„Schurke Putin“

Foto: newrepublic.com
4Bilder

Als ob wir mit dem Islamischen Staat und der griechischen Tragödie nicht schon genug beschäftigt wären.

Aber jetzt überlegen EU-Bürokraten, ob sie nicht mit einem russischsprachigen TV-Sender „on air“ gehen sollen, um dem Putin mit seinen „Lügen“ das Handwerk zu legen. Am Vortag hat Putin ja noch so nebenbei erwähnt, dass er knapp davor war, seine Atomstreitkräfte in Bereitschaft zu versetzen, nachdem die Federica Mogherini, zuständig für den Abwehrkampf der EU nach aussen, sich knochenhart gegeben und beteuert hatte, dass „die Europäische Union weiter ihre Nicht-Anerkennungspolitik voll und ganz umsetzen wolle, auch durch restriktive Maßnahmen“.

Putin erlernte sein Handwerk beim Geheimdienst: Natürlich hat er mit dem Mord an Boris Nemzow nichts zu tun, nichts mit dem Attentat auf Anna Politkowskaja, der Polonium-Verstrahlung des Alexander Litwinenko und mit noch ein paar anderen bei uns weniger bekannten Fällen - offiziell. Was im Dunklen geschah, weiß nur Putin und seine Getreuen. Oder wie es Frankreichs Aussenminister Laurent Fabius dieser Tage lakonisch sagte: «Es ist nicht leicht, ein Gegner des Kremls zu sein».

In St. Petersburg will ihn der Chef der Kosakengesellschaft mit einer Büste als Cäsar ehren. Im weiten Land ist Putin populär, nur in den großen Städten gibt es eine nennenswerte Opposition. Putin wird nicht in der Tradition der Sowjet-Generalsekretäre gesehen, vielmehr als machtbewusster neuer „Zar“ des Riesenreiches, der dem Land neue Weltgeltung verschafft. Putin präsentiert sich gerne als harter Naturbursche oder als gestählter Sportsmann, seinen Untertanen gefällt das. Nur wir „Weicheier“ in der EU lächeln spöttisch darüber.

Zweifellos hat Putin Russland stabilisiert, die Streitkräfte wieder auf Vordermann gebracht, in abtrünnigen Provinzen an der Kaukasusgrenze mit Panzern klargemacht, wohin sie gehören. In Tschetschenien herrscht mit eiserner Faust sein loyaler Statthalter Ramsan Kadyrow. Auch Georgien holte sich eine blutige Nase. Die Heimholung der Krim ins Reich war sein letzter Coup. Nach unserem Verständnis nicht vereinbar mit demokratischem Verhalten.

Nur würde eine Regierung nach EU-Muster dieses Riesenland nicht ins völlige Chaos, in eine Unregierbarkeit abgleiten lassen? Michail Gorbatschow, ungeliebt bei den Russen, verhätschelt vom Westen, musste die Folgen erleben, weil er zu wenig straff die Zügel in der Hand gehalten hatte. Die Sowjetunion zerfiel, Boris Jelzin verspottete ihn öffentlich kurz vor seinem Abtritt.

Russland braucht einen autoritären Herrscher. Demokratie fordert Voraussetzungen, die die Russen nicht haben (funktioniert ja sogar in Österreich eher schlecht als recht). Putin sieht die Gefahr, dass die Einflusssphäre der USA immer mehr bis unmittelbar an seine Grenzen ausgedehnt wird. Die baltischen Staaten wurden – trotz früherer gegenteiliger Beteuerungen – in die NATO integriert. Im Norden stehen sich NATO-Einheiten und russische Truppen unmittelbar gegenüber. Der Aufruhr am Majdan Platz in Kiew, der Sturz des prorussischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch musste im Kreml die Alarmglocken schrillen lassen. Keinesfalls kann (und wird) Putin zulassen, dass sich die Ukraine der NATO anschließt. Putin sieht für solch einen Fall vitale Interessen Russlands gefährdet.

