in memoriam
Diese Größen betrauerte Österreich 2021
Österreich verlor dieses Jahr bereits einige bekannte Gesichter, darunter Schriftsteller, Künstler und Moderatoren. In Vergessenheit werden diese jedoch nicht geraten. Ein Rückblick.
ÖSTERREICH. Dieses Jahr musste sich Österreich bereits von einigen seiner Größen verabschieden. Um sich an das Leben dieser zu erinnern, findest du hier einen Rückblick. Sie werden für ihre legendären Sager in der Sportmoderation, ihre künstlerischen Meisterwerke oder ihre journalistischen Tätigkeiten in Erinnerung bleiben.
"Unsere stärkste Waffe ist die Wahrheit."- Hugo Portisch
Anfang April starb der Schriftsteller und Journalist Hugo Portisch mit 94 Jahren. Zu Lebzeiten war er einer der bedeutendsten österreichischen Journalisten der Nachkriegszeit. Besonders bekannt wurde Portisch als Chefkommentator des ORF und beherrschte es vor allem, komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären. So trug er auch maßgeblich dazu bei, das österreichische Geschichtsbewusstsein zu schärfen. 2019 erhielt Hugo Portisch auch das goldene Ehrenzeichen der Republik. "Hugo Portisch und sein Werk sind Teil der österreichischen DNA", formulierte damals Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP), "er hat das Geschichtsbewusstsein einer ganzen Nation geprägt!"
Mit Hugo Portisch ist ein herausragender Österreicher von uns gegangen. Er wird eine große Lücke in unserem Land hinterlassen. Portisch war nicht nur Journalist, er war außerdem so etwas wie das „Geschichtsbuch“ Österreichs. (1/3) pic.twitter.com/JP2oEsUFpi
— A. Van der Bellen (@vanderbellen) April 1, 2021
"Ich lebe nur in Sprache." -Friederike Mayröcker
Mayröcker zählte zu den wohl bedeutendsten Dichterinnen unserer Zeit. Die gebürtige Wienerin schrieb bis zuletzt in ihrer Wohnung in Wien Gedichte. Sie starb im Alter von 96 Jahren. Sie verfasste jedoch genauso Hörspiele oder experimentelle Prosabücher. Zu ihren bekanntesten Werken zählen etwa „Die Abschiede“, „Das Herzzerreißende der Dinge“ oder „mein Herz, mein Zimmer, mein Name". Das Leben von Friederike Mayröcker drehte sich ums Schreiben. Im Prosaband "Die kommunizierenden Gefäße" heißt es über ihren literarischen Alltag: "Ich beginne den Tag indem ich versuche, jegliche kleinste Verrichtung, jeden Handgriff, zu verbalisieren, das ist Schreiben hinter dem Schreiben, sage ich, es löst sich alles in Sprache auf (…)".
„Lebe ständig, denn tot bist du länger als lebendig.“ -Edi Finger Junior
Der Sportjournalist und ORF-Radiomoderator war vor allem für seine Fußball und Ski Sportmoderation bekannt. Gemeinsam mit Radiomoderator Adi Niederkorn bildete er das Kultduo „Adi und Edi“ auf Radio Wien und war beliebt für seinen Schmäh. Nach seiner ORF Laufbahn war er noch bei oe24 zu sehen. ORF-Chef Alexander Wrabetz würdigte den Verstorbenen am Freitag nach seinem Ableben in einer Aussendung so: "Seine leidenschaftlichen Kommentare gingen wie die seines Vaters in die österreichische Sportgeschichte ein. Dafür wird er noch lange im Gedächtnis bleiben. Unser tiefes Mitgefühl gehört den Hinterbliebenen." Der Moderator starb mit 74 Jahren Ende Mai.
"Verrückt war ich immer schon, also fällt es jetzt nicht auf im Alter."- Arik Brauer
Eine vielseitige künstlerische Karriere hat Arik Brauer hinter sich. Er prägte den Austropop maßgeblich mit Dialektliedern wie „Sie ham a Haus baut“ und „Sein Köpferl im Sand“. Doch nicht nur durch seine Gesangskarriere war er bekannt. Auch an Fernsehspielen war er als Grafiker, Bühnen- und Kostümbildner beteiligt. So gestaltete er etwa Kostüme und Bühnenbild für „die Zauberflöte“ an der Pariser Oper. Weiters betätigte er sich auch als Maler des phantastischen Realismus und Professor an der Wiener Akademie der Bildenden Künste. Seine künstlerische Karriere hatte auch politischen Hintergrund. Brauer wurde 1929 in eine russisch-jüdische Handwerkerfamilie geboren. Sein Vater wurde in einem Konzentrationslager ermordet, er selbst überlebte in einem Versteck. Er starb in Wien mit 92 Jahren.
