Österreich drohe soziale Krise
ÖGB: "Fordern Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn"

Mitte Juli waren noch immer mehr als 350.000 Menschen auf Jobsuche und rund 300.000 in Kurzarbeit. Reischl warnt: „Das birgt eine gewaltige soziale Sprengkraft und droht eine ganze Generation junger Menschen vor lebenslange Probleme zu stellen. Das werden wir nur mit einem konsequenten und finanziell entsprechend ausgestattetem Beschäftigungspaket verhindern können.“ | Foto: Gina Sanders/fotolia
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  • Mitte Juli waren noch immer mehr als 350.000 Menschen auf Jobsuche und rund 300.000 in Kurzarbeit. Reischl warnt: „Das birgt eine gewaltige soziale Sprengkraft und droht eine ganze Generation junger Menschen vor lebenslange Probleme zu stellen. Das werden wir nur mit einem konsequenten und finanziell entsprechend ausgestattetem Beschäftigungspaket verhindern können.“
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Knapp die Hälfte der arbeitsfähigen Menschen hat in Österreich zum Höhepunkt der Coronapandemie den Job verloren oder musste wegen Kurzarbeit Einkommenseinbußen hinnehmen. Das sagt Ingrid Reischl vom ÖGB (Österreichischer Gewerkschaftsbund) und warnt: Man sitze auf einer tickenden sozialen Zeitbombe. Sie fordert ein Beschäftigungspaket, Arbeitszeitverkürzung bei vollem Gehalt sowie die Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent.

ÖSTERREICH. 588.000 Menschen haben Arbeit gesucht, 1.309.000 waren zum Höhepunkt der Pandemie in Kurzarbeit: Ganz klar, die Corona-Pandemie hat die Menschen in Österreich beruflich finanziell massiv getroffen. „Das heißt, dass rund in die Hälfte aller arbeitsfähigen Menschen in Österreich direkt betroffen war“, rechnet Ingrid Reischl, Leitende Sekretärin im Österreichischen Gewerkschaftsbund, vor.

„Gewaltige soziale Sprengkraft“

Mitte Juli waren noch immer mehr als 350.000 Menschen auf Jobsuche und rund 300.000 in Kurzarbeit. Reischl warnt: „Das birgt eine gewaltige soziale Sprengkraft und droht eine ganze Generation junger Menschen vor lebenslange Probleme zu stellen. Das werden wir nur mit einem konsequenten und finanziell entsprechend ausgestattetem Beschäftigungspaket verhindern können.“

"Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn"

Im Rahmen des ÖGB-Sommerdialogs entwarf man einen Aktionsplan, den es brauchen würde, um aus der Krise zu kommen. Man fordert gute Arbeit und soziale Absicherung. Laut ÖGB braucht es dazu eine eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Um den Einstieg attraktiver zu machen, fordert der ÖGB in einem ersten Schritt die Weiterentwicklung der Solidaritätsprämie, ähnlich dem Modell der Gewerkschaft GPA „90 für 80“ oder dem Arbeiterkammer-Vorschlag einer Beschäftigungsprämie.

Pflegestiftung soll 10.000 Jobs sichern

Arbeitsstiftungen sind ein sinnvolles Instrument, um für Ausbildung, Höherqualifizierung und danach auch Unterstützung von Arbeitslosen beim Wiedereinstieg in den österreichischen Arbeitsmarkt zu sorgen. Der ÖGB hat bereits ein Modell entwickelt, wie eine Pflegestiftung den künftigen Personalbedarf decken könnte. Bis zum Jahr 2030 werden mindestens 75.000 neue Pflegekräfte fehlen – jetzt muss gegengesteuert werden. Rund 10.000 Menschen könnten in den nächsten vier Jahren über eine bundesweite Stiftung eine Ausbildung bekommen.

Jugend besser bilden

Nachdem Jugendliche besonders von hoher Arbeitslosigkeit betroffen sind, müsse die überbetriebliche Lehrausbildung ausgebaut werden. Dazu seien mehr Budgetmittel, die schnelle Schaffung und Aktivierung eines Corona-Notausbildungsfonds und der Ausbau öffentlicher Lehrstellen dringend nötig.


Arbeitslosengeld auf 70 Prozent erhöhen

Um den privaten Konsum anzukurbeln fordert der ÖGB, dass das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent Nettoersatzrate erhöht werden müsse. Das würde die Betroffenen sozial auch absichern. Um eine drohende Insolvenzwelle samt Jobverlust zu vermeiden, fordert der ÖGB einen „Comeback-Beteiligungsfonds“: Eine staatliche Beteiligungsgesellschaft solle dafür sorgen, dass Unternehmen die Phase nach Auslaufen der Hilfen und Stundungsmöglichkeiten überbrücken können.

Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn: Ist das ok?

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Mitte Juli waren noch immer mehr als 350.000 Menschen auf Jobsuche und rund 300.000 in Kurzarbeit. Reischl warnt: „Das birgt eine gewaltige soziale Sprengkraft und droht eine ganze Generation junger Menschen vor lebenslange Probleme zu stellen. Das werden wir nur mit einem konsequenten und finanziell entsprechend ausgestattetem Beschäftigungspaket verhindern können.“ | Foto: Gina Sanders/fotolia
588.000 Menschen haben Arbeit gesucht, 1.309.000 waren zum Höhepunkt der Pandemie in Kurzarbeit: Ganz klar, die Corona-Pandemie hat die Menschen in Österreich beruflich finanziell massiv getroffen. „Das heißt, dass rund in die Hälfte aller arbeitsfähigen Menschen in Österreich direkt betroffen war“, rechnet Ingrid Reischl, Leitende Sekretärin im Österreichischen Gewerkschaftsbund, vor. | Foto: Archiv

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