Heuriges Schuljahr
Verpflichtender Ethikunterricht startet
Im heurigen Schuljahr werden alle Schüler ab der neunten Schulstufe das Fach Ethik besuchen müssen, wenn sie nicht nicht in den Religionsunterricht gehen.
ÖSTERREICH. Im Ethikunterricht solle statt der Vermittlung oder Reproduktion von Wissen das Stellen von Fragen im Mittelpunkt stehen, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vergangenen Juni gemeinsam mit Vertretern der Kirchen und Religionsgemeinschaften sagte. Über diese solle dann gemeinsam reflektiert und zu Antworten gekommen werden – „auch wenn diese Antworten immer nur vorläufige sind“.
Im Fach werden unter anderem Themen wie Menschenrechte, Glück, soziale Beziehungen, Sucht, Natur und Wirtschaft, Medien, die Grundlagen der Weltreligionen, aber auch säkulare Weltanschauungen, Tierrechte und Tierschutz, Sexualität und Liebe, Konfliktbewältigung, Diversität und Diskriminierung, Krankheit und Tod, Konsum, Technik und Wissenschaft behandelt.
Gleichzeitig sollen solche ethischen Fragen auch im Religionsunterricht aufgegriffen werden. Dabei würden diese aber anhand der jeweiligen religionsspezifischen Sichtweisen dargestellt, so der Minister. Weiters sollen auch die Sichtweisen anderer Religionen dazu sowie jene des staatlichen Ethikunterrichts behandelt werden. Erhalten bleibt der autonome Teil der Lehrpläne der Religionsgemeinschaften, der sich mit bekenntnisorientierten Fragen beschäftigt.
Anmeldung zum Religionsunterricht möglich
Bisher wurde Ethik nur an manchen Schulen im Rahmen von Schulversuchen unterrichtet. Das Fach wurde an 922 Standorten zwei Stunden pro Woche unterrichtet. 2024/25 gibt es dann Ethikunterricht an allen Oberstufenklassen der AHS, im Jahr darauf auch an allen der BMHS. Im Endausbau soll das Fach ab dem Schuljahr 2025/2026 in der gesamten Oberstufe eingeführt sein. Erst danach wird der Ethikunterricht in der Unterstufe schrittweise eingeführt
Weiterhin können Schülerinnen und Schüler ohne religiöses Bekenntnis am Religionsunterricht teilnehmen. Sollte keine Anmeldung erfolgen, werden Betreffende automatisch für den Ethikunterricht angemeldet. Erfolgt hingegen die Anmeldung zu Religionsunterricht, ist dieser für die betreffenden Schüler weiterhin ein Freigegenstand, aber mit gleicher Rechtswirkung, als ob es ein Pflichtgegenstand wäre.
Kritik von Volksbegehren
Das Volksbegehren „Ethik für alle“, das knapp 160.000 Unterschriften erreichte, fordert die Einführung eines vom Religionsunterricht entkoppelten Ethikunterrichts als Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler von der ersten bis zur letzten Schulstufe, ein abgeschlossenes Ethik-Lehramtsstudium als Mindestqualifikation für Ethik- sowie Unvereinbarkeitsregeln für Ethik-und zugleich Religionslehrkräfte.
Auch die politischen Parteien kritisieren die Pläne, wonach Ethikunterricht nur für jene verplichtend wird, die sich von Religion abgemeldet haben. Die SPÖ ortet weiters einen Mangel an ausreichend ausgebildetem Personal. Dass Ethikfragen in Zukunft im konfessionellen Religionsunterricht behandelt werden sollen, sei „kein Ersatz für einen Ethikunterricht für alle“, monierte NEOS. Es gehe nicht um „entweder Religions- oder Ethikunterricht“. Aber Ethik „nur“ durch die Brille der Religion betrachtet greife einfach zu kurz.
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