Aufträge zum Schein
Wiener Wohnen-Bestechungsprozess mit 53 Angeklagten

Vor Gericht stehen auch 45 Personen, die in dem Zeitraum bei Wiener Wohnen gearbeitet haben. | Foto: ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com
4Bilder
  • Vor Gericht stehen auch 45 Personen, die in dem Zeitraum bei Wiener Wohnen gearbeitet haben.
  • Foto: ROBERT JAEGER / APA / picturedesk.com
  • hochgeladen von Antonio Šećerović

Am Wiener Landesgericht müssen sich noch im November 53 Angeklagte verantworten. Der Verdacht der Bestechung rund um Wiener Wohnen-Aufträge steht im Raum.

WIEN. Er dürfte ein Unternehmer mit vielen verschiedenen Leidenschaften und Talenten sein. Ein heute 58-Jähriger leitete von April 2011 bis 2013 eine Glaserei und Malerei, einen Steinmetzbetrieb und mehrere Baufirmen. Heute steht er im Firmenbuch als Chef eines Maler- und Anstrichbetriebes. Mit so vielen Firmen ist natürlich die Chance groß, auch Leistungen für Wiener Wohnen abdecken zu können.

Genau in den zwei Jahren soll diese Betriebe dies auch gemacht haben. Vor allem Reparaturen bei Gemeindebauten standen für den Unternehmer und mehrere Mitarbeiter an. Jetzt muss sich eben jener Geschäftsmann und 52 weitere Angeklagte vor Gericht verantworten. Denn die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vermutet, dass der Geschäftsmann 45 Mitarbeiter von Wiener Wohnen im Zuge dieser Arbeiten "geschmiert" hat. Sieben Beschäftigte des Unternehmers sind als Bestimmungs- oder Beitragstäter mitangeklagt. Das geht aus der Anklageschrift hervor, welche der "APA" vorliegt.

Ein Chef mehrerer Unternehmen muss sich vor Gericht verantworten. Er soll Mitarbeitende von Wiener Wohnen für Scheinaufträge bestochen haben. (Symbolfoto) | Foto: congerdesign/Pixabay
  • Ein Chef mehrerer Unternehmen muss sich vor Gericht verantworten. Er soll Mitarbeitende von Wiener Wohnen für Scheinaufträge bestochen haben. (Symbolfoto)
  • Foto: congerdesign/Pixabay
  • hochgeladen von Johannes Reiterits

Verrechnung ohne Leistung

Konkret geht es darum, dass Aufträge verrechnet worden sein sollen, welche gar nicht oder nicht im vollen Umfang durchgeführt wurden. Laut Anklage hätten Werkmeister und Referenten von Wiener Wohnen Einkaufs- oder Tankgutscheine - manchmal auch Sachwerte - bekommen, wenn sie ein Auge zugedrückt haben.

Untermauert wird die Anklage mit „ungewöhnlich vielen Beweisen für die Gewährung und die Annahme von Vorteilen", heißt es in dem Bericht. So sollen die jeweiligen Firmen eigene Gutscheinlisten geführt haben, um den Überblick zu behalten. Ein Ex-Mitarbeiter des 58-Jährigen gab außerdem an, dass ihm schon "am Anfang" gesagt worden sei, "dass man sich bei den Werkmeistern bedanken soll, eben mit Gutscheinen." Auch Excel-Listen seien demnach vorbereitet und Gutscheine im Gegenwert von "circa drei Prozent der Auftragssumme“ gekauft worden. Der Mitarbeiter gibt an, damit zu den Werkmeistern aufgebrochen zu sein - die Reaktionen dieser waren "sehr positiv".

Insgesamt 53 Personen müssen sich verantworten. | Foto: SB

Bei Wiener Wohnen reagierte man rasch, als man von der mutmaßlichen Korruptionsaffäre erfuhr. Unter den angeklagten Wiener Wohnen-Mitarbeiten wurden etliche suspendiert, andere schieden freiwillig aus ihrem Job bei der Stadt aus.

Teils tausende Euros

Wie viel die Bediensteten der Stadt potenziell erhalten haben sollen, sei laut Anklage recht unterschiedlich. Bei einigen gehe es um hundert Euro Gegenwert der Gutscheine, andere erhielten weit mehr. Ein 57-jähriger Beamter soll gar 15.000 Euro erhalten haben. Auch für den Wert der Bestechungszahlungen soll es ein eigenes Evidenzbuch geben.