Er hat nie „den Kopf in den Sand gesteckt...“ - gestern habe ich mich in das Kondolenzbuch für Arik #Brauer, Universalkünstler& Antifaschist, eingetragen. Es liegt im @jewishmuseumVIE auf. Sein Wirken für die @Stadt_Wien wird unvergessen bleiben. pic.twitter.com/hHgkQ8D9L5
— Michael Ludwig (@BgmLudwig) February 10, 2021
Das Gesicht aus Bonn, Washington und Brüssel: Klaus Emmerich
Emmerich wurde 1928 in Frankfurt am Main als Sohn österreichischer Eltern geboren. Der ORF Journalist erlangte als Washington und Brüssel Korrespondent Bekanntheit und schrieb auch zahlreiche Bücher mit Fokus auf Europa. Im Sommer 2003 wurde Emmerich das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse von der damaligen Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) verliehen. Im selben Jahren zog Emmerich als Gast einer TV-Debatte zur Wahl von Barack Obama als US-Präsident Kritik auf sich. Er meinte damals, er wolle sich "nicht von einem Schwarzen in der westlichen Welt dirigieren lassen" und gestand zugleich ein, dass das "eine rassistische Bemerkung" sei. Später entschuldigte er sich ausdrücklich dafür. Mit 92 Jahren starb der Journalist im März an einer Coronavirus Infektion.
"Inspektor gibt's kan." -Peter Patzak
Wohl am bekanntesten ist Peter Patzak für seine Kreation der Kultserie „Kottan ermittelt“. Der Autor und Regisseur starb im März im Alter von 76 Jahren. Neben der Erschaffung von Major Kottan, kreierte der Wiener auch weitere filmische Meisterwerke, wie etwa den Thriller „Die Situation“ (1972) oder das Neonazi-Portrait „Kassbach“ (1979), für das er international aufgrund der klar geführten Auseinandersetzung mit kleinbürgerlichen Formen des Rassismus, Faschismus und der Gewalt Anerkennung fand. Weitere bekannte Filme sind etwa "Die letzte Runde (Strawanzer)" (1983) mit Elliott Gould und der Krimi "Joker" (1987) mit Peter Maffay. Der gebürtige Wiener war auch als Maler aktiv. Im Vorjahr erhielt Patzak das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien von Bürgermeister Michael Ludwig.
Peter #Patzak hat mit seinem Filmschaffen Österreich geprägt. Wir verdanken ihm viele unvergessene Fernseh-Momente, auch sein Werk als Autor und Maler ist beeindruckend. Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen. Wir werden ihn schmerzlich vermissen.
— Werner Kogler (@WKogler) March 12, 2021
"Lachen ist der Orgasmus der Seele." -Alexander Bisenz
Ebenfalls eine abwechslungsreiche Karriere hat der Kabarettist Alexander Bisenz hinter sich. Begonnen hatte der Niederösterreicher als Autodidakt. Danach machte er sich in den 80ern auf der Bühne mit „Ewig junge Helden“ und „Auszuckt“ einen Namen. Parallel dazu veröffentlichte er auch ein Duettalbum mit Wolfgang Ambros („Das Duell“). Danach nahm er sich eine Pause, um sich auf die bildende Kunst konzentrieren zu können, bis er dann auch in den letzten Jahren wieder auf der Kabarettbühne zu sehen war. Einem jüngeren Publikum ist er wohl durch einen Auftritt im Musikvideo „Herr Inspektor“ vom Erfolgsduo Seiler & Speer ein Begriff, kam darin vor zwei Jahren doch der legendäre Wurbala wieder auf die Handybildschirme. Er starb im Mai im Alter von 59 Jahren.
"Pepi, lass mi eine!"- Peter Elstner
Erst kürzlich musste Österreich eine weitere Sportreporterlegende betrauern. Sonntagabend starb Peter Elstner bei einem Badeunfall in Wien. Zu Lebzeiten kommentierte er mit großer Leidenschaft Fußball, Skispringen oder Ski Nordisch. In Erinnerung bleiben wird Elstners Auftritt im ORF nach nach dem 3:0-Triumph Österreichs im entscheidenden WM-Qualifikationsspiel gegen die DDR am 15. November 1989 in Wien, als er Einlass in die Kabine begehrte, was ihm vom damaligen Teamchef Josef Hickersberger und den ÖFB-Verantwortlichen verwehrt wurde. "Pepi, lass mi eine", hieß auch sein Anekdotenbuch, das er 2019 veröffentlichte – eine Reminiszenz an diese Szene.
"Ich bin ein Kritzler geblieben." -Hans Staudacher
Der Maler galt als der wichtigste Vertreter des Dadaismus und der Art Informel. Der gebürtige Kärntner lebte zuletzt in einem Altenheim in Wien und ist dort im Jänner dieses Jahres im Alter von 98 Jahren friedlich eingeschlafen. Schon in Staudacher’s Kindheit zeichnete sich eine künstlerische Karriere ab, wie er in einem Interview erzählte: „Dann hat der Lehrer zu meiner Mutter gesagt, schau’n Sie sich das an, seinen Tisch, der ist von links bis rechts komplett angekritzelt. Der muss ein Maler werden, der malt und kritzelt alles an, der muss arbeiten.“ Für seine ungestümen, experimentellen Werke erhielt der Künstler in Österreich lange keine Anerkennung, obwohl der internationale Durchbruch bereits gelungen war. Erst zu seinem 75. Geburtstag widmete ihm das Kunsthistorische Museum im Palais Harrach eine große Ausstellung. Es folgte die Ehrenmitgliedschaft der Wiener Secession, 2004 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien.
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