LKH Hochsteiermark
Mangel an Pflegekräften wird immer akuter

Der Pflegekräftemangel wird immer massiver, allein am LKH Hochsteiermark (hier im Bild der Standort Bruck) können derzeit 63 freie Dienstposten nicht besetzt werden. | Foto: Kern
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Pflegekräfte fehlen derzeit allerorts. Allein am LKH Hochsteiermark gibt es derzeit 63 Dienstposten, die aufgrund des Personalmangels nicht besetzt werden können.

BRUCK/MÜRZZUSCHLAG. Als wäre die Situation rund um die Corona-Pandemie für die Angestellten im Gesundheitsbereich nicht schon schwierig genug, fehlt es derzeit an allen Ecken und Enden an Fachkräften; sei es in der Ärzteschaft oder auch in der Pflege. In beiden Bereichen würden derzeit mehr Menschen Beschäftigung finden, als zur Verfügung stehen.
Besonders akut ist derzeit der Mangel an Pflegekräften, sowohl im Bereich von Krankenhäusern, als auch bei Pflegeheimen und mobilen Pflegeeinrichtungen.

Beispiel LKH Hochsteiermark

Wie akut der Pflegekräftemangel derzeit wirklich ist, zeigt sich ganz gut am Beispiel LKH Hochsteiermark – das sind jetzt seit 1. Jänner 2022 die Krankenhäuser in Leoben, Bruck und Mürzzuschlag: Hier können laut Auskunft der Pflegedirektion aktuell 63 freie Dienstposten nicht besetzt werden – und es liegen aktuell auch keinerlei Bewerbungen von DGKP (Diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger) vor. Dabei ist für 2026 die Einrichtung einer eigenen Psychiatrie-Abteilung mit 100 Betten geplant. Wie das aus der Sicht der Pflege gelöst werden kann, dh wie zusätzliches DGKP dafür gefunden werden könnten, ist derzeit noch unklar.

Ebenso unklar ist, wie man aktuell das wieder Hochfahren der OP-Kapazitäten auf 100 Prozent nach dem Aussetzen aufgrund der Corona-Pandemie über die Bühne bringen will – das ist aus der Sicht der Pflege am LKH Hochsteiermark derzeit einfach nicht bewältigbar.

Abgänge und nur wenige kommen nach: Das ist die aktuelle Situation im Pflegebereich. | Foto: Panthermedia
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"Systemfehler" als Ursache

Die Gründe für das Fehlen von qualifiziertem Personal sind vielfältig: Einerseits werden seit Jahren durch eine tiefgreifende Reform in der Ausbildung weniger DGKP ausgebildet als früher. War noch vor einigen Jahren die "Schwesternschule" in Frohnleiten für genügend Pflegefachpersonal für die Obersteiermark maßgeblich, werden dort seit 2020 keine DGKPs mehr ausgebildet, denn die Reform hat bewirkt, dass DGKPs nur noch an Fachhochschulen (FH) ausgebildet werden dürfen. Die Voraussetzung dafür: eine abgeschlossene Matura; das heißt, der Zugang zur Ausbildung ist nicht mehr so niederschwellig wie früher.

Der Vorteil der neuen Ausbildungsschiene: Diplomiertes Pflegepersonal wird im internationalen Vergleich jetzt besser anerkannt. Der Nachteil: es kommen weniger Diplomierte nach. Im Gegenzug dazu hat man den Schwerpunkt in der Ausbildung auf so genannte "Pflege-Fachassistenz" und "Pflege-Assistenz" gelegt, was weniger zeitintensiv ist (ein bzw. zwei Jahre Ausbildung). 

Der zweite Grund, warum es derzeit an diplomiertem Pflegepersonal fehlt ist mit Sicherheit auch das Lohnniveau in der Kages (Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft); hier liegt man in der Steiermark im Bundesländervergleich an letzter Stelle. Zudem hat man die Anrechenbarkeit von Vordienstzeiten in anderen Unternehmen sowie Ausbildungszeiten geändert - zu Ungunsten der Angestellten. Große Konzerne wie etwa die Voest bieten ein weit höheres Lohnniveau und sorgen mitunter dafür, dass die Berufswahl nicht zu Gunsten des Pflegeberufes ausfällt.

Der dritte Grund ist mit Sicherheit der aktuellen Corona-Pandemie zuzuschreiben. Die Belastung für das Pflegepersonal ist in den letzten beiden Jahren massiv angestiegen; die Wertschätzung hinkt jedoch hinterher.

Gründe für Abgänge

Jährlich werden in der Kages rund 300 bis 350 Abgänge in der Pflege verzeichnet. Die Gründe dafür sind sehr oft ein Wohnortwechsel, Pensionierungen oder auch Schwangerschaften – diese fallen aufgrund des hohen Anteils an Frauen dementsprechend stark ins Gewicht. Wie man diese Abgänge künftig kompensieren kann, ist derzeit noch unklar. 

Einen kleinen Lichtblick für die Zukunft von Pflegefachpersonal gibt es jedoch: Die Ausbildungsangebote der Gesundheits- und Krankenpflegeschulen werden erweitert. So gibt es z.B. eine Weiterbildung von Pflegeassistenten zur DGKP an der Krankenpflegeschule Frohnleiten oder auch nochmals die Möglichkeit einer Diplomausbildung im gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege ab 2023 an der Krankenpflegeschule Leoben. Wird auch noch die Entlohnung entsprechend angepasst, besteht wirklich Hoffnung, auch in Zukunft eine adäquate Patientenversorgung in der Hochsteiermark gewährleisten zu können.

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