Vor 100 Jahren
Amtsblatt der BH Zwettl vom Donnerstag, 1. März 1923
Rasche Hilfe für das Krankenhaus Stadt Zwettl!
Das Krankenhaus in Stadt Zwettl ist in höchster Gefahr, den Betrieb einstellen zu müssen. Die gesetzlichen Zuflüsse und Einnahmen reichen jetzt nicht mehr hin, die allernotwendigsten Auslagen für Beheizung, Verköstigung, Pflege und Wartung, Arzt und Medikamente zu decken; umsoweniger können notwendige Ausbesserungen und Neuanschaffungen von Einrichtung, Bettzeug und Leibwäsche, von ärztlichen Behelfen und so weiter besorgt werden.
Wenn nicht durch private Wohltätigkeit und Unterstützung raschest ausgiebige Hilfe kommt, so ist die Schließung des Krankenhauses unvermeidlich. Welche Gefahren dann durch Zeitverlust und Unkosten für die rasche Hilfe suchenden Kranken entstehen, wenn sie nach Waidhofen a. d. Th. oder weiter fortgebracht werden müssen, sind nicht zu ermessen.
In dieser größten Not richten die Vertreter des Krankenhauses an die gesamte Bevölkerung, welcher die Erhaltung des Krankenhauses nahe liegt, die dringendste Bitte, ausgiebige Hilfe zu leisten durch reichliche Spenden von Geld oder Naturalien wie Holz, Korn, Hafer, Weizen, Gerste, Mohn Erdäpfel, Kleie, Butter, Eier, Milch, Mehl, Fleisch, Fett, Bettzeug, Leibwäsche (auch abgenützte zur Verwendung bei Umschlägen), Zwirn, Wolle u. dgl. Alles, auch das Kleinste, wird dankbarst angenommen und entsprechend verwertet.
Die Gemeinden, Pfarrämter, Schulen, Genossenschaften, anderen öffentlichen Körperschaften, Vereine, Anstalten, Ärzte, Apotheker u. s. w. aber werden gebeten, für diese Sammlung eifrigst wirken zu wollen. Es handelt sich hier zunächst um eine Hilfsaktion im größten Interesse unseres eigenen Bezirkes.
Die Spenden wollen gemeindeweise mit einem Verzeichnisse der Geber in die Schießstätte in Zwettl gebracht werden, wo sie an jedem Montag, Mittwoch und Freitag von 1 bis 2 Uhr nachmittags und außerdem jederzeit beim Kaufmanne Herrn F. Kastner gegen Empfangsschein übernommen und schließlich öffentlich ausgewiesen werden.
Wer in einem Krankenhause schon einmal Hilfe gefunden hat, der soll sich dankbar zeigen, wer einer solchen Hilfe aber noch nicht bedurfte, der kann früher oder später in diese Lage kommen. Darum sollen alle, die nach ihren Erwerbs- und Vermögensverhältnissen spenden können, den Bestand des Krankenhauses in Stadt Zwettl retten helfen.
Das Spendenverzeichnis soll ein Ehrenblatt in der Geschichte der Stadt Zwettl bilden.
Helfet rasch und ausgiebig, ehe es zu spät ist!
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