Psychotherapie
Long-COVID / Post-COVID und seine psychischen Folgen – Teil 3

- hochgeladen von Florian Friedrich
Etwa zehn Prozent der Corona-Patient*innen leiden auch sechs Monate nach Abklingen der Corona-Infektion noch immer an den Folgen ihrer Infektion mit COVID-19. Die betroffenen Menschen haben u.a. Wochen und Monate lang Konzentrations- und Wortfindungsstörungen, auch der Geschmacks- und Geruchssinn können stark beeinträchtig sein. Zudem kommt es zu Atemnot und Erschöpfungszuständen, auch dann, wenn die organischen Befunde normal sind.
Die Post-COVID-Fatigue stellt nicht nur körperlich, sondern auch psychisch eine schwere Belastung dar. Die betroffenen Menschen fühlen sich auch nach kleinen körperlichen Anstrengungen bereits sehr erschöpft und überfordert. Die Müdigkeit kann zudem chronisch sein und das bisherige Leistungsniveau kann nicht mehr erreicht werden.
Viktor Frankl, der Begründer der Logotherapie, hat sehr schön formuliert, dass wir den Bedingungen unserer Existenz (etwa Körper und Psyche) nicht völlig ausgeliefert sind, sondern uns als Menschen immer bewusst entscheiden können, wie wir damit umgehen. Leide ich etwa an den Folgen einer Erkrankung wie COVID-19, so kann ich lernen, mit diesen Folgen anders und besser (personal und authentischer) zu handeln.
Eine Krankheit wie Long-COVID stellt fast immer eine massive existentielle Erschütterung im Leben eines Menschen dar. Depressionen, starke Ängste, Gefühle der Leere, innere Unruhe, Wut und Trauer können einander abwechseln.
Psychotherapie und psychologische Hilfe können Ihnen helfen, die Erkrankung in Ihr Leben zu integrieren und belastende Emotionen auszuhalten, anzunehmen und durch sie hindurchzugehen.
In dieser Erschütterung des Lebens liegen auch personale und existentielle Spuren, einen neuen Blick auf das Leben und seine sinnstiftenden Möglichkeiten zu finden. Trotz belastender Emotionen kann im therapeutischen Prozess neuer Lebensmut gefunden werden und der/die Betroffene kann sich dem Leben neu zuwenden und in Beziehung zu ihm treten.
Wichtig ist es auch, trotz und gerade wegen all Ihrer Beschwerden, dass Sie wieder den Blick auf Ihre eigenen Kraftquellen richten, um besser mit ihren Long-COVID-Beschwerden zurecht zu kommen. Viele Dinge können wir auch dann tun, wenn wir unter Beschwerden leiden.
Folgende Fragen zur Selbsterfahrung können Ihnen hier hilfreich sein:
Gibt es eine innere Stärke oder einen inneren Halt, der/die Sie schon Ihr ganzes Leben lang begleitet?
Welche Kraftquellen haben sie früher genutzt?
Welche Kraftquellen haben Ihnen in der Vergangenheit in schwierigen Zeiten geholfen, etwa in Zeiten von Krankheiten, Lebenskrisen oder wenn Sie Schmerzen hatten?
Welche dieser Kraftquellen nutzen Sie heute nicht mehr?
Welche dieser Kraftquellen könnten Sie heute wieder nutzen?
Wer könnte Ihnen dabei helfen und was brauchen Sie dafür?
Was ist heute Ihre wichtigste Stärke und Ressource?
Welche Stärken/Ressourcen und Kraftquellen nutzen Sie bereits, um mit Ihren Beschwerden besser umzugehen oder sich davon abzulenken?
Was könnten Sie trotz Ihrer Beschwerden heute noch genießen?
Was gibt Ihnen unabhängig von Ihren Beschwerden Kraft, Sinn und ist wertvoll in Ihrem Leben?
Exkurs: Long-COVID
Auch sechs Monate nach Abklingen der Corona-Infektion leiden etwa zehn Prozent der Corona-Patient*innen noch immer an den Folgen ihrer Infektion mit COVID-19.
Die Betroffenen haben u.a. Wochen und Monate lang Konzentrations- und Wortfindungsstörungen, auch der Geschmacks- und Geruchssinn können stark beeinträchtig sein. Zudem kommt es zu Atemnot und Erschöpfungszuständen, auch dann, wenn die organischen Befunde normal sind. Manche der Betroffenen werden in jungen Jahren zu Pflegefällen. Die Ursachen für Long-Covid bzw. Post-Covid sind vielfältig und noch immer nicht gut erforscht.
Es drohen Armut, sozialer Abstieg und Berufsunfähigkeit. Obwohl sich viele Menschen in Ausübung ihres Berufes mit COVID-19 infiziert haben, wird COVID-19 so gut wie gar nicht als Berufskrankheit anerkannt.
Die Post-COVID-Fatigue stellt nicht nur körperlich, sondern auch psychisch und sozial eine schwere Belastung dar. Die betroffenen Menschen fühlen sich nach kleinen körperlichen Anstrengungen bereits sehr erschöpft und überfordert, oft tagelang. Die Müdigkeit kann zudem chronisch sein und das bisherige Leistungsniveau wird nicht mehr erreicht. Es ist dann ganz wichtig, die eigene Leistungsfähigkeit nicht zu überfordern, sondern in ganz kleinen Schritten und Einheiten zu arbeiten.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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