Sekten-Expertin zu neuer Bewegung
"Anastasia Bücher eindeutig antisemitisch"

Bei der „Anastasia“-Bewegung handelt es sich am ersten Blick um einen dezentralen Lesekreis, der sich jedoch über die Inhalte antidemokratischer, antisemitischer Bücher, vollgespickt mit Verschwörungstheorien identifiziert.  | Foto: Markus Spitzauer
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  • Bei der „Anastasia“-Bewegung handelt es sich am ersten Blick um einen dezentralen Lesekreis, der sich jedoch über die Inhalte antidemokratischer, antisemitischer Bücher, vollgespickt mit Verschwörungstheorien identifiziert.
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Verschwörungserzählungen und ein antisemitisches Weltbild sind oft eine Begleiterscheinung von extremistischen Bewegungen, wie die Anastasia-Bewegung, die Merkmale einer neuen religiösen Gruppierung aufweist, heißt es im letzten Sektenbericht Österreichs. Die RegionalMedien haben mit einer Expertin über diese Gruppierung gesprochen und einen "Landsitz" der Bewegung besucht.

ÖSTERREICH. Die sektenähnliche Anastasia-Bewegung beruft sich auf die Romane des russischen Unternehmers und Schriftstellers Wladimir Megre, wobei im Mittelpunkt die fiktive Protagonistin „Anastasia“ steht, eine Einsiedlerin mit übernatürlichen Kräften. 

Nur harmloser Lesezirkel?

Bei der „Anastasia“-Bewegung handelt es sich am ersten Blick um einen dezentralen Lesekreis, der sich jedoch über die Inhalte antidemokratischer, antisemitischer Bücher, vollgespickt mit Verschwörungstheorien identifiziert. Ulrike Schiesser von der Bundesberatungsstelle für Sektenfragen:


"Bei diesen Büchern gibt es ganz eindeutig mehrere Passagen, die eindeutig antisemitisch sind. Auch Verschwörungstheorien kommen immer wieder vor."

Eines der Ziele ist ein Zusammenleben in losen Landsitzen, wo man gemeinsam Gemüse anbaut, abgeschottet von der Zivilisation. In Österreich verzeichnet die Bewegung einige wenige Mitglieder, die sich bei Lesekreisen, und, wie bei vielen Gemeinschaften üblich, hauptsächlich über die sozialen Medien, etwa Telegram, austauschen. "Die Bücher bringen bei ihren Anhängern Träume und Zivilisationsängste in Resonanz", sagt Schiesser. „Das heißt, sie greifen das auf, was viele Menschen derzeit empfinden: ein Unbehagen mit unserer Zivilisation, der Globalisierung, der Technologie.

"Böse, unreine" Gesellschaft

Der Grundgedanke: Die Gesellschaft ist kontaminiert und böse. „Anastasia“ zeichnet das Bild einer idealisierten, naturnahen Lösung mit „gereinigten“ Menschen, verquickt mit esoterischen Ideen. Auch das Konzept der von der NS-Zeit geprägten, wissenschaftlich überholten Telegonie (jeder Geschlechtsverkehr prägt die weitere Nachkommenschaft, auch wenn keine Schwangerschaft passiert) komme hier zum Tragen.

Kurzum: Die „Außenwelt“ als gemeinsamer Feind und der Traum einer besseren Welt mit einem „gereinigten Volk“ – eine der Grundideen des Nationalzoszialismus – ist das Verbindende.“ Für Schiesser kann all das das Rezept zu einer totalitären Schreckensherrschaft sein. „Verbindungen zu einer rechtsradikalen Sichtweise würden die Mitglieder wahrscheinlich empört von sich weisen“, so Schiesser. Man wolle ja nur natürlich leben und die Kinder natürlich aufziehen, werde argumentiert. Kritische Selbstreflexion wird gerne verweigert.

Insight Anastasia

Die RegionalMedien Burgenland statteten einer der wenigen Niederlassungen in Österreich einen Besuch ab – ein scheinbar harmloser Landsitz im Südburgenland. "Wir lehnen weder das System ab, noch die alternative Szene", so das dort lebende Paar mittleren Alters beim Lokalaugenschein. "Wir sehen uns in der Mitte. Sind kritisch, hinterfragen vieles und wollen herausfinden, was gut für unsere Familie ist!“ Vorwürfe punkto verschwörungsideologischer, rassistischer und antisemitischer Inhalte werden mit dem Hinweis auf "Gerüchte" zurückgewiesen. Mehr dazu hier.
 

Sekten-Beratungsstellen in Österreich

Informationen und Beratung im Zusammenhang mit Sekten erhalten Betroffene:
Wien:

  • Bundesstelle für Sektenfragen 1., Wollzeile 12 Tel.: 01/513 04 60 bundesstelle@sektenfragen.at
  • Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahren bietet Beratung, Betreuung der Angehörigen und Unterstützung ehemaliger Mitglieder. 2., Obere Augartenstraße 26-28 Tel.: 0664/492 50 49 info@sektenberatung.at

Kärnten:
Sektenberatung im Magistrat Klagenfurt, Tel.: 0463/ 537-5653, sektenberatung@klagenfurt.at
NÖ:
Hilfswerk Familien- und Beratungszentrum Mödling, Tel.: 05/ 9249 75610, zentrum.moedling@noe.hilfswerk.at
OÖ: Familienberatung des Familienbundes, Tel.: 0676/ 955 51 86, familienberatung.linz@ooe.familienbund.at
Steiermark: Jugend- und Familienberatungsstelle d. Gesellschaft für Persönlichkeits- und Berufsbildung, Tel.: 0699/ 10373604, office@gep.or.at
Tirol: Caritas Beratungszentrum, Tel: 0512/ 7270-15, beratungszentrum.caritas@dibk.at
Vorarlberg: Institut für Sozialdienste, Tel.: 05/ 1755-510, ifs.bregenz@ifs.at

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