Online-Kindesmisbrauch
Mehr als 10.000 Fälle im letzten Jahr gemeldet

Im letzten Jahr wurde ein starker Anstieg von Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Internet verzeichnet.
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  • Im letzten Jahr wurde ein starker Anstieg von Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Internet verzeichnet.
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Vergangenes Jahr war dem Bundeskriminalamt (BKA) zufolge ein starker Anstieg von Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Internet zu verzeichnen. Trotzdem sind nur sechs Polizisten mit der Identifizierung von Tätern beschäftigt.

ÖSTERREICH. Der Fall des Schauspielers Florian Teichtmeister, der sich vor Gericht wegen des Besitzes von Bildern von Kindesmissbrauch verantworten muss, rückte das Thema neu in den Fokus. Zuletzt hat das BKA bestätigt, dass im letzten Jahr ein starker Anstieg von Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Internet zu verzeichnen war.

"Der vereinfachte Zugang zum Internet via Smartphones und anderer Geräte wie Tablets, aber auch die vermehrten Meldungen aus dem Ausland und die verbesserte internationale Kooperation mit den verschiedenen Organisationen und Behörden führen zu einem deutlichen Anstieg der Zahlen", zitierte die APA eine Reaktion des BKA. Wurden 2012 von der Statistik noch 572 bei den heimischen Behörden angezeigte Straftaten wegen illegaler pornografischer Darstellungen Minderjähriger (207a StGB) erfasst, wovon 535 geklärt werden konnten, waren es 2021 bereits 1.921. Klären ließen sich davon 1.775.

Der Fall rund um den Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister schlägt weiter hohe Wellen. | Foto: Neumayr
  • Der Fall rund um den Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister schlägt weiter hohe Wellen.
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Mehr als 10.000 Fälle im Vorjahr

Die Übermittlung von über 10.000 Verdachtsfällen der US-Organisation National Center for Missing and Exploited Children (NCMEC) an das Bundeskriminalamt habe dazu geführt, dass 780 Verdächtige identifiziert werden konnten. Das bestätigte der Leiter des Büros "Sittlichkeit und Kinderpornografie" im Bundeskriminalamt, Jürgen Ungerböck, im Ö1- Morgenjournal. Das sei auch ein neuer Spitzenwert. Im Jahr 2021 waren es noch 5.900 Verdachtsmeldungen in Österreich gewesen – jetzt sind es fast doppelt so viele. Ungerböck geht sogar von einem Rekordwert an Anzeigen im Bereich Kinderpornografie in der bisherigen Kriminalstatistik aus. Ein besonders schlimmer Fall ereignete sich laut dem Kriminalbeamten in Oberösterreich: Ein erst sechs Monate altes Baby wurde von einer Verwandten schwer missbraucht. Der Fall war laut Ö1 bisher noch nicht medial bekannt.

Personalengpass

Im Bundeskriminalamt arbeiten laut dem Bericht lediglich 6 Beamte an der Identifizierung von Tätern und Opfern. Deshalb konnten von den 10.000 Verdachtsfällen nicht mehr als 780 Fälle identifiziert werden. Man sei nicht in der Lage, mehr Verdächtige zu identifizieren – es fehle schlichtweg an Personal. Viele seien auch nicht identifizierbar. „Wir versuchen die herauszufiltern, wo wir den Verdacht haben oder wo es eben auch klar ist, dass hier ein Kind noch in Gefahr ist", so Ungerböck. Neben personellen Schwierigkeiten seien die Beamten auch mit technischen Herausforderungen konfrontiert. „Der Dienstgeber ist gefordert, dass er uns entsprechendes Know-How zur Verfügung stellt – nämlicher technischer Natur: Hardware und Software", so Jürgen Ungerböck.

Begriff Kinderpornographie nicht mehr zeitgemäß

Der in Österreich übliche rechtliche Terminus Kinderpornographie entspricht auch nicht mehr dem internationalen üblichen Sprachgebrauch, sondern "Online-Kindesmissbrauch". Kritik übte der Spitzenbeamte an der Wortwahl des Anwalts von Teichtmeister, Michael Rami, der von einem „rein digitalen Delikt“ sprach. Das sei eine "Bagatellisierung der Oberklasse" und ein "Schlag in das Gesicht eines Opfers".

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