Wölfe in Österreich
"Keine Jagd, weil es zu wenige Rudel gibt"

Am Donnerstag, 6. März ist es so weit: Die Änderung der Berner Konvention tritt in Kraft, der Schutzstatus des Wolfs wird europaweit von "besonders geschützt" auf "geschützt" gesenkt.  | Foto: JORGE GUERRERO / AFP / picturedesk.com
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  • Am Donnerstag, 6. März ist es so weit: Die Änderung der Berner Konvention tritt in Kraft, der Schutzstatus des Wolfs wird europaweit von "besonders geschützt" auf "geschützt" gesenkt.
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Am Donnerstag, 6. März ist es so weit: Die Änderung der Berner Konvention tritt in Kraft, der Schutzstatus des Wolfs wird europaweit von "besonders geschützt" auf "geschützt" gesenkt. 

ÖSTERREICH. "Kommt der Wolf, stirbt die Alm": so plakatierte der österreichische Bauernbund 2021 eine Kampagne gegen den zurückgekehrten Beutegreifer. Viele Landwirte fürchten um ihre Nutztiere, die Entscheidung, wie man mit Wölfen umgeht, wird in der europäischen Fauna-Flora-Habitatrichtline (FFH) festgelegt. Für Viele dürfte die Änderung der Berner Konvention, und damit die Senkung des Schutzstatus in der FFH-Richtlinie, ein Schritt in die erhoffte Richtung sein. „Damit werden die Voraussetzungen für ein aktives Wolfsmanagement geschaffen. Endlich setzt sich die Vernunft beim Umgang mit Großraubtieren durch“, erklärte Bauernbund-Präsident Georg Strasser beim Bekanntwerden der Änderungen.

Bereits 13 Wölfe wurden erlegt

Doch die Änderung des Schutzstatus dürfte in der Praxis offenbar wenig ändern, so zeigt man sich beim WWF und Naturschutzbund überzeugt. Denn der Wolf habe hierzulande einen sehr schlechten Erhaltungszustand und dürfe daher gar nicht bejagt werden. Lucas Ende, Artenschutzkoordinator beim Naturschutzbund Österreich, rechnet vor: "In Deutschland gibt es 209 Wolfsrudel, es sind nur fünf in Österreich". Außerdem sei die Anzahl der Rudel sogar gesunken: "2023 und 2022 gab es noch jeweils sechs Wolfsfamilien." Der Grund für den Rückgang ist offenbar die Bejagung der Tiere, allein 13 wurden 2024 zum Abschuss freigegeben. In Deutschland seien es im selben Jahr nur drei gewesen, so Ende. In Italien wurde gar kein Wolf geschossen, obwohl dort 400 Rudel leben, so Ende.

EU-Urteil in Tirol angestoßen

Der schlechte Erhaltungszustand verbietet laut einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs die Bejagung. Angestoßen wurde dieses Urteil 2024 durch eine Beschwerde von Tierschutzorganisationen gegen die Tiroler Landesregierung, die 2022 einen Wolf abschießen ließ. Das Tiroler Landesverwaltungsgericht bat schließlich den EuGH um eine Auslegung des EU-Rechts in dieser Angelegenheit.

Für Lucas Ende ist die Sache klar: Abschüsse dürften nur das letzte Mittel sein, beim Herdenschutz müsse man in die Offensive gehen. WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler: "Wolfsrudel konzentrieren sich immer in einem bestimmten Gebiet und halten die Konkurrenz  fern. Dadurch bleibt die Wolfsdichte gleich." Fehle das Rudel, würden vereinzelte Jungwölfe durchstreifen. Und gerade diese seien ein Problem, da sie verstärkt Weidetiere angreifen würden. Wären die Wölfe dagegen im Rudel, würden diese in ihrem Revier bleiben und sich auf die Wildtiere dort konzentrieren. Das sei der wünschenswerte Zustand, da die Wölfe dann sozusagen "gemeinsam" mit der Jägerschaft die Wildtiere "hegen" könnten.

Um einen "günstigen Erhaltungszustand" zu erreichen, brauche es laut Pichler 39 Rudel in Österreich und davon sei man derzeit weit entfernt. 

Schafe sind meistens die Opfer

Das Österreichzentrum Bär-Wolf-Luchs ist für Organisation und Management der großen Beutegreifer in Österreich zuständig. Das Monitoring ergibt, dass auf das Konto von Wölfen, Bären und Schakalen im gesamten Staatsgebiet im Jahr 2024 insgesamt 457 Tötungen gehen. Hinzu kommen 26 Verletzungen und 416 als vermisst beschriebene Tiere. Am häufigsten betroffen waren Schafe und Ziegen, die zusammen 304 aller Todesopfer und 357 aller vermissten Tiere, sowie 13 der verletzten Tiere ausmachen. Auch Goldschakale rissen laut dem Österreichzentrum im Jahr 2024 immerhin 55 Schafe. Auf das Konto von Bären gehen "nur" zwölf Schafsrisse, dafür aber wurden 2024 insgesamt 44 Bienenstöcke von Bären verwüstet.  

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der getöteten Tiere gesunken, von 550 im Jahr 2023 auf 457 im Jahr 2024. Wölfe waren im Jahr 2024 für 304 von 457 getöteten Tieren verantwortlich, im Jahr 2024 waren es 460 von 550 gerissenen Tieren, die von Wölfen erlegt worden sind. 2024 wurden die meisten Risse in Tirol (220) und Kärnten (93) registriert, gefolgt von Salzburg (74) und Niederösterreich (50). Die anderen Bundesländer fallen zahlenmäßig kaum ins Gewicht: Steiermark (neun), Vorarlberg (acht), Oberösterreich (drei) und Wien, wo es gar keinen Fall gab.

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