Verein befürchtet Ausrottung
Uneinigkeit über Rotwildbestand im Bezirk Braunau

Steht das Rotwild im Kobernaußer Wald vor seiner Ausrottung? | Foto: BJA Braunau
3Bilder
  • Steht das Rotwild im Kobernaußer Wald vor seiner Ausrottung?
  • Foto: BJA Braunau
  • hochgeladen von Barbara Ebner

Ein Verein warnt vor der Ausrottung des Rotwilds im Kobernaußer Wald, während die Bundesforste von einer stabilen bis steigenden Anzahl von Tieren sprechen.

BEZIRK BRAUNAU (ebba). „Wir kämpfen gegen Windmühlen. Wenn es so weitergeht, gibt es das Rotwild im Innviertel bald nicht mehr“, zeigt sich Alois Weinberger besorgt. Er ist Obmann des „Vereines zur Erhaltung des Rotwild- und Raufußhuhnbestandes im Innviertel“ und kritisiert, dass die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und die Bezirkshauptmannschaft (BH) Braunau Abschusspläne beantragen und genehmigen, ohne zuvor den Rotwildbestand nachvollziehbar zu erheben.

Schon vor Jahren setzte sich der Verein für eine Abschusssperre ein, da man die Ausrottung des Rotwilds befürchtete. „Trotz der vielfach vorgetragenen Bedenken durch unseren Verein und von diversen Fachleuten, wurde der Rotwildabschuss in den vergangenen Jahren sogar noch erhöht, obwohl der tatsächliche Bestand nicht erfasst wurde“, beschwert sich Weinberger.

Der Verein ersucht die Österreichischen Bundesforste, die im Kobernaußer Wald rund 11.000 Hektar (60 %) bewirtschaften, bereits zum wiederholten Male, von Abschüssen Abstand zu nehmen und zuerst den Rotwildbestand zu erheben.
„Die Befürchtungen des Vereins können wir nicht nachvollziehen. Die Rotwildpopulation im Kobernaußer Wald ist stabil. Wir haben an bekannten Wildwechseln Wildkameras installiert und können dort eine stabile oder eher steigende Anzahl an erfassten Tieren beobachten. Hinzu kommen vermehrte Meldungen über Schälungen durch Rotwild in den umliegenden Gemeindejagden“, äußert sich die Unternehmenssprecherin der ÖBf, Andrea Kaltenegger.


Alois Weinberger: „Der Kobernaußer Wald braucht sein Rotwild. Es ist ein unverzichtbarer Lebensraumgestalter in den mitteleuropäischen Waldsystemen.“


„Die Bundesforste bekennen sich zu einem Gleichgewicht von Wald und Wild. Wichtig ist, dass der Wildbestand ein für das Ökosystem verträgliches Maß einnimmt. Das ist auch in der Oö. Abschussverordnung so festgeschrieben. Damit wird die Grundlage geschaffen, dass der Wald von Natur aus nachwachsen kann und die Wildtiere intakte Lebensräume vorfinden“, erklärt Kaltenegger. Die geeignetste Methode, um festzustellen, ob der Wildstand in einem Waldgebiet auf einem ökologisch verträglichen Niveau liegt, sei aus Sicht der ÖBf die Beurteilung des Waldzustandes und das Ausmaß von Verbiss und Schälung. „Diese Parameter werden auch als Grundlage für die jährliche Abschussplanung herangezogen“, sagt Kaltenegger, und ergänzt: „In dichten Waldgebieten wie im Kobernaußer Wald sind Bestandserhebungen fast unmöglich und mit großen Unsicherheiten behaftet.“ Daher würden die ÖBf auch die vom Verein immer wieder geforderte Bestandserhebung ablehnen. In Oberösterreich gibt es darüber hinaus keine Vorschrift für eine Zählung.

Alois Weinberger übt jedoch Kritik daran, dass für das Jagdjahr 2021/22 der Abschuss von 16 Stück Rotwild bewilligt wurde und als Basis lediglich Fotos von Wildkameras Verwendung fanden, die einen hohen Wildbestand beweisen sollten. Von den bewilligten 16 Stück jedoch nur acht Stück erlegt werden konnten. Für ihn ein Beweis, dass die Rotwild-Population bereits entsprechend gering ist.
Die Erfüllung von Abschussplänen hänge von sehr vielen äußeren Umständen, wie etwa der Witterung und Schadereignissen ab und sei von Jahr zu Jahr unterschiedlich, entgegnet Kaltenegger: „Es lässt keinen Rückschluss auf Bestandsdichten zu.“. Darüber hinaus habe man den Abschussplan für die 16 Stück Rotwild erst relativ spät erhalten.

Abschusssperre nicht erforderlich

Peter Kölblinger, Leiter des Forstdienstes an der BH Braunau, meint zu der Debatte: „Seitens des Vereines werden seit Jahren immer wieder Forderungen hinsichtlich einer Abschusssperre oder Reduktion des Abschussplanes gestellt, mit denen sich die Behörde auch immer wieder auseinander gesetzt hat.“ Von den Amtssachverständigen der Bezirksbehörden Braunau, Ried und Vöcklabruck sei jedoch eindeutig festgestellt worden, dass eine Übernutzung des Bestandes zum Gutachtenzeitpunkt und auch mittelfristig nicht vorliege und somit der Rotwildbestand im Kobernaußer Wald bei der derzeitigen Abschussfestsetzung nicht gefährdet ist. Demnach gäbe es auch keine Grundlage für eine Abschusssperre.

2021 wurde von der BH die Abschussplanung sogar ausgesetzt und jagdfachliche Erhebungen in allen drei Kobernaußer-Wald-Bezirken durchgeführt. Dabei konnte festgestellt werden, dass der Abschussplan für das Rotwild sogar angehoben werden muss, um Schäden an den Mischbaumarten zu verhindern.
Für 2022 ist eine neuerliche Begehung im Bereich aller Jagdgebiete des ÖBf geplant. „Im Anschluss daran wird, wie gesetzlich vorgeschrieben, ein Abschussplan auf Basis des Waldzustandes festgelegt“, erklärt Kölblinger.

Früherer Artikel zu diesem Thema

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Braunau auf MeinBezirk.at/Braunau

Neuigkeiten aus Braunau als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Braunau auf Facebook: MeinBezirk.at/Braunau - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Braunau und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Braunau auf MeinBezirk.at/Braunau

Neuigkeiten aus Braunau als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Braunau auf Facebook: MeinBezirk.at/Braunau - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Braunau und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.