Pestizide
Global 2000 und Ministerium wegen Trinkwasserschutz im Streit

Global 2000 fordert von zukünftiger Bundesregierung PFAS-Pestizid-Verbot zum Schutz des Trinkwassers. | Foto: pixabay (Symbolfoto)
4Bilder
  • Global 2000 fordert von zukünftiger Bundesregierung PFAS-Pestizid-Verbot zum Schutz des Trinkwassers.
  • Foto: pixabay (Symbolfoto)
  • hochgeladen von Sandra Schütz

Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 erhebt schwere Vorwürfe gegen das Landwirtschaftsministerium (BML) und wirft diesem Versäumnisse im Umgang mit der gefährlichen Chemikalie TFA (Trifluoracetat) vor. In einem am Mittwoch veröffentlichten Themenpapier wird dargelegt, dass Österreich seit einem Jahrzehnt gesetzlich verpflichtet gewesen sei, Maßnahmen zum Schutz des Grund- und Trinkwassers vor dieser „Ewigkeits-Chemikalie“ zu ergreifen, jedoch untätig geblieben sei. Das BML wies die Vorwürfe "auf das Entschiedenste" zurück. Insbesondere stellt das BML die 2014 erfolgte österreichische Einstufung von TFA als relevanten Metaboliten infrage.

ÖSTERREICH. GLOBAL 2000 und das BML sind in einen heftigen Disput über die TFA-Belastung im österreichischen Grund- und Trinkwasser geraten. TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden, wurde bereits 2014 vom Landwirtschaftsministerium als „toxikologisch relevanter Metabolit“ eingestuft. Für diese Substanzen gilt ein gesetzlicher Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Laut GLOBAL 2000 zeigen aktuelle Analysen, dass dieser Wert im österreichischen Grund- und Trinkwasser flächendeckend überschritten wird. „Mit jedem weiteren Tag, an dem TFA ungebremst in unsere Gewässer gelangt, wächst die Gefahr gesundheitsschädlicher Folgen“, warnt Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker von GLOBAL 2000.

Ein von GLOBAL 2000 in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten kommt zu dem Schluss, dass Österreich gesetzlich verpflichtet sei, Pestizide, die TFA freisetzen, vom Markt zu nehmen, wenn neue Erkenntnisse eine signifikante Zunahme der TFA-Belastung im Grundwasser zeigen. Das BML argumentiert dagegen, dass derzeit keine ausreichenden Erkenntnisse vorlägen, die eine solche Maßnahme rechtfertigen würden. Aktuell laufen Untersuchungen der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zur Bewertung von TFA. Das Ministerium will die Ergebnisse dieser Prüfungen abwarten, bevor weitere Schritte unternommen werden.

TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden, wurde bereits 2014 vom Landwirtschaftsministerium als „toxikologisch relevanter Metabolit“ eingestuft. Laut GLOBAL 2000 zeigen Analysen, dass dieser Wert im Grund- und Trinkwasser flächendeckend überschritten wird.  | Foto: Symbolbild/Pixabay
  • TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden, wurde bereits 2014 vom Landwirtschaftsministerium als „toxikologisch relevanter Metabolit“ eingestuft. Laut GLOBAL 2000 zeigen Analysen, dass dieser Wert im Grund- und Trinkwasser flächendeckend überschritten wird.
  • Foto: Symbolbild/Pixabay
  • hochgeladen von Philipp Belschner

Wirkstoff seit 2018 nicht mehr genehmigt

"Der von Global 2000 genannte Wirkstoff (Flurtamon) wurde auf EU-Ebene bereits im Jahr 2018 nicht mehr genehmigt", heißt es im Schreiben des Ministeriums, welches der APA vorliegt. "Daraufhin wurden im Jahr 2019 Zulassungen aller Pflanzenschutzmitteln auf Grundlage des Wirkstoffes Flurtamon in Österreich aufgehoben". Die Zulassungen irgendeines anderen Pflanzenschutzmittels, aus dessen Wirkstoff TFA gebildet werden könnte, wäre nur dann zu entziehen, wenn belegt ist, dass der bestimmungsgemäße Gebrauch des konkreten Mittels zu Verunreinigungen im Wasser jenseits eines zulässigen Grenzwerts führt.

Untätigkeit trotz alarmierender Daten

GLOBAL 2000 fordert die kommende Regierung auf, entschieden zu handeln und die Situation zu korrigieren. „Wir benötigen einen Widerruf aller PFAS-Pestizidzulassungen, die Unterstützung eines EU-weiten PFAS-Verbots sowie einen verbindlichen Grenzwert für TFA im Trinkwasser“, so Burtscher-Schaden. Laut der Umwelt-NGO hätte das Landwirtschaftsministerium bereits vor zehn Jahren aktiv werden müssen, als TFA als relevanter Metabolit eingestuft wurde.

Das könnte dich auch interessieren:

Heimisches Trinkwasser mit Ewigkeits-Chemikalie TFA belastet
Ursache geklärt - Treuebonus als Entschädigung
Manche Bewohner fühlten sich schlecht informiert
Global 2000 fordert von zukünftiger Bundesregierung PFAS-Pestizid-Verbot zum Schutz des Trinkwassers. | Foto: pixabay (Symbolfoto)
Der Konflikt unterstreicht die Komplexität und Brisanz des Themas Wasserschutz und Pestizidregulierung in Österreich. | Foto: AntonioGuillemF/PantherMedia
TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden, wurde bereits 2014 vom Landwirtschaftsministerium als „toxikologisch relevanter Metabolit“ eingestuft. Laut GLOBAL 2000 zeigen Analysen, dass dieser Wert im Grund- und Trinkwasser flächendeckend überschritten wird.  | Foto: Symbolbild/Pixabay
Die Ewigkeitschemikalie "TFA" kann bei Tieren zu Missbildungen führen, erinnert die Umwelt-NGO. | Foto: GLOBAL 2000 / Tobias Pehböck

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

W S T St K V B

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.