Wetterbilanz April
Kalte Temperaturen gleichen "Vor-Klimawandel-Niveau"
Der April war im Vergleich zu einem durchschnittlichen April der Messgeschichte außergewöhnlich kalt. Durch den überraschenden Kälteeinbruch nach dem sehr milden Winter wurde die Entwicklung einiger Pflanzensorten geschädigt.
ÖSTERREICH. Der April 2023 war in Österreich überdurchschnittlich kalt. Im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt von 1991 bis 2020 lagen die Temperaturen um etwa zwei Grad niedriger. Zusätzlich gab es im ganzen Land eine deutlich überdurchschnittliche Niederschlagsmenge. Im Vergleich zum Durchschnittsregen- und -schneefall war es rund doppelt so nass und somit der nasseste April seit 1972. Doch im Vergleich zum "Vor-Klimawandel-Niveau" war der April normal.
Etwa 2 Grad kälter als sonst
Die durchschnittliche Abweichung der Temperatur im ganzen Land lag bei minus zwei Grad, wobei Vorarlberg bis Oberkärnten die geringsten Abweichungen aufwiesen, aber auch hier war es um rund 1 Grad kälter als üblich. Besonders kalt war es von Salzburg ostwärts, mit Werten von etwa -2,8 bis -2,6 Grad weniger als im Mittel in Bernstein, Bad Aussee und der Wiener Innenstadt.
„Da die Aprilmonate in den vergangenen 20 Jahren sehr häufig Rekordwärme brachten, wirkte dieser April sogar ungewöhnlich kalt", sagt Klimatologe Alexander Orlik von der GeoSphere Austria, „verglichen mit einem April vor dem Jahr 2000 war das Temperaturniveau jedoch nicht außergewöhnlich tief. Es entsprach sogar ungefähr einem durchschnittlichen April im zwanzigsten Jahrhundert."
Dritter kalter April in Folge
Der April 2023 war bereits der dritte April in Folge, der auffällig kalt ausfiel. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch Aprilmonate von 2007 bis 2020, die deutlich zu warm waren und die Klimaerwärmung deutlich widerspiegelten. Die jüngsten kühlen Aprilmonate könnten daher auch als "statistischer Zufall" betrachtet werden.
Kein einziger "Sommertag"
Im April gab es keinen einzigen "Sommertag"- sprich einen Tag, an dem die 25 Grad Marke geknackt wird. Während diese im vergangenen Jahrhundert sowieso nie der Fall waren, wurden Sommertage in den vergangenen Jahren in Österreich im Frühling bereits zur neuen Normalität. Der höchste Wert im April 2023 wurde mit 24,6 Grad am 22. April in Innsbruck gemessen. Seit der Jahrtausendwende gab es in Österreich nur drei Aprilmonate in welchen 25 Grad nicht überschritten wurde.
Besonders viel Niederschlag
Im April 2023 gab es auch extreme Niederschlagsmengen im ganzen Land. Orte mit einer negativen Niederschlagsbilanz waren selten und beschränkten sich auf Osttirol, Oberkärnten und Lungau. In den meisten Teilen Österreichs gab es jedoch deutlich mehr Regen und Schnee als üblich. Besonders nass wurde es zur Monatsmitte im Norden und Osten, wo die Abweichungen oft bei 200 bis 300 Prozent lagen. In Waidhofen/Ybbs, Amstetten und der Wiener Innenstadt wurden neue Monatsrekorde beim Niederschlag aufgestellt. In Laa/Thaya und St. Pölten war es der zweitnasseste April seit Messbeginn.
Pflanzenentwicklung gestört
Die Umstellung von den sehr milden ersten Monaten des Jahres auf den relativ kühlen April zeigt sich auch in der Entwicklung der Pflanzen. Beispielsweise war der Blühbeginn von Forsythie oder Marille in der milden Witterung heuer rund eine Woche früher als im Durchschnitt der letzten Jahrzehnte (Mittel 1991-2020). Der relativ kühle April bremste die Entwicklung. Forsythie und Kirschbäume blühten daher in einigen Regionen ungewöhnlich lange und der Zeitpunkt des Laubaustriebs vieler Pflanzen im April entsprach dem vieljährigen Durchschnitt.
Trübster April seit 50 Jahren
Auch die Sonne ließ sich nur wenig blicken. Rund 35 Prozent weniger Sonnenstunden gab es, alle Stationen im Land weisen ein mehr oder weniger großes Defizit auf. Der April 2023 geht daher als trübster April seit über 50 Jahren in die Messgeschichte ein, nur 1937 und 1972 schien die Sonne noch seltener.
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