Corona-Impfstoff
Schon 674 Kinder ohne Zulassung geimpft

Biontech will bald die Zulassung für die Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen beantragen. In Österreich schon über 670 Dosen an diese Altersgruppe verimpft. Dies macht der sogenannten "off-label-use" möglich. | Foto: IgorVetushko/panthermedia
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  • Biontech will bald die Zulassung für die Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen beantragen. In Österreich schon über 670 Dosen an diese Altersgruppe verimpft. Dies macht der sogenannten "off-label-use" möglich.
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674 Kinder unter zwölf Jahren sind in Österreich laut den Daten des elektronischen Impfpasses zumindest einmal gegen das Coronavirus geimpft worden, 156 der Mädchen und Buben gelten bereits als vollimmunisiert. Eine sogenannte "off label" Impfung - also bevor die Zulassungsbehörde den Impfstoff für Kinder freigegeben hat - ist gesetzlich möglich, wenn nach einer Aufklärung die Ärztin und der Arzt die Entscheidung gut begründen können. Ein Vater berichtet von seiner Entscheidung.

ÖSTERREICH. Aufgrund der Delta-Variante steigen die Corona-Neuinfektionen und die Zahl der Intensivpatienten seit mehreren Wochen wieder stetig an. Vor allem in der Gruppe der ungeimpften Bevölkerung zieht die Delta-Variante ihre Kreise. In Wien sind laut Daten des Bildungsministeriums mittlerweile (Stand Donnerstag) bereits 603 Schulklassen wegen positiver Corona-Fälle in Quarantäne. Das entspricht knapp fünf Prozent aller Schulklassen in der Bundeshauptstadt. Betroffen sind mehr als 70 Prozent der Standorte.

Während für Schulkinder über zwölf die mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer sowie Moderna erst seit wenigen Monaten zugelassen sind, müssen die Unter-Zwöljährigen auf eine Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) noch warten.

Laut aktuellen Zahlen des Wiener Gesundheitsverbundes befinden sich derzeit sechs Kinder aufgrund einer Corona-Infektion in der Klinik Ottakring. | Foto: LK Mistelbach
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Österreich wartet auf EMA Freigabe

Deshalb wird es auch in Österreich nicht so schnell eine Zulassung geben. „Nachdem es keine Zulassung oder Empfehlung (für die Anwendung bei Personen unter zwölf Jahren, Anm.) gibt, liegt die Verantwortung bei impfenden Ärzten und der gesetzlichen Vertretung der geimpften Personen“, hielt das Gesundheitsministerium grundsätzlich fest. Seitens des Nationalen Impfgremiums (NIG) „wird davon abgeraten, Kinder unter zwölf Jahren zu impfen, bevor es eine Zulassung oder Empfehlung gibt“. „Wir rechnen noch 2021 mit einer Zulassung, aber letztendlich hängt dies von den vorgelegten Daten und der Behörde ab“, so das Ministerium. Die slowakische Regierung beispielsweise lässt Corona-Impfungen für alle Kinder ab fünf Jahren bereits jetzt zu. 

Eltern lassen aber ihre Kinder in Österreich unter zwölf Jahren bereits jetzt impfen, weil sie das Risiko von Infektion, Long Covid und Langzeitfolgen als deutlich höher ansehen als das Risiko möglicher Impfnebenwirkungen. Unternehmer und Blogger Helge Fahrnberger erklärte auf Twitter, warum er sich als Vater zur Impfung seiner sechsjährigen Tochter entschied.

"Man flunkert nicht bei Ergebnissen"

"Biontech hat in der Studie 4.500 Kinder geimpft und bekannt gegeben, dass die Ergebnisse gut seien und sie jetzt um EMA-Zulassung ansuchen werden. So wie die heikle Pharma-PR vor Zulassungen funktioniert, vertraue ich den Aussagen. Dabei flunkert man nicht, aus Eigeninteresse," meint Fahrnberger. Es seien ja bereits mehr als 100.000 Kinder "off label" weltweit geimpft. "Nach Gesprächen mit Bekannten aus der Pharmaforschung weiß ich: Bei Kindern sind keine anderen Nebenwirkungen zu erwarten als bei Erwachsenen, offen ist nur die Frage nach Dosis und Impfintervall. Und beides hat Biontech schon bekannt gegeben."

Trotzdem betont der Vater: "Dies ist KEINE Empfehlung, es mir nachzumachen. Es ist eine schwierige Entscheidung für Eltern, die keineswegs klar ist. Die Zulassung abzuwarten ist eine sehr valide Option. (Dann würde ich aber impfen.) Im Zweifel immer an offizielle Empfehlungen halten", schreibt er auf Twitter.

Antrag für Zulassung für 5- bis 11-Jährige noch im Oktober

Möglicherweise wird es aber ohnehin schneller gehen. Biontech-Pfizer will die Impfstoff-Zulassung für Kinder ab fünf Jahren bereits im September bei der Europäischen Gesundheitsbehörde beantragen. "Wir werden schon in den kommenden Wochen weltweit den Behörden die Ergebnisse aus unserer Studie zu den Fünf- bis Elfjährigen vorlegen und eine Zulassung des Impfstoffes für diese Altersgruppe beantragen, auch hier in Europa", sagte Biontech-Gründerin Özlem Türeci unlängst im Interview mit dem "Spiegel". Bereits im Oktober könnten fünf- bis elfjährige Kinder mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft werden. Für die Zwei- bis Fünfjährigen sowie für die Altersgruppe sechs Monate bis zwei Jahre soll die Einreichung der Zulassung im Anschluss erfolgen, jedenfalls noch diesen Herbst.

Geringere Dosis

Auch mRNA-Konkurrent Moderna hat bereits Studien mit Kindern durchgeführt. Beide Unternehmen sehen die Dosierung 2 mal 10 Mikrogramm mRNA für "5 bis unter 12 Jahre" sowie 2 mal 3 Mikrogramm für unter 5-Jährige als optimale Impfdosis. Erwachsenen werden übrigens 30 Mikrogramm des Biontech-Vakzins verabreicht, eine Erwachsenen-Impfdosis von Moderna enthält 100 Mikrogramm.

Mögliche Nebenwirkungen seien meist mild und "kommen so selten vor, dass ich das individuelle Risiko meiner Tochter von Long-Covid-Langezitfolgen für deutlich höher halte", äußerte sich Fahrnberger zum Thema Nebenwirkungen. Laut dem BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen) gibt es zwei Meldungen von vermuteten Nebenwirkungen nach Impfung von Kindern unter zwölf Jahren vor. „Es handelte sich dabei um Lokalreaktionen (Schmerzen an der Impfstelle bzw. an einer Extremität). In beiden Fällen wurde direkt über den Zulassungsinhaber gemeldet, daher liegen sonst keine weiteren Infos vor“, hieß es.

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