Opposition steigt auf die Barrikaden
12 Bäume werden gefällt

Diese Bäume sind beim Ausbau der neuen Messehaltestelle im Weg. Die alten Kastanienbäume werden am 15. September gefällt. Im Gegenzug soll ein breiterer Gehsteig errichtet werden und neue 12 Bäume gesetzt.
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  • Diese Bäume sind beim Ausbau der neuen Messehaltestelle im Weg. Die alten Kastanienbäume werden am 15. September gefällt. Im Gegenzug soll ein breiterer Gehsteig errichtet werden und neue 12 Bäume gesetzt.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

Seit drei Wochen ist klar: 12 Bäume müssen wegen dem Bau der Messe-Haltestelle in der Ingenieur-Etzel-Straße gefällt werden. Der Stadtsenat stimmte – mit den Gegenstimmen der FPÖ – dafür. Die Opposition – FPÖ und Gerechtes Innsbruck – steigt jetzt auf die Barrikaden. Am 15. September soll die Fällung auf der Ingenieur-Etzel-Straße zwischen Schillerstraße und Bienerstraße vonstattengehen. Seit April ist der Bau der Messestation voll im Gange. Voraussichtliches Bauende: Dezember 2021.

INNSBRUCK. "Die Grünen haben dafür gestimmt, dass in vierzehn Tagen dort oben kein Vogel, kein Rotkelchen und keine Amsel mehr singt", findet Gerald Depaoli (Gerechtes Innsbruck) drastische Worte. Er kritisiert in einem seiner Facebook-Videos den Vorgang der Innsbrucker Stadtregierung bezüglich Baumfällungen in der Ingenieur-Etzel-Straße. Nicht nur das Gerechte Innsbruck findet klare Worte gegen "die grünen Baummörder". Auch die Freiheitlichen kritisieren den Umgang mit den 12 Kastanienbäumen, die am 15. September zur Fällung kommen sollen. Warum eben jetzt die Opposition auf die Barrikaden steigt, wenn schon der Stadtsenatsentschluss am 12. August getätigt wurde – hat verschiedene Gründe. Depaoli hat erst jetzt davon erfahren, weil die ÖBB Flyer an die Anrainerinnen mit den Plänen und der Vorgangsweise in die Postkästen geworfen hatten: "Uns werden ja die Informationen vorenthalten. Wir haben gedacht, das ist der Grund der ÖBB, da kann man nichts machen. Dann hat sich aber herausgestellt, dass das der Grund der Stadt ist und sie darüber bestimmen kann." Eine große Enttäuschung für ihn. "Gab es denn keine anderen Pläne, um die Bäume zu erhalten? Die könnten ja auch als Schattenspender dienen, wenn die Leute auf dem Bahnsteig warten müssen", gibt er zu bedenken. Er schließt nicht aus, eine Protestaktion zu organisieren. "Wir machen es, wie es mal die Grünen gemacht haben und ketten uns an die Bäume."

"Haben uns fürchterlich geärgert"

Die FPÖ wiederum ist mit zwei Stadtsenatsmitgliedern im Entscheidungs-Gremium vertreten gewesen. Für sie war die Aussendung einer Pressemitteilung deshalb von Interesse, um noch einmal auf das Problem aufmerksam zu machen. Rudi Federspiel: "Das ist ja egal, wann wir die Aussendung machen, Fakt ist, dass wir uns schon damals fürchterlich aufgeregt haben, dass die Bäume wegkommen. Wir wollten noch einmal darauf aufmerksam machen." Für ihn ist klar, dass das Grünen-Bürgermeister-Duo, Bgm. Georg Willi und Vizebgm. Uschi Schwarzl, bei den Verhandlungen mit den ÖBB versagt haben: "Da hätte die Stadtführung einfach sagen können, dass das nicht geht. Die Planungen mit den ÖBB sind total in die Hose gegangen." Auch Frustration klingt bei den Gesprächen mit den Federspiel und seiner Parteikollegin und Stadträtin Andrea Dengg durch. "Wir bekommen Unterlagen, um sie in zwei Tagen durchzusehen und einen Beschluss zu fassen", meint Dengg, "die Zeit für eine Einschätzung ist viel zu kurz." Und Federspiel: "Nicht nur wir bekommen wenig Informationen, ja auch die Koalitionspartner selbst bekommen nichts mit. Die sollten sich endlich eingestehen, dass das nur mehr ein Sauhaufen ist und Neuwahlen ausrufen."

