Experte über Long Covid
"Viertes G: Grauslich chronisch krank"

Eine „Aufklärungskampagne“, sowohl in der Bevölkerung als auch in der Ärzteschaft fordert der Experte Stingl. | Foto: stock.adobe.com/Symbolfoto
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Der Wiener Neurologe und „Long Covid“-Spezialist Michael Stingl fordert von der Politik mehr Aufklärung über die  teils schwerwiegenden Langzeitfolgen einer Corona-Infektion. Auch bei einer symptomlosen oder harmlos verlaufenden Infektion könne sich „Long Covid“ entwickeln.

ÖSTERREICH. Die Corona-Infektionszahlen steigen aufgrund der raschen Verbreitung der Omikron-Variante rasant an. Bereits kommende Woche rechnet das Corona-Prognosekonsortium mit 15.000 Neuinfektionen täglich.

Angesichts der vorgestellten Pläne der Regierung drängt sich der Eindruck auf, dass es zu großflächigen Infektionen in der Gesamtbevölkerung kommen könnte. Ein Eindruck, den die Chefin von Gecko, Katharina Reich unlängst bestätigte: "Das Wort Durchseuchung ist ein negativ behaftetes Wording, ein Begriff, der Angst macht", sagt die oberste Gesundheitsbeamtin des Landes. "Es wird passieren, das ist der Punkt. Nicht es soll, sondern es wird. Es ist so ansteckend, dass wir nicht daran vorbeikommen." Mit einer Impfung, insbesondere einer Dreifachimpfung, sei man aber gut geschützt.

Viele Infizierte werden auch zu steigenden Fällen mit Langzeitschäden führen. Bei etwa zehn Prozent der Covid-Infektionen tritt Long Covid als Folgeerkrankung auf - eine Zahl, die zuletzt auch Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) genannt hat.

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"Viertens G: Grauslich chronisch krank"

Die Symptome seien teils gravierend und können auch zu schweren Einschränkungen der Lebensqualität sowie zur Arbeitsunfähigkeit führen. Neurologe Stingl sprach vom "vierten G": "Grauslich chronisch krank".

Hauptsymptom sei eine massive Einschränkung der Leistungsfähigkeit, schon geringste Anstrengungen können für die Betroffenen zu viel sein. Laut WHO-Definition ist die Krankheit von Kurzatmigkeit, kognitiven Problemen und Erschöpfung gekennzeichnet. Problematisch bei dieser Definition sei, dass diese Symptome nicht messbar seien, so Stingl. Allerdings gebe es auch einen "klinischen Gradmesser", nämlich Kreislaufprobleme der Betroffenen, die laut aktueller Forschungslage durch Fehlfunktionen des autonomen Nervensystems hervorgerufen werden.

Auch bei milden Verläufen Long Covid

Der Neurologe sieht jetzt die Politik vor allem darin gefordert, mehr Bewusstsein für Long Covid zu schaffen - es brauche eine "Aufklärungskampagne", sowohl in der Bevölkerung als auch in der Ärzteschaft. Die Erkrankung sei in der Diagnose schwierig. In den Symptomen entspreche sie weitgehend der - ebenfalls in der breiten Öffentlichkeit eher unbekannten - Myalgischen Enzephalomyelitis (ME), auch Chronisches Fatigue-Syndrom (CFS) oder ME/CFS genannt.

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Auch werde beim Begriff Long Covid vieles in einen Topf geworfen. Klargemacht werden müsse, dass es sich dabei nicht nur um Langzeitfolgen nach einem schweren Verlauf (etwa nach einer schweren Lungenentzündung von älteren Personen) handelt. Vielmehr könne Covid auch bei auch symptomlosen oder leichten Verläufen zu anhaltenden Problemen führen, und das auch bei jungen Patienten.

Impfung reduziert Long Covid etwas

Auch sei es "etwas irritierend, mit welcher Selbstsicherheit behauptet wurde, dass die Impfung Long Covid verhindern wird". Denn laut aktueller Forschungslage werde dadurch nur das Risiko reduziert. "Alle, die sich jetzt anstecken, haben ein gewisses Risiko, dass sie zumindest ein paar Monate krank sind - ob geimpft oder nicht geimpft", man könne es nicht verhindern.

Im Gesundheitsministerium signalisierte man Bewusstsein für die Problematik. „In diesem Bereich passiert gerade einiges. Uns muss klar sein, dass wir vieles über diese heimtückische Krankheit noch nicht wissen, aber wir lernen laufend dazu“, sagte Mückstein in einem schriftlichen Statement zur APA.

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