Jede dritte Frau betroffen
Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen
Im Laufe ihres Lebens erlebt jede dritte Frau körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Auch in Wien ist das Ausmaß an Gewalt an Frauen weiterhin erschreckend hoch. Darauf versucht der internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.
WIEN. Gegen jede dritte Frau wurde schon einmal Gewalt ausgeübt. 23 Prozent aller Frauen in Österreich ab dem Alter von 15 Jahren waren schon mal Opfer von körperlicher Gewalt. Am 25. November, dem internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, starten die "16 Tage gegen Gewalt an Frauen". Die internationale Kampagne "Orange the World" soll die oft im Verborgenen liegende Gewalt gegenüber Frauen sichtbar machen.
Die Statistiken über Gewalt gegen Frauen sind erschreckend, besonders wenn man in diesem Bereich von einer sehr hohen Dunkelziffer an Gewalttaten ausgehen muss. Allein im Jahr 2021 wurden in Wien 4.124 polizeiliche Betretungsverbote ausgesprochen. Die Wiener Interventionsstelle gegen familiäre Gewalt (IST) betreute mehr als 6.000 Personen, die von Gewalt in der Familie oder Stalking betroffen waren. Und knapp 650 Frauen und 640 Kindern fanden in den Wiener Frauenhäusern Zuflucht.
Allein dieses Jahr gab es in Wien acht Femizide. Diese sind die Spitze des Eisbergs von Gewalt an Frauen. In Österreich wurden seit Anfang des Jahres 25 Femizide gezählt. Dabei handelt es sich um einen Mord an Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts.
Gewalt meist von Männern
Gewalt an Frauen üben zu einem sehr hohen Teil Männer aus, im häuslichen Bereich sind 90 Prozent der Täter männlich. Mehr als 80 Prozent der Menschen, die im Jahr 2021 in Wien häusliche Gewalt erlebt haben, waren hingegen Frauen. Gewalt von Männern gegen Frauen gibt es in allen sozialen Schichten, Nationen, Familienverhältnissen und Berufsgruppen. Sie ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, verknüpft in der Abwertung und Diskriminierung von Frauen.
Viele der Täter verüben wiederholt Gewalt an Frauen. Immer wieder wird Kritik laut, das System schützt Frauen nicht gut genug und greift nicht früh genug ein. Frauen erzählen immer wieder, dass sie von der Polizei nicht ernst genommen werden. Auch wenn man eine Anzeige machen will, liegt es bei den von Gewalt betroffenen Personen, die Beweise dafür zu sammeln.
Wenn es dann Aussage gegen Aussage steht, heißt es im österreichischen Recht: im Zweifel für den Beschuldigten. Eine Aktenanalyse aus dem Jahr 2016 ergibt, dass in mehr als 70 Prozent die Ermittlungen gegenüber häuslicher Gewalt eingestellt worden sind. In vielen Fällen kommt es nie zu einem Prozess.
Hilfsangebote in Wien
In Wien gibt es etliche Angebote für Frauen. Das Wiener Frauenzentrum ist eine Erstberatungs- und Informationsstelle der Stadt Wien. Ein Team an Juristinnen, Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen berät Frauen kostenlos, vertraulich und anonym, über Unterstützungsangebote, bei rechtlichen Problemen sowie sozialer und psychischer Beratung. Das Wiener Frauenzentrum ist Montag bis Donnerstag zwischen 9 Uhr und 17 Uhr und am Freitag bis 16 Uhr geöffnet.
Der 24-Stunden Frauennotruf ist rund um die Uhr erreichbar und hilft Frauen und Mädchen in Gewaltsituationen. Die telefonische Beratung ist in mehreren Sprachen möglich.
Auch die Frauenhäuser Wien helfen Frauen telefonisch weiter. Sei bieten Frauen und Kindern vorübergehend eine Wohnmöglichkeit. Das Notruftelefon ist Tag und Nacht unter der Nummer 05 77 22 erreichbar.
Die Diakonie berät geflüchteten Frauen bei medizinischen Fragen, Begleitung zu Behörden und bei Fällen von Gewalt. Man bietet auch Einzelberatung, Gruppenangebote, Erziehungsberatung und Förderangebote für Kinder.
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