Amoklauf in Graz
So arbeitet die Polizei bei Terror- und Amoklagen

Österreichs Polizei setzt auf ein bewährtes, dreistufiges Einsatzkonzept für Amok- und Terrorlagen. | Foto:  ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
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  • Österreichs Polizei setzt auf ein bewährtes, dreistufiges Einsatzkonzept für Amok- und Terrorlagen.
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Österreichs Polizei setzt auf ein bewährtes, dreistufiges Einsatzkonzept für Amok- und Terrorlagen: Sofortige Intervention durch Regeldienstkräfte, unterstützt von spezialisierten Einheiten nach WEGA-Vorbild und dem hoch qualifizierten Einsatzkommando Cobra. Seit 2010 wird dieses System kontinuierlich trainiert und optimiert, wobei Geschwindigkeit und standardisierte Abläufe im Vordergrund stehen. Nach dem Amoklauf in Graz bietet die Polizei über den Sommer Schulen verstärkt Schulungen an.

ÖSTERREICH. Österreichs Polizei verfügt über ein hochstandardisiertes System für Amok- und Terrorlagen. Kernprinzip ist die schnelle Intervention durch Erstkräfte, die speziell geschult sind, um ohne Verzögerung in Gefahrensituationen einzugreifen. Das dreistufige Interventionsmodell umfasst reguläre Streifenkräfte, spezialisierte Einheiten nach WEGA-Vorbild und das Einsatzkommando Cobra als höchste Eskalationsstufe. 

Bei einem Hintergrundgespräch vor Pressevertreterinnen und -vertretern gaben Bundespolizeidirektor Michael Takács, Generalmajor Peter Scheibner, Bernhard Treibenreif, Direktor der Spezialeinheiten/Einsatzkommando Cobra, und Kurt Kornberger, Standortkommandant Einsatzkommando Cobra Süd, Einblick in die Arbeit der Polizei bei Terror- - oder Amoklagen. 

Polizeischulungen

Die Ausbildung aller Polizisten beinhaltet regelmäßige Trainingseinheiten für Extremsituationen, einschließlich taktischer Erstversorgung bei Schussverletzungen. Zusätzlich werden psychologische Nachbetreuungsteams (PIER) eingesetzt, um die Belastung der Einsatzkräfte zu bewältigen. Die Cobra-Einheit mit acht Standorten bundesweit bietet umfassende Spezialkapazitäten von ABC-Abwehr bis Luftunterstützung. Der Einsatz in Graz demonstrierte die Effektivität dieses Systems, bei dem über 300 Beamte koordiniert agierten, darunter 60 Cobra-Mitglieder, verdeutlichte Treibenreif. 

Bundespolizeidirektor Michael Takács (2.v.l.), Generalmajor Peter Scheibner (li.), Bernhard Treibenreif, Direktor der Spezialeinheiten/Einsatzkommando Cobra (2.v.r.), und Kurt Kornberger, Standortkommandant Einsatzkommando Cobra Süd (re.) | Foto: MeinBezirk
  • Bundespolizeidirektor Michael Takács (2.v.l.), Generalmajor Peter Scheibner (li.), Bernhard Treibenreif, Direktor der Spezialeinheiten/Einsatzkommando Cobra (2.v.r.), und Kurt Kornberger, Standortkommandant Einsatzkommando Cobra Süd (re.)
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Schnelligkeit rettet Leben

Österreichs Polizei setzt auf sofortiges Eingreifen. Statt auf Verstärkung zu warten, durchdringen Beamte unverzüglich das Gefahrengebiet, um Täter zu stellen und von weiteren Handlungen abzuhalten. Dieses standardisierte Vorgehen wird regelmäßig trainiert - auch in Kooperation mit Schulen und öffentlichen Einrichtungen, so die Experten.

