Talk zum Welttag gegen Gewalt an Frauen
Orange the World - Zeit, dass uns ein Licht aufgeht

Dalila Windegger (li) Exekutivbeamtin und Henrike Brandstötter NAbg. und Frauensprecherin der NEOS (re) diskutieren zum Thema Gewalt gegen Frauen | Foto: Pilot Production Videographie
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  • Dalila Windegger (li) Exekutivbeamtin und Henrike Brandstötter NAbg. und Frauensprecherin der NEOS (re) diskutieren zum Thema Gewalt gegen Frauen
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Dunkelziffern und Traumata sind zu groß, die Beteiligung am Diskussionsabend bedeutend zu klein. Henrike Brandstötter, NEOS NAbg. und Frauensprecherin zeigt gemeinsam mit Exekutivbeamtin Dalila Windegger auf, wie brisant das Thema Gewalt an Frauen in unserer patriarchalischen Gesellschaft ist und welche Maßnahmen es braucht.

BRUCK/MUR. Heute, am 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ startet erneut die UN-Kampagne „Orange the World“. Diese dauert bis 10. Dezember, dem „Internationalen Menschenrechtstag“. 16 Tage lang werden Gebäude rund um die Welt in oranger Farbe beleuchtet, um ein Zeichen für die Enttabuisierung des Themas zu setzen. Viel wichtiger als die Beleuchtung der Außenfassade ist jedoch, dass den Menschen das Licht aufgeht.

28 Frauen wurden in Österreich dieses Jahr bereits ermordet, 29 Femizide gab es im Jahr davor. Während wir im Fußball von dieser Auszeichnung träumen, haben wir bei Gewalt an Frauen diesen Titel traurigerweise bereits inne: Österreich ist Europameister. Auch verzeichnet das Innenministerium über 1.000 Vergewaltigungen im Zeitraum 2017-2021, wovon 70% im familiären Umfeld geschehen. Diese und weitere schockierende Fakten zeigen die beiden Expertinnen beim Talk mit NEOS-Gemeinderat Sebastian Wintschnig am Mittwoch, den 23.11.2022 in der Trattoria San Marco Bruck auf.

Im Fachjargon als Femizid bezeichnet, handelt es sich hier um ein Tötungsdelikt an Frauen und Mädchen aufgrund ihres Geschlechts. Darüber hinaus wird ‚die Verantwortlichkeit des Staates samt Maßnahmen in der Prävention und Bekämpfung‘ in die Begrifflichkeit miteinbezogen.

Gewalt beginnt bereits dort, wo es einer Frau zu viel wird und das ist individuell unterschiedlich. Ob es eine psychische oder physische Grenzüberschreitung ist, virtuelles Stalking oder übergriffiges Verhalten am Arbeitsplatz. „Kritisch ist die Beweisführung. Betroffene Frauen müssen jedes kleinste Detail notieren und Beweise sammeln, nicht aus Scham vernichten“, so Brandstötter. Die Beweislast ist essenziell für das Handeln der Exekutive und gerichtliche Verfahren zugunsten des Opfers.

„Im Zweifel für den Angeklagten. Ein Verbrechen darf sich nicht lohnen, Strafe muss immer härter sein.“

Es kommt in den besten Familien und höchsten Kreisen vor, zieht sich durch sämtliche Gesellschaftssichten und ist kein Migrationsthema. Wie der jüngste Fall aus Oberösterreich zeigt, ist die Solidarität noch immer auf der falschen Seite. Für den ehemaligen Bürgermeister und verurteilten Sexualstraftäter wurde seitens Einwohner demonstriert, während das Opfer den Ort verlassen musste und Angehörige gemobbt wurden. „Im Zweifel für den Angeklagten. Ein Verbrechen darf sich nicht lohnen, Strafe muss immer härter sein.“, sagt Windegger.

Dalila Windegger (li) Exekutivbeamtin sensibilisiert aus der Persepektive der Polizei im Raum Bruck
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Gewaltschutz: Gesetz und Anlaufstellen

Österreich hat dank den ehemaligen Frauenministerinnen Johanna Dohnal, Helga Konrad und Barbara Prammer seit 25 Jahren nun sehr gute Gewaltschutzgesetze.
Die Exekutive kann gemäß §38 Sicherzeitspolizeigesetz (SPG) beispielsweise rasch ein Annäherungsverbot aussprechen. Davon muss im Raum Bruck-Kapfenberg etwa ein bis zweimal wöchentlich gebraucht gemacht werden. Es schützt die bedrohte Person am Wohnort, am Arbeitsplatz oder auch bei Kinderbetreuungsstätten.

Nehmen Sie Hilfe in Anspruch

Im Akutfall gibt es für Betroffene 24 Stunden und 7 Tage die Woche die kostenlose und anonyme Frauenhelpline 0800 222 555. Darüber hinaus gibt es die Einrichtungen der autonomen Frauenhäuser. Aktiv ist auch das Nachbarschaftsprojekt „Stoppt die Gewalt“, sowie die Verbrechensopferhilfe Weißer Ring.

Appell an die Politik

In Familien ist Zivilcourage gefragt, um Betroffene zu unterstützen. Arbeitsmarktpolitisch bräuchte es etwa ein Buddy-System. Frauen, die ausgebildet werden, um für andere Frauen professionell Hilfestellung leisten zu können und sie durch den schwierigen Prozess zu begleiten. Besonders am Land und in den Gemeinden bräuchte es eine einfach zu kontaktierende Stelle, in den Städten ist die Unterstützung breiter gestreut. Unterschiedliche Anlaufstellen haben derzeit unterschiedliche Kompetenzen. Budgets für die Projektfinanzierung wären vorhanden. NEOS haben im Nationalrat daher ein umfassendes Gewaltschutz- und Gleichstellungspaket eingebracht.

Sensibilisierung ab dem Kindesalter

Durch die Aufmerksamkeit von „Orange the World“ erhält das Thema Gewalt gegen Frauen sozial- und gesellschaftspolitisch mehr Raum und ist als Bildungsauftrag zu sehen. Bereits in Kindergärten und Schulen muss eine Sensibilisierung zum gesunden Verhältnis zwischen Mann und Frau beginnen. Männern ist eine aktive Rolle in der Erziehung einzuräumen, diese ist wichtig für eine Gleichstellung. Auch Darstellungen in Schulbüchern werden nun gendergerecht überarbeitet. Es sollen nicht nur Mädchen die Selbstverteidigungskurse gezahlt werden, sondern auch Burschen gelernt werden, wie sie dem weiblichen Geschlecht gegenüber wertschätzend und auf Augenhöhe gegenübertreten sollen. Sager „das muss dir wurscht sein, eine starke Frau muss das aushalten“, gehören der Vergangenheit an.

Übersicht und Links zu Anlaufstellen

Bruck/Mur:

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