Ein "Wissenszentrum" seit bereits 300 Jahren

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Seit 300 Jahren existiert die Apotheke "Zur Gnadenmutter" in der Stadt Mariazell, und seit 2007 wird diese von Angelika Prentner geleitet. Im WOCHE-Tischgespräch erzählt sie von ihren Zielen, den Besonderheiten ihrer Apotheke und einer Unesco-Auszeichnung.

Frau Prentner, Ihre Apotheke gibts bereits seit 300 Jahren, wieviele Mitarbeiter beschäftigen Sie derzeit?
22 sind es aktuell, vorwiegend Frauen, darunter ein Mann.

Worauf legen Sie persönlich großen Wert?
In Bezug auf die Produkte ist mir die Qualität natürlich besonders wichtig. Die Grundstoffe sind Frischpflanzen in Bioqualität aus der Region, die getrockneten Kräuter kommen aus dem Großhandel und haben Arzneibuchqualität.
Bei den Mitarbeitern ist mir Freundlichkeit und Temfähigkeit wichtig, sie müssen zudem gut geschult sein und sie müssen die Kunden gut beraten

Was sind die Besonderheiten Ihrer Apotheke, wofür ist Ihre Apotheke berühmt?

Dieses alte Wissen, das noch vorhanden ist und von einer Apothekergeneration zur anderen weitergegeben wurde, macht uns sicher besonders. D.h. das Wissen darüber, wie ich aus Pflanzen wirksame Heilmittel herstellen kann. Es gibt ganz alte Rezepturen, noch aus dem 19. Jahrhundert, die habe ich teilweise überarbeitet und sie angepasst. Diese machen noch eine ganzheitliche Behandlung möglich.

Was stellen Sie selber her?

Wir stellen über 100 verschiedene Produkte bei uns her, teilweise nach diesen alten Originalrezepturen, darunter sind Teemischungen, Tropfenmischungen, Salben, Cremen, Öle, Liköre und natürlich der Magenbitter.

Sie machen viele Veranstaltungen: Vorträge, Seminare, Führungen, etc. Für wen machen Sie diese?
Das ist für Laien genauso wie für Menschen, die in Gesundheitsberufen arbeiten, Ärzte, Apotheker, Hebammen, etc. Ich stimme dann einfach die Vorträge und Seminare danach ab.

Was genau versteht man unter Traditioneller Europäischer Medizin (TEM)?
TEM ist eine neue Bezeichnung für ein sehr, sehr altes Heilsystem, das bei uns schon immer praktiziert wurde. Man könnte auch Pflanzenheilkunde, Naturheilkunde oder integrative Medizin dazu sagen – das gehört eigentlich alles dazu, auch das gesamte Wissen der Volksmedizin und der Gelehrtenmedizin. Es ist aber leider sehr in Vergessenheit geraten, besonders mit Einzug der modernen Medizin. Weil aber die Schulmedizin immer wieder an ihre Grenzen stößt und man wieder ein bisschen zurück zum Ganzheitlichen findet, kommen die Menschen wieder auf das Alte zurück – die TEM erlebt quasi jetzt eine Renaissance.

Hat Homöpathie hier auch Platz?
Es hat schon Platz, aber wir stellen keine homöopathischen Mittel her. Ich habe sie aber natürlich in meinen Beratungen integriert.

Woran leiden eigentlich die meisten Menschen, gibts speziell betroffene Körperregionen?

Die Beschwerden sind sehr vielfältig, das hängt oft sehr vom Alter ab. Aber fast immer Thema sind Schmerzen, Gelenke, Rheuma, Abnützungserscheinungen, das Herz, Erschöpfungszustände und Müdigkeit, Schlafprobleme, Verdauungsbeschwerden, chronische Erkrankungen; zunehmend sind aber definitiv Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten, vor allem bei Kindern.

Wie sehr hat sich die Arbeit in der Apotheke in den letzten Jahren verändert? Sind Patienten durch Google & Co aufgeklärter?

Ja, die Kunden kommen vorinformiert, mit sehr viel Wissen in die Apotheke und fragen nach, lassen sich gerne beraten. Es liegt aber nicht nur am Internet, sondern insgesamt haben wir heutzutage sehr viele Zugänge zu Wissen durch Zeitungen, Vorträge, usw. Trotzdem lassen sich die Menschen gerne beraten und schätzen unsere Kompetenz.

Sind Sie in gewisser Weise auch ein bisschen "Seelenklempner" für die Kunden?

Der psychische Teil spielt immer mit, natürlich.

Kommen mehr Patienten mit oder ohne Rezept?

Dieses Verhältnis ist bei uns sehr ausgewogen, wir haben beides.

Ihre Apotheke ist von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt worden, kürzlich sind Sie von der Wirtschaftskammer ausgezeichnet worden und Sie haben einen Wirtschaftspreis speziell für Frauen gewonnen. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnungen und Preise?

Ich freue mich natürlich sehr darüber, weil selbständig zu sein heißt, sehr viele Herausforderungen meistern zu müssen, besonders als Frau. Es ist ein enormer Einsatz dahinter, insofern freuts mich natürlich.

Was sind langfristig gesehen Ihre Ziele?
Ich habe Visionen. Ich bin ein Mensch, der immer weitergeht und nicht stehenbleibt, immer wieder Ideen hat. Ein Ziel ist aber sicher, die Apotheke so weiterzuführen und auszubauen, als Wissenszentrum zu erhalten und natürlich wirtschaftlich gut zu führen, damit die Arbeitsplätze speziell in dieser Region erhalten bleiben – und natürlich gesund zu bleiben.

Zur Information
Das Haupthaus der Apotheke befindet sich am Hauptplatz in Mariazell, seit Oktober 2017 gibt es auch eine Filialapotheke im Parterre des ehemaligen Krankenhauses, wo die Produktion und der Versand untergebracht sind. In beiden Gebäuden findet am 20. und 21. Mai das Jubiläumswochenende statt. An diesen Tagen ist Tag der offenen Tür, mit Führungen und Besichtigungen, auch eine Buchpräsentation steht auf dem Programm.
Übrigens: Die Apotheke wurde im vergangenen Jahr aufgrund ihrer Ganzheitlichkeit in das Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen worden.

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