"Kann nicht um die Bäume herum gebaut werden"

Die Messehaltestelle der S-Bahn bedeutet einen echten Meileinstein im Tiroler Öffinetz und ist schon lange geplant. Die Umsetzung ruft aber auch Entsetzen in der Bevölkerung hervor. Nicht nur die große Baustelle, weswegen die Ingenieur-Etzel-Straße gesperrt ist, sondern auch die mit blau markierten Bäume – jene, die gefällt werden müssen – machen traurig. 12 Kastanienbäume müssen wegen dem Ausbau der Haltestellen weichen. Wie aus dem Büro der zuständigen Vizebürgermeisterin, Uschi Schwarzl, verlautbart wird: "Es gab die Wahl zwischen Haltestelle mit bis zu 3.000 Fahrgäste pro Tag oder 12 alte, nicht eins zu eins ersetzbare Bäume. Wir haben uns mit den ÖBB für die Haltestelle und den Ausbau des Straßenraumes zu einer Begegnungszone mit neuen Bäumen umzugestalten." Dabei rücken die Bäume auch weiter in den Straßenraum, dadurch entsteht ein breiterer Gehsteig, der zum Flanieren und Verweilen einladen soll. Man hat sich mit der ÖBB auf eine gemeinsame Finanzierung dieses Straßenraumes geeinigt. Autos dürfen hier nur bis maximal 20 km/h fahren. 

Stellungnahme der ÖBB

Für die ÖBB ist klar: Die neue S-Bahnhaltestelle ist eine Bereicherung für Messebesucherinnen, Anrainerinnen und Pendlerinnen der Stadt. "Die umliegenden Stadtteile werden damit noch schneller und komfortabler an die regionalen Verkehrsverbindungen angeschlossen. Auch für Großveranstaltungen ergeben sich neue Perspektiven zur Verkehrssteuerung." Was in Angesicht der zahlreichen Probleme durch Parkplatzsuche und Stau in Messezeiten wahrscheinlich Abhilfe schaffen kann.
Warum es beim Ausbau zu den Fällungen kommen muss, wird ebenfalls erklärt: "Die Bäume befinden sich teilweise im Bereich der zukünftigen Zu- bzw. Abgänge sowie in jenen Bereichen, in denen Befestigungsarbeiten für die neuen Bahnsteige stattfinden. Die Bahnsteige befinden sich direkt am Viadukt und werden durch Liftanlagen barrierefrei an das Straßenniveau angebunden. Situiert sind die Zugänge auf Höhe der ehemaligen Bundesbahndirektion, die Bahnsteige erstrecken sich auf einer Länge von 220 Meter entlang den Gleisen Richtung Kufstein." Die Hauptbauarbeiten sind Mitten im Lockdown – im April 2020 – angelaufen. Bauabschluss ist mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2021 geplant. 

Einschränkungen für Fahrgäste und Anrainerinnen

In den kommenden Wochen werden die ÖBB aufgrund der erforderlichen Gleissperren einzelne S-Bahn-Verbindungen streichen bzw. die Abfahrtszeiten der Züge leicht verändern. Daher ersuchen die ÖBB ihre Fahrgäste im Raum Innsbruck, die Abfahrt von gewünschten Zugverbindungen am Mobiltelefon zu überprüfen (Scotty-App, fahrplan.oebb.at, VVT-Smartride-App, fahrplan.vvt.at). Durch die dichten Zugfolgen ist sonst mit keinen wesentlichen Einschränkungen für Fahrgäste zu rechnen.
Informationen für Anrainerinnen: Teile der Lärmschutzmauer am Viadukt werden aufgrund des Ausbaus abgetragen und im Frühjahr 2021 wiedererrichtet. Für die Anrainer werden provisorische Schutzwände erreichtet. Baubedingte Störungen durch Lärm, Staub und akustische Warnsignale können leider nicht gänzlich vermieden werden. Die ÖBB ersuchen um Verständnis.

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