"Was einmal wirklich war, bleibt ewig möglich"

Fotolegende von links nach rechts: Florian Asböck-Palfi, Mag. Beatrice Freudenschuß, Moritz Brandstetter, Esther Dürnberger, Judith Ribic, Hana Hradelova, Dir. Mag. Josef Spreitz und Johanna Groiß                                   
(Foto: FMZ)
  • Fotolegende von links nach rechts: Florian Asböck-Palfi, Mag. Beatrice Freudenschuß, Moritz Brandstetter, Esther Dürnberger, Judith Ribic, Hana Hradelova, Dir. Mag. Josef Spreitz und Johanna Groiß
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  • hochgeladen von Franz Michael Zagler

Amstetten. Mit diesem Zitat aus dem 16ten Jahrhundert leitete Dir. Mag. Josef Spreitz das diesjährige Zeitzeugengespräch im BG/BRG Amstetten ein. Es fand am Donnerstag, dem 23. November von 8Uhr20 bis 10Uhr20 statt und wurde von Frau Mag. Beatrice Freudenschuß organisiert. Dabei erzählte Frau Judith Ribic, Zeitzeugin der 2. Generation, die Geschichte ihres Vaters Ernst Reiter, der als Bibelforscher (wie damals Jehovas Zeugen genannt wurden) nach 1600 Tagen im Konzentrationslager Flossenbürg schwer traumatisiert nach Hause kam.

Schubkarre für die Schwächsten

Der berührende Vortrag der 69jährigen holte den Holocaust und seine grausamen Auswirkungen in die Jetztzeit. „Aus Fehlern lernt man“, so Fr. Ribic „aber hätten wir wirklich aus der Geschichte gelernt, hätten wir heute keine Kriege.“ Die rund 100 SchülerInnen verfolgten aufmerksam den Erzählungen über Ribics Vater, der Einzelhaft, Folter und Hunger durchlebte, nur weil er den Dienst mit der Waffe verweigerte. Ernst Reiter überlebte alle Torturen ohne Verbitterung und Hass. Selbst den Todesmarsch am Ende des Krieges überstand er. Die 23-köpfige Gruppe der Bibelforscher mit dem Lila Winkel, der Ernst Reiter angehörte, hielt eisern zusammen und jeder opferte sich für den anderen auf. So organisierten sie sich eine Schubkarre, in die sie den jeweils Schwächsten unter ihnen legten.

Weißes Blatt – schwarzer Punkt

Dieser gelebte Zusammenhalt war eine der Lehren, die Tochter Judith für ihr Leben zog. Ihr Vater mahnte seine drei Töchter, mit allen Menschen gut auszukommen und das Positive zu sehen. Noch heute erinnert sie sich an das weiße Blatt Papier mit einem schwarzen Punkt in der Mitte. Auf die Frage ihres Vaters, was sie denn sehe, wies sie auf den schwarzen Punkt hin. Ihr Vater lehrte sie, alle Menschen als ein weißes Blatt Papier zu sehen, statt sich auf die Fehler, die jeder hat, zu konzentrieren.

"KEIN Brot - das ist hart!" 

Sehr wichtig war dem Vater auch, mit Lebensmitteln nie verschwenderisch umzugehen. Im Lager gab es nur eine ungewürzte Wassersuppe mit ungeputztem Gemüse. Im Winter war sie gefroren, im Sommer war das Gemüse verfault. Der Hunger war sein ständiger Begleiter. Als sie sich als Kinder einmal über ein hartes Brot beschwerten, sagte er: „KEIN Brot – das ist hart.“

Die Botschaft kam an. Vier SchülerInnen beschrieben direkt im Anschluss ihre Eindrücke.

Florian: „Diese Geschichte über den Holocaust ist echt schockierend. Gut, dass es jemand gibt, der darüber berichtet. Mein Opa (83), der immer wieder davon erzählt, kann es gar nicht verstehen, wenn diese Gräueltaten geleugnet werden.“

Moritz: „Das ist ein unglaublich trauriges Thema. Gut, wenn darüber berichtet wird. Ich möchte dieses Zeitzeugengespräch als Anlass nehmen, mit meiner Großtante und mit meinem Großonkel öfter darüber zu reden. Ich möchte mehr über diese Zeit wissen, denn wer gut informiert ist, kann eine Gesinnung wie damals verhindern.“

Hana: „Mich haben die gezeichneten Bilder der KZ-Häftlinge besonders beeindruckt. Ich möchte in Zukunft mithelfen, Mobbing und Ausgrenzung zu vermeiden. Diese Zeit darf sich nicht wiederholen. Außerdem möchte ich mit Lebensmitteln bewusster umgehen, denn KEIN Brot ist hart.“

Johanna: „Wir haben im Geschichtsunterricht schon vieles durchgenommen. Aber so detailgetreu habe ich noch keine Lebensgeschichte gehört. Das hat mich emotional wirklich berührt. Ich bewundere Fr. Ribic für ihren Mut und für ihre Nerven, die Geschichte ihres Vaters immer wieder zu erzählen. Wir sollten wirklich dankbar sein, in einem Land ohne Krieg zu leben.“

Das Zeitzeugengespräch endete mit dem Satz: „Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.“ Diese Perspektive machte Mut. Man spürte die Entschlossenheit, die Geschichte nicht wiederholen zu wollen und – so schloss sich der Kreis – aus Fehlern doch zu lernen.
Dann wäre das, was einmal war, tatsächlich nicht mehr möglich.

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