Nach Tod von Ärztin
Gesetzesverschärfung bei Hass im Netz gefordert

Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wurde monatelang von radikalen Corona-Maßnahmengegnern massiv bedroht: Morddrohungen wie diese waren an der Tagesordnung. | Foto: Praxis Kellermayr
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  • Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wurde monatelang von radikalen Corona-Maßnahmengegnern massiv bedroht: Morddrohungen wie diese waren an der Tagesordnung.
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Lisa-Maria Kellermayr, Ärztin aus Oberösterreich, ist am Freitag, 29. Juli, gestorben. Sie wurde monatelang von radikalen Corona-Maßnahmengegnern bedroht, bis sie ihre Ordination schließen musste. Aus ganz Österreich gab es bestürzte Reaktionen, etwa von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Gesundheitsminister Johannes Rauch. Oberösterreichs Gesundheitslandesrätin fordert nun eine Gesetzesverschärfung bei Hass im Internet.

ÖSTERREICH. Die oberösterreichische Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wurde am Freitagvormittag tot in ihrer Ordination in Seewalchen aufgefunden. Ein Fremdverschulden wird ausgeschlossen, auch wurde ein Abschiedsbrief gefunden. Nun werden Stimmen für eine Gesetzesverschärfung bei Hass im Netz laut.

Mitte Juli hatte Kellermayr ihre Arztpraxis geschlossen, weil sie über Monate hinweg massiv von radikalen Corona-Maßnahmengegnern bedroht wurde. Die entstandenen Sicherheitskosten - laut Angaben Kellermayers insgesamt mehr als 100.000 Euro - hätten den Gewinn der Ordination überstiegen, so Kellermayr: „Ich habe alles getan um Unterstützung zu bekommen, aber es hat nicht gereicht“, bedauerte die Ärztin in einem Schreiben an ihre Patienten.

Bundespräsident Van der Bellen zeigte sich bestürzt über den Tod der Ärztin, die von radikalen Corona-Maßnahmengegnern bedroht worden war. | Foto: Präsidentschaftskanzlei
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Österreich trauert

Bestürzte Reaktionen gab es aus ganz Österreich, auch von der Staatsspitze. „Sie ist als Ärztin dafür eingestanden, Menschen zu heilen und vor Krankheiten zu beschützen. Sie hat sich für die Wissenschaft starkgemacht. Für Impfungen und für einen vorsichtigen Umgang mit der Pandemie“, schrieb Bundespräsident Van der Bellen auf Twitter. „Aber manche Menschen hat das in Wut versetzt. Und diese Menschen haben ihr Angst gemacht, sie bedroht, zuerst im Internet und dann auch persönlich, direkt in ihrer Praxis.“

Der Bundespräsident rief dazu auf, "dieses Einschüchtern und Angst machen" zu beenden - "Hass und Intoleranz haben in unserem Österreich keinen Platz." Van der Bellens Gedanken seien jetzt bei Kellermayrs Familie. „Sie sind nicht allein. Wir alle sind bei Ihnen.“

Gesetzesverschärfung bei Hass im Netz?

Die oberösterreichische Gesundheitslandesrätin und stellvertretende Landeshauptfrau Christine Haberlander (ÖVP) erklärte, dass „Hass, Intoleranz und Gewalt nie die Antwort, sondern stets die hässliche Seite der Gesellschaft" seien. "In einem vereinten Europa sollte auch eine Strafverfolgung für Delikte dieser Art grenzüberschreitend möglich sein.“

Die oberösterreichische Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander erklärte, dass „Hass, Intoleranz und Gewalt nie die Antwort" seien. | Foto: Land OÖ/Stinglmayr
  • Die oberösterreichische Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander erklärte, dass „Hass, Intoleranz und Gewalt nie die Antwort" seien.
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Weiters zeigte sich Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) „zutiefst bestürzt“. Kellermayr habe „ihr Leben der Gesundheit und dem Wohlergehen anderer gewidmet. Morddrohungen gegen sie und ihre Mitarbeitenden waren brutale Realität. Hass gegen Menschen ist unentschuldbar. Dieser Hass muss endlich aufhören.“

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) reagierte ebenso wie SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner per Twitter auf den Tod der Ärztin. "Wir dürfen Hass und Intoleranz in unserer Gesellschaft keinen Raum geben. Das respektvolle Miteinander und der soziale Zusammenhalt müssen einmal mehr angesichts dieses tragischen Ereignisses im Vordergrund stehen", so Ludwig. Pamela Rendi-Wagner ist selbst Ärztin: „Sie vertrat einfach ihren ärztlichen Standpunkt und wurde Opfer von Hass. ÄrztInnen, wie sie es war, brauchen Schutz und Unterstützung.“

Gedenken am 1. August

Für den Montagabend, 1. August, wird am Wiener Stephansplatz ab 20.30 Uhr eine Gedenkveranstaltung für Lisa-Maria Kellermayr organisiert. "Ein Gedenken an @drlisamaria, in Stille, mit Kerzen, denn auch da muss gelten, vielleicht umso mehr: Yes We Care", schrieb Organisator Daniel Landau auf Twitter.

Was?
Gedenkveranstaltung für Lisa-Maria Kellermayr
Wann? Montag, 1. August, ab 20.30 Uhr
Wo? Stephansplatz, Wien

Hier gibt es rund um die Uhr Hilfe
Wenn du selbst Hilfe benötigst oder jemanden kennst, der Suizidgedanken hat, wende dich bitte umgehend an diese Stellen:

Telefonseelsorge
Tel.: 142, täglich 0-24 Uhr
www.telefonseelsorge.at

Kriseninterventionszentrum Wien
Tel.: 01/406 95 95, Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr
www.kriseninterventionszentrum.at

Sozialpsychiatrischer Notdienst
Tel.: 01/313 30, täglich 0-24 Uhr
www.psd-wien.at

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