Richtig Pflegen
Was es alles für den idealen Gartenboden braucht

Ein fruchtbarer Boden ist von entscheidender Bedeutung für das Wachstum und die Gesundheit aller Pflanzenarten. | Foto: Shutterstock/goffkein.pro
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Der Tag des Gartens am 11.6. ist ein besonderer Anlass, der jährlich gefeiert wird, um die Bedeutung des Gartens und der Natur für unser Wohlbefinden und unsere Umwelt hervorzuheben. Ein zentrales Element, das bei der Pflege und Gestaltung eines Gartens oft übersehen wird, ist der Boden. Doch wie wichtig ist der Boden tatsächlich?

ÖSTERREICH. Der Boden bildet die Grundlage für das Gedeihen von Pflanzen und spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des gesamten Ökosystems. Warum der Boden eine so essenzielle Rolle im Garten spielt und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um ihn zu erhalten und zu verbessern, erklärt Alexandra Syen von der Umweltberatung.

meinbezirk.at: Welche Bedeutung kommt dem Boden im Lichte der Klimaerwärmung zu? Wie wichtig ist ein gesunder Boden?
Alexandra Syen: Einerseits gibt es das Problem der zu übermäßigen Versiegelung von Flächen. Versiegelter Boden kann gleich mehrere Leistungen – wie z.B. Verdunstung und Atmung - nicht erbringen. Gleichzeitig speichern versiegelte Flächen die Sonnenwärme und benötigen viel Zeit wieder abzukühlen-Stichwort „Hitzeinseleffekt“. Bepflanzte Böden spielen auch hinsichtlich des Regenwassermanagements  eine große Rolle. Regenwasser ist pflanzenverfügbar und bleibt durch Versickerung als Grundwasser im natürlichen Süßwasserkreislauf erhalten.
Humus als organischer Anteil des Bodens besteht aus zersetztem Material, also aus abgestorbenen Lebewesen. Dieser ist nicht nur wichtig für die Bodenfruchtbarkeit, denn durch die vielen Nährstoffe hat er positive Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum und für ein gesundes Bodenleben. Auch für den Klimaschutz ist er ganz wesentlich, da er als natürliche Kohlenstoffsenke fungiert.
Weiters trägt Torfabbau auch zum Klimawandel bei. Handelsübliche Blumenerde besteht zu fast 90 Prozent aus Hochmoortorf. Torfabbau zerstört nicht nur wertvolle Ökosysteme, sondern schadet auch dem Klima und der Artenvielfalt. Moore sind riesige Kohlenstoffspeicher. Weltweit gehen etwa 4 Prozent der durch Menschen verursachten Treibhausgasemissionen auf die Entwässerung der Moore zurück. Obwohl Moore nur 3 Prozent der Erdoberfläche ausmachen, binden sie 30 Prozent des Bodenkohlenstoffs. Das ist doppelt so viel als alle Wälder der Welt zusammen. 

Beim Torfabbau werden CO2, Methan und Lachgas freigesetzt. | Foto: Land OÖ/Ernst Grilnberger
  • Beim Torfabbau werden CO2, Methan und Lachgas freigesetzt.
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Wie weiß ich, was für eine Art des Bodens ich habe? Woher weiß ich, was mein Boden braucht?
Ob ein Boden beispielsweise stark verdichtet ist oder welche Farbe er hat, kann bereits auf Sicht erkannt werden. Beispielsweise ist Erde mit einem hohen Humusanteil eher schwärzlich, mit einem hohen Lehmanteil eher braun.
Grundsätzlich lässt sich mit der sogenannten Fingerprobe die Struktur des Bodens ertasten. Hier lassen sich Eigenschaften wie Sichtbarkeit und Fühlbarkeit der Einzelkörner, die Rauheit beim Reiben, die Formbarkeit oder die Klebrigkeit feststellen. Entweder handelt es sich um einen Sandboden (leichter Boden), einen Lehmboden (mittlerer Boden) oder um einen Tonboden (schwerer Boden). 
Für eine chemische Analyse gibt es DIY-Lösungen mit abgekochtem Rotkraut-Wasser oder Essig und Natron.
Umfassender ist es, ein Bodenuntersuchungsset anzuwenden, welches im Handel erhältlich ist.
Wenn die Pflanzen schlecht gedeihen, obwohl der Standort passend ist und sich auffällige Blattverfärbungen zeigen, lohnt sich eine Bodenuntersuchung auf verfügbare Pflanzennährstoffe, pH-Wert und Humusgehalt.

Was sind die ersten Schritte, die man setzen sollte?
Bodenbearbeitung sollte stets behutsam geschehen, ohne das Bodenleben und die Bodenstruktur zu schädigen. So sollte aufgestreuter Kompost nur oberflächlich eingebracht oder auf Fräsen verzichtet werden. Auch Mulchen fördert die Bodenprozesse und stärkt die natürlichen Regelkreisläufe, sodass auch die natürlichen Feinde der Schadinsekten und Schnecken mehr werden. Es macht auch Sinn, den Gartenboden durch Bepflanzung und Gründüngung nach der Ernte gesund zu halten. Das bindet Pflanzennährstoffe und schützt Bodenstruktur und Bodenleben.

