Psychologie / Partnerschaft
Kann ich Liebeskummer schneller loswerden?
Nein, denn Liebeskummer ist eine Emotion, die sehr sinnvoll ist. Im Liebeskummer erleben wir oft starke Trauer, aber auch Ohnmacht, Wut, Kränkung, mitunter auch Hass.
Liebeskummer hilft uns, den Verlust eines geliebten Menschen, aber auch die Kränkung zu verarbeiten. Es wäre zwar möglich, den Liebeskummer durch Alkohol, Drogen, Medikamente, Konsum oder sonstige Ersatzbefriedigungen vorübergehend zu dämpfen und zu unterdrücken, damit täten wir uns allerdings selbst nichts Gutes, weil wir damit nicht den Verlust verarbeiten könnten und sich im schlimmsten Fall sogar eine Sucht nach Ersatzbefriedigungen entwickeln könnte, die einem immer sinnleereren Leben führt.
Ein konstruktiver und authentischer Umgang mit Liebeskummer wäre, sich jeden Tag mindestens eine Stunde für das Erleben von Kummer, Trauer, Kränkung, Wut etc. Zeit zunehmen und den Kummer bewusst zuzulassen und zu durchleben. Im Laufe der Wochen und Monate wird der Liebeskummer dann immer weniger werden und seinen Stachel verlieren.
Hilfreiche Tipps für einen konstruktiven Umgang mit Liebeskummer wären:
- mal 20 Minuten so richtig weinen (Trauer)
- Sport machen, auf einen Sandsack schlagen, Wut, Kränkung und Hass herausschreien
- Tagebuch schreiben
- mit anderen Menschen das Gespräch suchen
- alte Hobbys, Beschäftigungen aufnehmen (das steigert das Selbstbewusstsein)
- Tätigkeiten nachgehen, die ich gut kann
Seien Sie geduldig, denn Liebeskummer braucht seine Zeit. Oft kommt er in Wellen und klingt sehr langsam aber stetig ab. Grundsätzlich bedarf Liebeskummer nicht der psychotherapeutischen Behandlung, diese ist aber dann dringend empfohlen, wenn Hass, Selbsthass oder Ohnmacht als sehr stark erlebt werden. Auch bei Suizidalität oder konkreten Plänen nach Rache und Vergeltung sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen.
Eine gute Selbstfürsorge kann auch hilfreich sein.
Wenn etwa ein Kind hinfällt und sich verletzt, dann kommen seine Eltern und trösten es. Die Verletzung tut dann dem Kind immer noch als physischer Schmerz weh, aber die liebevolle Anteilnahme und der Trost von Mutter und Vater machen den Umgang mit dem Schmerz leichter. Das Kind erlebt, dass es wertvoll ist, Mitgefühl für sich selbst und andere zu haben und dass es dieses schmerzhafte Erleben mit anderen teilen und akzeptieren kann. Das Kind öffnet sich in diesem mitfühlenden Kontext seinen Schmerzen, akzeptiert diese und gibt den Kampf gegen die schmerzen Gefühle und physischen Schmerzen auf. Angst, Wut, Schreck und Hilflosigkeit verwandeln sich in Akzeptanz. Das Kind geht durch den Schmerz hindurch und erlebt, wie der Umgang mit dem Schmerz leichter wird.
Dasselbe passiert mit der Haltung der radikalen Akzeptanz. Wir erleben, dass sich unsere schmerzhaften Gefühle im Kontext der Anteilnahme wandeln.
Oft fällt es Menschen schwer, genauso gut und anteilnehmend mit sich selbst umzugehen, wie mit anderen Menschen. Es ist dann wichtig, dass ich mir folgende Fragen stelle:
- Wie können mich andere Menschen am besten trösten?
- Wie kann ich selbst andere am besten trösten?
- Wie gehe ich mit mir selbst um, wenn es mir schlecht geht, wenn ich etwa Schmerzen habe oder schwierige Emotionen spüre?
- Wie könnte ich in Zukunft tröstender mit mir selbst umgehen, wenn es mir schlecht geht? Was könnte ich dann ganz konkret anders machen? Was brauche ich dann von mir selber? Was brauche ich von anderen?
- Gibt es Bilder, Gedanken, Erinnerungen, Vorstellungen, die mir dabei helfen können, mir selbst Trost zu spenden, wenn ich unter schmerzhaften Gefühlen leide (etwa Erinnerungen an getröstet-Werden, an liebevolle Trost-spendende Menschen oder positive Visualisierungen)
- Wenn ich morgen aufwachen würde und anteilnehmend und mitfühlend mit mir selber umgehen würde, wie würde ich das als erstes bemerken. Mein Schmerz wäre dann noch immer da, aber was würde ich dann anders machen, wenn ich voller Mitgefühl für mich selber wäre? Wie würden andere Menschen es bemerken, dass ich auf einmal mit Mitgefühl, Trost und Anteilnahme mit mir selber umgehen würde? Wie würde so ein Tag voller Mitgefühl aussehen?
- Gibt es schon jetzt etwas, was ich voller Mitgefühl für mich selber tun könnte?
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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