Bosco Bulls Kapfenberg
"Ich bin quasi im Verein groß geworden"

- Daniel Routil im Interview mit Angelika Kern, MeinBezirk.
- Foto: Sander
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Daniel Routil ist Physiotherapeut der Bosco Bulls Kapfenberg. Im Interview spricht er über die Besonderheiten seines Berufs, was die häufigsten "Wehwehchen" von Basketballern sind und seine speziellen Hobbies.
MeinBezirk: Wo hast du deine Ausbildung gemacht und wie lange hat diese gedauert?
DANIEL ROUTIL: Ich habe in Graz zuerst Sportwissenschaften studiert und dieses Studium auch abgeschlossen. Danach habe ich noch eine dreijährige Physiotherapie-Ausbildung drangehängt. Insgesamt war ich sieben Jahre lang in Graz.
Alter?
Ich bin jetzt 32 Jahre alt.
Woher kommst du?
Ich stamme ursprünglich aus St. Lorenzen, bin in Bruck geboren und habe in Kapfenberg die Teamsportakademie besucht.
Wie lange betreust du die Bulls nun schon?
Seit August 2023.

- Das Thema Basketball begleitet Daniel Routil schon seit seiner Jugend.
- Foto: Gepa
- hochgeladen von Angelika Kern
Wie bist du zu den Bulls gekommen?
Ich bin quasi im Verein groß geworden, habe früher selbst Leistungssport betrieben und Basketball gespielt. Von den persönlichen Erfahrungen aus dieser Zeit zehre ich jetzt auch als Physiotherapeut. Ich habe dadurch einfach einen sehr realistischen Zugang, weil ich weiß, wie es in diesem Sport abläuft.
Beruflicher Werdegang?
Ich habe nach dem Studium drei Jahre lang im Theresienhof in der Reha für Orthopädie gearbeitet und habe mich danach selbstständig gemacht. Über Helmut Moschik bin ich auf die Bulls gekommen und eben auch darauf aufmerksam gemacht worden, dass Michi Schrittwieser im neuen Bulls Home gerne fix einen Physiotherapeuten hätte. Ich habe mir dann die Einrichtung angeschaut; wichtig war mir dabei, dass ich auch Trainingsmöglichkeiten habe. Und mit dem eigenen Trainingsraum und meinem Behandlungsraum ist das hier ideal für mich. Dazu kam, dass die Stelle des Physiotherapeuten frei geworden ist, die ich dann gleich übernehmen durfte.
Was gefällt dir an Ihrer Tätigkeit bei den Bulls am besten?
Mit taugt das Internationale, die interkulturelle Arbeit mit den Legionären.
Betreust du auch noch andere Vereine?
Ja, und zwar das KSV-Nachwuchsmodell. Ich habe ja selbst die Teamsportakademie besucht und bringe damit sehr viel Verständnis in diesem Bereich mit. Ich weiß, was es heißt, wenn man neben dem Leistungssport auch noch eine Schulausbildung machen muss; gerade in einem Alter, wo ohnehin viele Veränderungen passieren. Ich habe das Gefühl, dass sich die jungen Sportlerinnen und Sportler von mir ganz gut verstanden fühlen.

- Daniel Routil durfte eines der letzten Heimmatches starten.
- Foto: Gepa
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Hast du auch eine eigene Praxis?
Ja, hier im Bulls Home bin ich eingemietet und kann hier meine Patientinnen und Patienten als Wahl-Physiotherapeut betreuen. Ich habe jetzt noch zusätzlich eine Ausbildung zum arbeitsmedizinischen Fachdienst gemacht.
Wie oft kommst du zum Einsatz?
Grundsätzlich funktioniert unsere Zusammenarbeit bedarfsorientiert. Zweimal pro Woche komme ich gegen Ende des Trainings am Abend dazu und mache Nachbehandlungen; das sind in erster Linie regenerative Maßnahmen. Wenn akuter Bedarf besteht, etwa bei Überlastungsreaktionen, bekommen die Spieler Termine in meiner Praxis.
Bist du bei allen Spielen mit dabei?
Wir haben vereinbart, dass mir das grundsätzlich freisteht, weil ich ja nebenbei auch noch Ausbildungen mache und viel zu tun habe. Bei den Heimspielen bin ich aber meist schon dabei und unterstütze von der Bank aus. Das genieße ich dann auch sehr.

