Streit eskaliert
Pfotenhilfe wirft Schutzhunde-Lobby "Fake News" vor

Die Schutzhundeausbildung sei das Gegenteil von Tierschutz, so der Verein Pfotenhilfe. | Foto: EP Photo/Patricia Einfalt
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Der tödliche Hundeangriff in Oberösterreich und die Diskussion über ein generelles Verbot des Beiß- und Angriffstrainings bei privaten Hunden bewegt die Gemüter weiterhin. Die Pfotenhilfe wirft der Schutzhunde-Lobby Fake-News und Verharmlosung vor. Die Petition gegen diese Form des Trainings sei gefälscht. Der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) kritisiert wiederum die "wochenlange Falschinformationskampagne“.

ÖSTERREICH. Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) kündigte nach der tödlichen Attacke eines Hundes auf eine Joggerin ein Verbot des privaten Beiß- und Angriffstrainings gegen Menschen an. Daraufhin wandte sich der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) in einem offenen Brief an Rauch, um auf die Bedeutung des Gebrauchshundetrainings hinzuweisen. Es brauche "gehorsame, wesensstarke Hunde, die sich und ihre Motivation unter Kontrolle haben, um Bissunfälle zu vermeiden", hieß es damals.

Laut Pfotenhilfe agiere die Schutzhunde-Lobby aber unseriös: Diese würde die gefährliche und tierquälerische Abrichtung 'Gebrauchshundesport' nennen und damit extrem verharmlosen. "Sie vermischt dieses Scharfmachen mit einem angeblich drohenden Verbot jeglichen Hundesports. Hundehalter werden dadurch stark verunsichert, manche befürchten jetzt schon, dass bald sogar das Stöckchenwerfen verboten wird", so Jürgen Stadler vom Verein.

Seit Rauch ein Verbot des privaten Beiß- und Angriffstrainings gegen Menschen angekündigt hat, macht die Schutzhunde-Lobby mobil. | Foto: Foto Flausen
  • Seit Rauch ein Verbot des privaten Beiß- und Angriffstrainings gegen Menschen angekündigt hat, macht die Schutzhunde-Lobby mobil.
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Lobby hetzt Hundehalter gegen Tierschutz auf 

Künftig soll nur der problematische Teil der klassischen Schutzhundeausbildung und das im Schutzanzug ausgeübte 'Mondioring' verboten werden. Diese habe in der privaten Hundehaltung absolut nichts verloren, andere unproblematische Hundesport-Disziplinen bleiben von der Verschärfung unberührt", zitierte der Verein den Minister.

Petition sei verfälscht

Außerdem stört sich die Pfotenhilfe an der von der Schutzhunde-Lobby initiierten Petition, die international um Unterstützer geworben habe, obwohl es um eine nationale Gesetzesänderung geht. Des weiteren weist der Verein daraufhin, dass eine Person mit ein und der selben E-Mail-Adresse und Namen so oft unterzeichnen könnte, wie sie will, was auch eifrig umgesetzt werde. Die Lobby rühme sich laut Pfotenhilfe aber trotzdem, dass man schon mehrere zehntausend Unterschriften gesammelt habe. 

Für die Pfotenhilfe stellt die Schutzhundeausbildung das Gegenteil von Tierschutz- und Tierheimarbeit dar: „Hunde werden bei uns liebevoll erzogen und geführt und lernen, Stress positiv abzubauen und nicht, indem man Menschen hysterisch und aggressiv anbellt oder sogar beißt", heißt es. 

"Nur Gegenstand ist Angriffsobjekt"

Der ÖKV wünscht sich wieder eine Versachlichung der Debatte, statt eine ideologie-, und emotional geführte Diskussion zu führen, heißt es auf Anfrage von MeinBezirk.at. 

"Beim Gebrauchshundesport ist niemals der Mensch, sondern immer nur der Gegenstand das Angriffsobjekt, beispielsweise der Jutearm, den der Hund herunterzieht und apportiert", betont ÖKV-Sprecher Philipp Ita. (Apportieren bezeichnet bei der Jagd das Herbeibringen des vom Jäger geschossenen Nieder- oder Federwildes durch den Jagdhund, Anm. d. Red.)

"Wenn jegliches Beißtraining vom Minister Rauch verboten wird, könnten nicht einmal Therapie-Hunde oder Assistenzhunde trainiert werden, da solche Hunde beispielsweise ein Messgerät für einen Diabetiker mit ihrem Maul bringen müssen", gibt Ita zu bedenken. "Der Hund hat keine Hände, sondern nur ein Werkzeug, sein Maul".

Verstöße ziehen Anzeigen nach sich

Zum Vorwurf der manipulierten Petition hält der ÖKV fest, dass diese Petition zwar nicht von ihnen initiiert wurde. Allerdings lief diese über die weltgrößte seriöse Petitionsplattform der Welt change.org. Dass man mehrmals mit derselben email-Adresse unterschreiben könne, kann der Verein nach Eigenrecherche nicht bestätigen. 

Die vor Kurzem von der Pfotenhilfe veröffentlichten Videos zu einer Hundeabrichtung beschäftigen bereits die Gerichte, informierte der ÖKV. Laut Ita hätten die Betroffenen bereits Klagen eingereicht. In einem anderen Fall – das Video stammt aus 2020 oder früher - sei die betroffene Person bereits damals ausgeschlossen und angezeigt worden. Man stehe für einen ordentlichen Gebrauchshundesport, aber lehne natürlich "private Scharfmacherei in Hinterhöfen ab". Diese werden rasch angezeigt, versicherte man gegenüber MeinBezirk.at.

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Die Schutzhundeausbildung sei das Gegenteil von Tierschutz, so der Verein Pfotenhilfe. | Foto: EP Photo/Patricia Einfalt
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