Es wurde dem Unternehmer scheinbar auch recht einfach gemacht, Scheinaufträge anzufertigen. Denn laut WKStA hätten die Wiener Wohnen-Mitarbeiter weder selbst vorab festgestellt, ob es überhaupt Schäden gab, noch nachher auch kontrolliert, ob diese mutmaßlichen Schäden überhaupt behoben und die erteilten Aufträge ordnungsgemäß durchgeführt wurden. Es gab sogar die Idee, angeblich Reparaturen nach Glasbruch in Rechnung zu stellen. In Wahrheit hätte man jedoch einfach nur die Scheiben bei Fenstern gereinigt und das Silikon ausgetauscht.

Angeblich wurde sogar Glastausch bei vermeintlich kaputten Fenstern verbucht. Dabei hatten die Fenster eigentlich gar nichts. (Symbolbild) | Foto: Pexels/Pixabay
  • Angeblich wurde sogar Glastausch bei vermeintlich kaputten Fenstern verbucht. Dabei hatten die Fenster eigentlich gar nichts. (Symbolbild)
  • Foto: Pexels/Pixabay
  • hochgeladen von Johannes Reiterits

Der Unternehmer belastete sich wegen seiner peniblen Aufzeichnungen noch mehr, erklärt die WKStA. So habe er ein schriftliches Protokoll über wöchentliche Besprechungen mit seinen eingeweihten Mitarbeitern geführt. Ein entsprechendes Dokument fiel den Ermittlern in die Hände. In diesen Gesprächsprotokollen zu lesen sind auch Unterhaltungen, in denen man sich aufgrund der Scheinrechnungen über die Stadt lustig macht.

Verhandlung beginnt im November

Der Fall dürfte ein größerer Prozess werden. Die Angeklagten müssen sich ab 27. November im Großen Schwurgerichtssaal verantworten. Vorerst sind sieben Verhandlungstage bis zum 7. Dezember einberaumt. Bei ehemaligen Gemeindebediensteten, die nur geringe Beträge eingeseift haben, käme im Fall einer geständigen Verantwortung und einer bisherigen Unbescholtenheit wohl eine diversionelle Erledigung in Betracht.

Weitere Themen:

Festnahme nach Einbruch in Wohnung von Ministerin Edtstadler
Bewaffneter 16-Jähriger raubt Trafik in Ottakring aus
Anzeige
2:02
2:02

Mauro Mittendrin
Mauro Mittendrin und Coca-Cola auf der Suche nach der besten Pizza Wiens

Als Mauro Mittendrin habe ich mich gemeinsam mit Coca-Cola auf die Suche nach der besten Pizza Wiens gemacht. Diesmal war ich im Ristorante Sole in der Annagasse 8 in der Inneren Stadt zu Gast, wo ich eine ganz besondere Variante der Pizza entdeckt habe: Pizza mit Bresaola, Rucola, Prosciutto und Parmesan. Gleich nachdem ich die Pizzeria Sole betreten habe, empfängt mich der verlockende Duft von frisch gebackenem Teig und köstlichen Zutaten. Der freundliche Pizzaiolo empfiehlt mir die Pizza mit...

Anzeige
3:29
3:29

Immobilienmakler Rudi Dräxler in 1140 Penzing
Profitieren Sie von maßgeschneiderter Beratung & umfassender Marktkenntnis

Rudi Dräxler ist Ihr kompetenter Immobilienmakler im 14. Wiener Gemeindebezirk für Immobilien im Wienerwald und Wien Umgebung. Mit 23 Jahren Erfahrung und umfassender Marktkenntnis unterstützt Sie Rudi Dräxler Immobilien dabei, Ihr Traumzuhause zu finden oder Ihre Immobilie zu verkaufen. Als mehrfach ausgezeichneter Immobilienmakler mit Handschlagqualität - erst kürzlich wieder bei findmyhome als Qualitätsmakler - bietet Rudi Dräxler Immobilien im 14. Bezirk in Wien persönliche Beratung, die...

Anzeige
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
4

Tauchsport Adria in 1040 Wien Wieden
Ein Geheimtipp für Tauchsportfreunde

Seit den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt das Tauchsport Adria in der Tauchszene als Geheimtipp. Hier erhalten Taucherinnen und Taucher alles, was sie an Ausrüstung und Zubehör benötigen. 1970 wurde die Tauchschule von Peter Käferböck gegründet. In dieser Zeit konzentrierte sich der passionierte Taucher darauf, Interessierten das Tauchen beizubringen. 25 Jahre später kam dann das Tauchgeschäft hinzu, das Tauchfreunde mit allem Zubehör und der notwendigen Ausrüstung für ihre...

Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.