Was uns über die Medien erzählt wird, ist nicht weniger heuchlerisch und falsch als die Propaganda der russischen staatlich gesteuerten Medien. Es gibt durchaus prominente Stimmen in der EU, die Putins Handeln verstehen (und verteidigen). Diese Leute sind aber in Opposition oder pensionierte Staatsmänner. Die dürfen sagen, was sie denken. Nicht aber unsere regierenden Staatsspitzen wie Frau Merkel, François Hollande oder der Pole Donald Tusk und wie sie alle heißen. Es scheint, dass diese Leute geflissentlich nur das nachbeten, was ihnen die Machtzentrale in Washington vorgibt. Ob nicht auch in der US-Administration machtbesessene Schurken die Meinungsmacher sind? Kann es wirklich im Interesse der EU sein, die Vertrauensbasis zu Russland zu zerstören und zuzusehen, wie sich Putin China zuwendet? Dienen wir uns nur den Amerikanern unterwürfig an?

Die Krim wurde 1954 vom damaligen Sowjetherrscher Nikita Chruschtschow von Russland losgelöst und der Ukraine einverleibt. In der damaligen UdSSR ein rein formaler pragmatischer Akt, da damals niemand daran dachte, dass beide Länder durch echte Grenzen einmal geteilt sein sollten. Historisch ist die Krim russisch. Eine Verletzung des Völkerrechtes verlogen zu beklagen, steht dem Westen in keiner Weise zu und kann nur als Vorwand im Machtspiel der USA gesehen werden. Auch sollte akzeptiert werden, wenn die Russen der Donbass-Region lieber zu Russland als zur Ukraine gehören wollen. Ohne die moralische und (zögerliche) finanzielle und militärische Unterstützung der Regierung in Kiew durch den Westen wäre das Blutvergießen längst zu Ende. Auf sich gestellt würden die Ukrainer sich niemals mit Russland anlegen wollen.

Michail Gorbatschow gab dem „Spiegel“ ein Interview, das zu denken geben sollte…..

Bildquellen: reitender Putin: newrepublic.com
Zar Putin: In-online.de
Russische Armee: trend.at
Obama + Putin: telegraph.co.uk

Wo: Russland, Moskau auf Karte anzeigen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

4 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
"Josh" wird bei den ersten "Mürzhofner Spring Vibes" in Kindberg am 8. Mai auf der Bühne stehen.  | Foto: Michael Strini
4

"Mürzhofner Spring Vibes"
Der Countdown zur Premiere läuft

Der Countdown zu den ersten "Mürzhofner Spring Vibes" am 8. Mai 2024 läuft und damit auch der Countdown zum Auftritt von "Josh" in Kindberg. Mit dabei an diesem Abend ist auch Singer-Songwriter Alexander Eder sowie Moderator und DJ "Daniel Düsenflitz". Karten sind noch in allen Kategorien erhältlich. KINDBERG. "Cordula Grün", "Expresso & Tschianti", "Martina" oder "Ich gehör repariert": Hits hat der österreichische Musiker "Josh" schon einige. Derzeit auf Deutschland-Tournee, gibt der Sänger am...

  • Stmk
  • Mürztal
  • Angelina Koidl
Anzeige
In Kapfenberg wird in Bahnhofsnähe um 25 Millionen Euro eine Stadtquartierlösung umgesetzt. | Foto: Grünbichler Immobilien
3

Bauen & Wohnen 2024
So viel kostet Wohnen im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag

Was zahlt man aktuell eigentlich fürs Wohnen im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag? Ein Blick in die aktuelle Preisentwicklung auf dem Immobilienmarkt. BRUCK-MÜRZZUSCHLAG. Die Region entlang des Mürztales wird durch den Südbahn-Korridor durch die Fertigstellung des Koralm- und Semmeringbasistunnels eine weitere Aufwertung erfahren. Rund um die Bahnhöfe Kapfenberg, Bruck und auch Mürzzuschlag haben Projektentwickler Großes vor. Zum Erwähnen wären die Projekte “Q4 Kapfenberg”, eine Quartierlösung mit...

  • Stmk
  • Bruck an der Mur
  • Markus Hackl

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.