Pestizide
Global 2000 und Ministerium wegen Trinkwasserschutz im Streit

- Global 2000 fordert von zukünftiger Bundesregierung PFAS-Pestizid-Verbot zum Schutz des Trinkwassers.
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Die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 erhebt schwere Vorwürfe gegen das Landwirtschaftsministerium (BML) und wirft diesem Versäumnisse im Umgang mit der gefährlichen Chemikalie TFA (Trifluoracetat) vor. In einem am Mittwoch veröffentlichten Themenpapier wird dargelegt, dass Österreich seit einem Jahrzehnt gesetzlich verpflichtet gewesen sei, Maßnahmen zum Schutz des Grund- und Trinkwassers vor dieser „Ewigkeits-Chemikalie“ zu ergreifen, jedoch untätig geblieben sei. Das BML wies die Vorwürfe "auf das Entschiedenste" zurück. Insbesondere stellt das BML die 2014 erfolgte österreichische Einstufung von TFA als relevanten Metaboliten infrage.
ÖSTERREICH. GLOBAL 2000 und das BML sind in einen heftigen Disput über die TFA-Belastung im österreichischen Grund- und Trinkwasser geraten. TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden, wurde bereits 2014 vom Landwirtschaftsministerium als „toxikologisch relevanter Metabolit“ eingestuft. Für diese Substanzen gilt ein gesetzlicher Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter. Laut GLOBAL 2000 zeigen aktuelle Analysen, dass dieser Wert im österreichischen Grund- und Trinkwasser flächendeckend überschritten wird. „Mit jedem weiteren Tag, an dem TFA ungebremst in unsere Gewässer gelangt, wächst die Gefahr gesundheitsschädlicher Folgen“, warnt Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker von GLOBAL 2000.
Ein von GLOBAL 2000 in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten kommt zu dem Schluss, dass Österreich gesetzlich verpflichtet sei, Pestizide, die TFA freisetzen, vom Markt zu nehmen, wenn neue Erkenntnisse eine signifikante Zunahme der TFA-Belastung im Grundwasser zeigen. Das BML argumentiert dagegen, dass derzeit keine ausreichenden Erkenntnisse vorlägen, die eine solche Maßnahme rechtfertigen würden. Aktuell laufen Untersuchungen der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) und der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zur Bewertung von TFA. Das Ministerium will die Ergebnisse dieser Prüfungen abwarten, bevor weitere Schritte unternommen werden.

- TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden, wurde bereits 2014 vom Landwirtschaftsministerium als „toxikologisch relevanter Metabolit“ eingestuft. Laut GLOBAL 2000 zeigen Analysen, dass dieser Wert im Grund- und Trinkwasser flächendeckend überschritten wird.
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Wirkstoff seit 2018 nicht mehr genehmigt
"Der von Global 2000 genannte Wirkstoff (Flurtamon) wurde auf EU-Ebene bereits im Jahr 2018 nicht mehr genehmigt", heißt es im Schreiben des Ministeriums, welches der APA vorliegt. "Daraufhin wurden im Jahr 2019 Zulassungen aller Pflanzenschutzmitteln auf Grundlage des Wirkstoffes Flurtamon in Österreich aufgehoben". Die Zulassungen irgendeines anderen Pflanzenschutzmittels, aus dessen Wirkstoff TFA gebildet werden könnte, wäre nur dann zu entziehen, wenn belegt ist, dass der bestimmungsgemäße Gebrauch des konkreten Mittels zu Verunreinigungen im Wasser jenseits eines zulässigen Grenzwerts führt.
Untätigkeit trotz alarmierender Daten
GLOBAL 2000 fordert die kommende Regierung auf, entschieden zu handeln und die Situation zu korrigieren. „Wir benötigen einen Widerruf aller PFAS-Pestizidzulassungen, die Unterstützung eines EU-weiten PFAS-Verbots sowie einen verbindlichen Grenzwert für TFA im Trinkwasser“, so Burtscher-Schaden. Laut der Umwelt-NGO hätte das Landwirtschaftsministerium bereits vor zehn Jahren aktiv werden müssen, als TFA als relevanter Metabolit eingestuft wurde.
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