Kultursubstrat, Humus, Erde. Bezeichnen die Begriffe eigentlich immer das gleiche?
Erde ist im Grunde ein umgangssprachlicher Begriff für „Boden“. Wir verstehen darunter meist die Gartenerde, also die Freilanderde. Boden, der durch bodenbildende Prozesse natürlich entstanden ist. Erde besteht immer aus anorganischem Material, also Mineralien, Gestein und organischen Material, also abgestorbenen Tier- und Pflanzenteilen, sowie aus Wasser, Luft und Bodenlebewesen.
Unter Humus versteht man ausschließlich den organischen Anteil davon. Humus bezeichnet die Gesamtheit der zersetzten organischen Substanz eines Bodens.
Ein Kultursubstrat ist eine vom Menschen erzeugte Mischung aus verschiedenen mineralischen und/oder organischen Substratausgangsstoffen und wird zur Kultivierung von Pflanzen eingesetzt.

Der Boden und der bodennahe Bereich sind unverzichtbare Lebensräume für unzählige Tierarten.
  • Der Boden und der bodennahe Bereich sind unverzichtbare Lebensräume für unzählige Tierarten.
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Worauf muss ich beim Kauf achten, was gibt es überhaupt für verschiedene Erden?
DIE UMWELTBERATUNG empfiehlt beim Erdenkauf vor allem darauf zu achten, dass es sich um eine torffreie Bio-Erde handelt.
Die Bezeichnung "Bio" für Blumenerde ist gesetzlich nicht geregelt. Nur etwa die Hälfte der im Handel erhältlichen Bio-Erden ist torffrei. Vorsicht, oftmals ist auf Verpackungen von Erden auch die Bezeichnung "torfreduziert" zu finden – das bedeutet, dass sie zwar weniger Torf enthalten aber nicht torffrei sind. Tatsächlich torffreie Produkte erkennen man an der Aufschrift "torffrei" oder an Gütesiegeln wie „biologisch gärtnern" oder dem Österreichischen Umweltzeichen.

Die Zusammensetzung einzelner Substrate wie beispielsweise Anzucht-, Kräuter- oder Tomatenerde unterscheidet sich jeweils. Anzuchterde enthält z.B. weniger Nährstoffe, da die zarten Wurzeln von Jungpflanzen eine hohe Nährstoffkonzentration nicht bekommen. Manche Pflanzen, wie eben Tomaten, sind Starkzehrer und benötigen hingegen einen sehr hohen Nährstoffgehalt. Auch ist die Struktur unterschiedlicher Erden unterschiedlich. So ist Sukkulenten Erde Sand beigemischt, damit diese durchlässiger ist und den Ansprüchen der Pflanzen bestmöglich entspricht.

Wie macht man seinen Boden gegen Starkregen “immun”?
Boden kann nicht „immun“ werden gegen Starkregen. Allerdings gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, die Wasseraufnahmefähigkeit des Bodens zu erhöhen.
Ein gesunder, humus- und strukturreicher Boden kann mehr Wasser aufnehmen und ist besser geschützt vor Erosion als ein ausgelaugter Boden mit einer geringen Humusschicht.
Ein Boden mit einem hohen grobporigen Anteil (Sand, Kies) hat eine höhere Wasserdurchlässigkeit, weswegen mehr Wasser abfließen kann als beispielsweise bei einem Boden mit einem hohen Lehmgehalt.
Der Boden sollte vor allem nicht versiegelt werden; sollte eine lokale Versiegelung notwendig sein aufgrund einer Belastung, so gibt es einige versickerungsfähige und belastbare Bodenbelege (Schotterrasen, Blumenrasen, wassergebundene Decke, Rasenfugenstein fugenoffenes Pflaster).
Vor allem schützt die Bepflanzung vor Erosion. Hierbei gilt: je dichter, desto besser. Die Wurzeln der Pflanzen bieten dem Boden Zusammenhalt und Stabilität.
Im Gemüsegarten können Beete muldenförmig angelegt werden. Eine Drainageschicht (Kies, Schotter) als Umrandung kann den Wasserabfluss positiv beeinflussen.

Wie wichtig sind Schmetterlinge, Bienen, Hummeln oder dergleichen für den Boden? Wie mache ich ihn Insektenfreundlich?
Der Boden und der bodennahe Bereich sind unverzichtbare Lebensräume für unzählige Tierarten. Beispielsweise Zersetzer sind darauf angewiesen, die organisches Material umsetzen, zu denen unter anderen einige Käferarten zählen. Viele Hummel- und Wildbienenarten leben und nisten direkt im Boden und sind auf offenliegende Bereiche angewiesen.
Am Wichtigsten ist es, dass der Boden nicht versiegelt wird. Flächen lassen sich zum Beispiel durch Anlage von Sandarien – Sandbeeten - insektenfreundlich gestalten. Das sind Bereiche, in denen Sand aufgeschüttet wird und Wildbienen oder Wespen als Nistplatz dienen. Auch andere biodiversitätsfördernde Elemente wie die Anlage von Totholzhaufen oder schlicht ein paar unbepflanzte, offen liegende Bereiche bieten einigen Insektenarten gute Lebensgrundlagen.
Auch kleinere Maßnahmen, wie weniger oft zu mähen, das Mahdgut oder das Herbstlaub direkt an Ort und Stelle liegen zu lassen bietet Insekten Schutz und Nahrung und aktiviert die natürliche Humusbildung.

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