehrfach Pfefferspray eingesetzt werden. Insgesamt wurden bei diesem Vorfall 24 Austria- und 56 Fener-Fans wegen des Verdachts des versuchten Raufhandels, der versuchten Körperverletzung, der Körperverletzung sowie der versuchten schweren Körperverletzung zur Anzeige gebracht. Vor Ort meldeten sich lediglich zwei Personen bei den Einsatzkräften als verletzt.
Polizistin geschlagen
Alle anderen Beteiligten hatten, laut deren Angaben, Vorverletzungen oder auch allergische Reaktionen. Die Konfliktsituation konnte Dank des raschen Einschreitens der Einsatzkräfte schnell beendet werden. Zur weiteren Aufklärung des Sachverhalts und zur strafrechtlichen Verfolgung werden nun die Videoüberwachungen im Bereich des Reumannplatzes ausgewertet.
Insgesamt gab es 253 Anzeigen nach dem Strafgesetzbuch, davon 240 aufgrund des Vorfalls beim Reumannplatz. Des Weiteren gab es 30 Anzeigen nach dem Verwaltungsstrafgesetz. Eine Person wurde wegen des Verdachts des Widerstands gegen die Staatsgewalt festgenommen. Ein 33-Jähriger, gegen den ein Aufenthaltsverbot in Österreich besteht, soll einer Polizistin mit der Faust in die Magengrube geschlagen haben. Die Polizistin konnte den Dienst jedoch fortsetzen.
FAK entschuldigt sich
„Wir entschuldigen uns in aller Form bei allen Stadionbesucherinnen und Stadionbesucher für die unangenehmen Vorkommnisse beim Playoff-Heimspiel gegen Fenerbahçe im Viola Park“, betont Vorstand Gerhard Krisch in einer Aussendung. "Wir haben bereits mit der Aufarbeitung aller Themen begonnen um entsprechende Maßnahmen für unseren zukünftigen Spielbetrieb zu treffen", so Krisch.
„Uns haben Rückmeldungen von Stadionbesuchern zum gestrigen Playoff-Heimspiel erreicht, die sich im Viola Park unwohl fühlten, da es auf den Tribünen zu erhöhten Spannungen und vereinzelten Auseinandersetzungen kam. Die Vorkommnisse im und rund um das Stadion werden im Moment intern und mit allen involvierten externen Partnern aufgearbeitet", fügte er hinzu.
Das Ziel des Vereins sei ein sicheres Stadionerlebnis für alle. "Insbesondere möchten wir uns auch bei Fenerbahçe-Torhüter Altay Bayindir entschuldigen. Der Wurf von Gegenständen auf das Spielfeld ist ein unentschuldbares Fehlverhalten, das wir als Verein ebenso nicht tolerieren werden", betont der Vorstand.
Die Video-Aufzeichnungen werden aktuell ausgewertet. Sobald der Tatverdächtige identifiziert wird, wird ein Hausverbot verhängt und bei der Bundesliga ein bundesweites Stadionverbot beantragt – weitere Gespräche sind dazu ebenfalls bereits vereinbart.
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