Unterricht
Jeder siebte Wiener Volksschüler kann nicht ausreichend Deutsch
- Rund 15 Prozent der über 71.000 Volksschüler und Volksschülerinnen in Wien beherrschen Deutsch nicht gut genug, um den Unterricht zu folgen.
- Foto: Juraj Varga/Pixabay
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Jedes siebte Kind in den Wiener Volksschulen kann dem Unterricht nicht folgen. Das Problem liegt dabei nicht am Verständnis, sondern bei ihren Deutschkenntnissen. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) sieht den Bund in der Pflicht und erntet im Gegenzug Kritik von der Wiener ÖVP und den Grünen.
WIEN. An den Wiener Volksschulen herrscht eine Sprachbarriere. Von den rund 71.000 Volksschülern und Volksschülerinnen können über 10.000 dem Unterricht aufgrund fehlender Deutschkenntnisse nicht folgen und zählen damit zu der Gruppe der außerordentlichen Schüler. Das sind rund 15 Prozent aller Volkschulkinder, wie aus Ende Juni veröffentlichten Zahlen der "APA" hervorgeht.
Viele der Kinder sind aufgrund verstärkter Fluchbewegungen im Ausland erst in jüngster Vergangenheit nach Wien gekommen, erklärt man aus dem Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) auf Nachfrage von MeinBezirk. Seit 2022 seien pro Schuljahr so rund 4.000 zusätzliche Kinder eingeschult worden.
- Rund 15 Prozent der über 71.000 Volksschüler und Volksschülerinnen in Wien beherrschen Deutsch nicht gut genug, um den Unterricht zu folgen.
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Dies sei ein Grund für mögliche Zahlenschwankungen während des Schuljahres. Den anderen Grund stellt der Verlust des außerordentlichen Status der Kinder nach spätestens zwei Jahren dar – unabhängig davon, ob sie bis dahin ausreichend Deutschkenntnisse erlangen konnten oder nicht. Damit landen die Kinder ohne ausreichende Sprachkenntnisse wieder im regulären Unterricht.
Ressourcen werden vermisst
Rund 17 Prozent der derzeit außerordentlichen Schüler verfügen dennoch über eine österreichische Staatsbürgerschaft, heißt es aus dem Büro Wiederkehr weiter. Und fast die Hälfte wäre außerdem bereits in Österreich geboren worden.
Dieser verortet das Problem bei fehlenden Ressourcen vonseiten des Bundes. Immerhin würden die Zahlen der außerordentlichen Schüler auf der einen Seite steigen, die Mittel des Bundes würden jedoch nicht nachziehen. Aufgrund "viel zu geringer" Planstellen musste Wien deshalb zusätzliche Stellen aus dem allgemeinen Topf zur Deutschförderung heranziehen.
Sprachförderung in Kindergärten
Zusätzlich zu Familiennachzügen und erhöhten Fluchtbewegungen könnte in den nächsten Jahren ein weiterer Faktor das Problem der Sprachbarrieren weiter verstärken. Laut dem Wiener Bildungsbüro hätten rund 60 Prozent der Kindergartenkinder eine andere Muttersprache. Dabei spielt laut Wiederkehr auch das familiäre Umfeld eine große Rolle dar.
- Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) fordert mehr Ressourcen vom Bund. (Archiv)
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Um diesem Problem Herr zu werden, setze die Stadt Wien bereits zahlreiche Maßnahmen. Unter anderem werde die Zahl der Sprachförderkräfte immer weiter erhöht.
Kritik von Grünen und ÖVP
Erschrocken von den Zahlen zeigen sich am Mittwochvormittag die anderen Stadtparteien. Die Bildungssprecher der Grünen, Julia Malle und Felix Stadler, sehen wiederum Wiederkehr in der Pflicht. Da fast die Hälfte der Schüler und Schülerinnen bereits in Wien geboren sei und dennoch den Unterricht nicht verfolgen könnte, handle es sich hier um "ein systematisches Versagen".
- Die Wiener Bildungssprecher der Grünen, Julia Malle und Felix Stadler, verorten systematisches Versagen.
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Der ÖVP-Gemeinderat, Harald Zierfuß, verweist darauf, dass sich trotz vierjähriger Neos-Regierungsbeteiligung nichts geändert hätte. "Wenn Kinder hier geboren werden, aufwachsen, mindestens zwei Jahre den Kindergarten besuchen und dann bisher nicht ausreichend Deutsch können, hat das auch nichts mit Fluchtbewegungen oder den Planstellen in Wiens Schulen zu tun, sondern ganz einfach mit dem Versagen dieser Stadtregierung", so Zierfuß.
- ÖVP Wien-Bildungssprecher Harald Zierfuß (Foto) sieht Bildungsstadtrat Wiederkehr in der Pflicht.
- Foto: ÖVP Wien
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Die Wiener-FPÖ kündigte zu diesem Thema bereits eine Pressekonferenz am Donnerstag an. Vorab kritisierten sie den Bildungsstadtrat bereits in einer Aussendung und sehen "Wiederkehrs Versagen offenbart". Die Neos Wien möchten sich am Freitag in einer anberaumten Pressekonferenz ausführlicher zu dem Thema äußern.
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