Die Cobra, mit acht Standorten österreichweit, bietet umfassende Spezialkapazitäten – von ABC-Abwehr bis Luftunterstützung. | Foto:  ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
  • Die Cobra, mit acht Standorten österreichweit, bietet umfassende Spezialkapazitäten – von ABC-Abwehr bis Luftunterstützung.
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Prävention

Präventiv arbeitet die Polizei eng mit Schulen und Blaulichtorganisationen zusammen, verstärkt Streifen im Umfeld sensibler Einrichtungen und setzt auf Aufklärung. Prävention spielt generell eine zentrale Rolle: Seit 2019 werden leicht verständliche Sicherheitsleitfäden bereitgestellt, die klare Handlungsempfehlungen geben – nach dem Prinzip „Flüchten, Verstecken, Verteidigen, Notruf“. Zudem finden regelmäßig Präventionsprogramme wie „Gemeinsam Sicher“ statt, bei denen Polizei mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam für den Ernstfall trainieren. Takacs:

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Individuelle Konzepte für Schulen

Seit dem Vorfall in Graz wurde die Alarmbereitschaft erhöht, insbesondere im Umfeld von Bildungseinrichtungen. Bis zum Schulschluss bleibt diese erhöhte Präsenz bestehen. Parallel arbeitet das Innenministerium über den Sommer in Zusammenarbeit mit Bildungsdirektionen an langfristigen Lösungen, um Schutzmaßnahmen weiter zu optimieren. 

Takàcs: "Nach solchen Vorfällen sind verständlicherweise Ängste und Unsicherheiten groß. Mein Fokus liegt auf aktivem Handeln: Ich werde gezielt auf die Bildungsdirektionen zugehen, um gemeinsam konkrete Bedürfnisse zu identifizieren und umsetzbare Lösungen zu entwickeln. Parallel widmen wir uns bereits jetzt der Entschärfung von Fake-Drohungen – ein Bereich, in dem wir eng mit den Bildungsbehörden zusammenarbeiten, um unnötige Eskalationen zu vermeiden. Prävention durch Dialog und klare Strukturen stehen dabei im Mittelpunkt."

Bundespolizeidirektor Michael Takács zeigt den Handlungsleitfaden bei Bedrohung. | Foto: MeinBezirk
  • Bundespolizeidirektor Michael Takács zeigt den Handlungsleitfaden bei Bedrohung.
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Der ganzheitliche Ansatz – von der schnellen Erstintervention bis zur langfristigen Präventionsarbeit – unterstreiche Österreichs Vorreiterrolle im Bereich der öffentlichen Sicherheit, so Takács.

Jeder Einsatz wird nach Abschluss detailliert evaluiert, wobei Erkenntnisse direkt in die Weiterentwicklung von Strategien und Ausbildung einfließen. Dieses ganzheitliche Konzept verbindet schnelle Reaktionsfähigkeit mit langfristiger Präventionsarbeit und psychologischer Unterstützung für alle Beteiligten, so die Experten. International gilt Österreichs Modell als Vorzeigeprojekt, dank zentraler Steuerung, standardisierter Abläufe und kontinuierlicher Anpassung an neue Bedrohungen. Gleichzeitig wird großer Wert auf die psychische Gesundheit der Einsatzkräfte gelegt, erklärt Treibenreif.

Hier erhältst du Hilfe

Krisentelefon des Psychosozialen Dienstes: 05 0944 - 4444 (Mo-Fr 9-13 Uhr)

Telefonseelsorge: 142 (ohne Vorwahl, 0-24 Uhr)

Männernotruf: 0800 246 247 (0-24 Uhr)

Frauenhelpline: 0800/222 555 (0-24 Uhr)

Rat auf Draht: 147 (ohne Vorwahl, 0-24 Uhr, für Kinder und Jugendliche)

Kindernotruf: 0800 567 567 (0-24 Uhr)

Kriseninterventionszentrum: 01/4069595 (Mo-Fr 10-17 Uhr)

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