- Offizielles Bosco-Bulls-Foto von Daniel Routil.
- Foto: Gepa
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Was brauchen die Spieler am häufigsten?
Speziell bei den Legionären geht's anfangs einmal darum, sie gut ankommen zu lassen und ihnen klarzumachen, dass sie sich bei Bedarf jederzeit melden können – sowohl was körperliche Beschwerden betrifft als auch alles andere, was ihnen Sorgen macht. Man unterschätzt vielleicht, was es heißt, in ein fremdes Land zu kommen, in dem man die Sprache nicht spricht. Wir arbeiten da ganz sicherlich sehr ganzheitlich. Spielerspezifisch sind's die klassischen Überlastungen, sprich Knieschmerzen, Hüftschmerzen, Schmerzen im unteren Rücken oder Muskelverspannungen, Zerrungen, Überdehnungen – das sind so die Klassiker.
Kommst du prophylaktisch zum Einsatz oder erst dann, wenn den Spielern etwas weh tut?
Natürlich auch prophylaktisch. Wir machen zu Saisonbeginn mit den Spielern Eingangsuntersuchungen, eine Art Anamnese, wo darauf geschaut wird, was es bislang an Verletzungen gegeben hat, was öfters auftrat, womit müssen wir rechnen. Daraus erstellen wir dann spezifisch ein Präventionsprogramm und arbeiten gemeinsam mit dem Spieler daran, dass diese Beschwerden erst gar nicht auftreten.
Wie eng ist die Zusammenarbeit mit anderen Teammitgliedern?
Am engsten ist die Zusammenarbeit sicherlich mit Fran, dem Athletiktrainer. Er sieht die Spieler bei jedem Trainer, führt den Dialog mit ihnen und gibt mir dann sehr viele Informationen weiter. Er macht mich dann auch darauf aufmerksam, wenn irgendjemand etwas braucht. Er ist mein erster Ansprechpartner. Ansonsten haben wir eine eigene Whats App-Gruppe, wo wir uns vom Staff untereinander austauschen.

- Daniel Routil, Physiotherapeut der Bosco Bulls Kapfenberg.
- Foto: Kern
- hochgeladen von Angelika Kern
Ist die Betreuung eines Basketball-Teams eine besondere Herausforderung/anders als andere Sportarten? Wenn ja, inwiefern? Was ist anders?
Nein, für mich im Speziellen jetzt nicht, weil ich ja selbst aus diesem Sport komme. Die Zusammenarbeit mit den Leichtathleten ist für mich da ganz was anderes, weil ich über die Sportart an sich zuvor nicht viel gewusst habe. Aber ich denke, es ist jede Sportart zu Beginn einmal eine Herausforderung und irgendwann einmal versteht man die Hintergründe besser, was so die Verletzungsmechanismen sind, analysiert mit der Zeit ganz anders und hat mehr Verständnis dafür, woher Dinge kommen und was die Ursachen dafür sind. Aber es stimmt schon: Basketballer sind größer als andere Sportler und es sieht immer lustig aus, wenn sie auf der Liege Platz nehmen, weil sie meist zu kurz ist und dann die Unterschenkel über die Liege drüber hinausragen. Sie haben schon auch andere Hebel, also Armen und Beine, aber das kann mit meiner Technik gut ausgleichen, das fällt für mich jetzt nicht so ins Gewicht.
Wie funktioniert die Kommunikation mit den Spielern – speziell mit anderssprachigen?
Das funktioniert sehr gut, liegt aber wahrscheinlich auch daran, dass ich immer großes Interesse daran hatte, mein Englisch auf einem gewissen Niveau zu halten, wo ich arbeiten kann. Ich habe immer wieder Praktika im Ausland gemacht und bewusst darauf geschaut, dass ich Englisch sprechen muss. Das ist dann bei den Therapien immer ganz lustig: Man lernt viel, angefangen von Slang-Wörtern über die Kultur bis hin zu gewissen Verhaltensweisen.

- Daniel Routil bei einem seiner spektakukären Hobbys, dem Tauchen.
- Foto: Privat
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Bist du selber sportlich?
Ja, schon, sehr sogar. Ich habe im Studium sehr viele Sportarten von Grund auf gelernt, wo ich aber hängen geblieben bin, ist das Freitauchen, also das Apnoe-Tauchen. Das habe ich in Neuseeland kennengelernt, habe dann auf Teneriffa immer wieder Ausbildungen gemacht und konnte irgendwann wirklich 40 Meter mit nur einem Atemzug hinuntertauchen. Ich bin dann auch noch zum Klettern gekommen und habe da einen wirklich tollen Kletterpartner gefunden. Immer wenn ich die jeweilige Sportart auf ein gewisses Level gebracht habe, gehe ich wieder auf die Suche nach etwas Neuem. Jetzt bin ich beispielsweise wieder auf der Suche nach der nächsten Sportart, die etwas exotischer ist. Aber es ist mittlerweile gar nicht mehr so leicht, noch etwas Ähnliches zu finden.
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