"Sei fair zu mir"
Handelsangestellte protestierten am Dienstag in Wien
Am Dienstag gingen die Handelsangestellten in Wien auf die Straße. Bei einem eigenen Protestzug forderten sie angesichts der stockenden Gehaltsverhandlungen von ihren Arbeitgebern: "Sei fair zu mir".
WIEN/INNERE STADT. Auch im Handel geht es um die Gehaltserhöhungen. Zwei Runden zwischen Arbeitnehmervertretung - in Form der Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA) - und Arbeitgebervertretung - in Form der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) - sind bereits absolviert. Eine Einigung scheint noch weit entfernt.
Denn während die GPA unter anderem 11 Prozent mehr Gehalt fordert, spricht die WKÖ davon, dass dies aufgrund der aktuellen Konjunktur nicht möglich sei. Die Forderung der GPA bewege sich "in utopischen Sphären“. Man habe sämtliche Forderungen durchgerechnet - wenn man allen Wünschen nachginge, käme man auf eine tatsächliche Steigerung bei den Kollektivverträgen von 14 Prozent, so die WKÖ.
Ein Gegenangebot der Arbeitgeber gäbe es hingegen gar nicht, erklärt man bei der GPA. Aufgrund dessen rief man am Dienstag, 14. November, in Wien zu einem Protest auf. Vom Schwedenplatz ging es über die Wiener Innenstadt bis zur Ecke Oper/Kärntner Straße.
1.000 Angestellte auf den Straßen
MeinBezirk.at hat die Stimmungslage zusammengefasst. Gekommen seien laut dem GPA-Sprecher Martin Panholzer in Wien rund 1.000 Angestellte aus dem Handel. Er betont, dass die Veranstaltung noch ein Protest und kein Streik war. So nahmen jene Teil, die am Dienstag ohnehin frei hätten - etwa wegen Zeitausgleich oder wegen Teilzeit.
Trotzdem war die Stimmung laut Panholzer "sehr kämpferisch". "Die Hauptforderung war natürlich, dass die Arbeitgeber endlich ein Gegenangebot auf den Tisch legen müssen." Seit Oktober, also noch vor der ersten Verhandlungsrunde, kannte die Unternehmervertretung bereits die Forderungen der GPA.
"Das Verhalten uns gegenüber ist wirklich respektlos. Daher auch der Appell an die Arbeitnehmerseite, endlich Verantwortung in die Hand zu nehmen. Es geht immerhin um österreichweit eine Halbe Million Menschen, die im Handel tätig sind österreichweit, darunter auch viele Frauen in Teilzeit, die ganz besonders auf ein faires Einkommen angewiesen sind." Allein in Wien zählen die 37.000 Handelsunternehmen rund 100.000 Angestellte und Lehrlinge.
Streikbeschlüsse in der Lade
Bereits vor dem Protest am Dienstag gab es schon Betriebsversammlungen, unter anderem bei Betrieben im Donauzentrum im 22. Bezirk. Diese wurden einstweilen unterbrochen. Am Donnerstag, 16. November, kommen die Chefverhandler zur insgesamt dritten Runde wieder zusammen.
Sollte es bis dahin noch immer kein Gegenangebot der WKÖ geben, plane man schon die nächsten Schritte, so Panholzer. "Dann werden die Betriebsversammlungen wieder aufgenommen und erste Beschlüsse zu Streiks gefasst", erklärt der GPA-Sprecher. Dies sei auch der Fall, wenn es zwar ein Gegenangebot gibt, dieses aber weit unter einer akzeptablen Verhandlungsbasis liege. "Das muss man sich dann ganz genau im Detail ansehen."
Streiks soll es allenfalls jedoch erst ab Ende November geben. Erst dann, wenn auch die vierte Verhandlung rund um das Gehalt im Handel gescheitert ist. Die vierte Runde findet am Montag, 27. November, statt, so Panholzer.
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