"Kriegserklärung"
Ärztekammer protestiert scharf wegen Apothekengesetz

Ärzte warnen vor einer massiven Qualitätsminderung durch das neue Apothekengesetz. | Foto: adobe.stock: benjaminnolte
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Österreichs Apotheken sollen ab dem nächsten Jahr länger offen halten und einfache Gesundheitstests anbieten dürfen. Impfen dürfen Apotheker aber weiterhin nicht. Der Ärztekammer gehen manche Kompetenzen trotzdem zu weit.

ÖSTERREICH. Ab dem nächsten Jahr dürfen Apotheken werktags zwischen sechs und 21 Uhr sowie samstags zwischen sechs und 18 Uhr offen halten. Auch einfache Gesundheitstests und Medikationsanalysen können durchgeführt werden. Das sind nur einige Punkte einer Novelle des Apothekengesetzes, welches seit Freitag in der Begutachtungsphase ist. Es ist die erste Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen seit 1984.

Durchführung von Gesundheitstests

Für die Präsidentin der Apothekerkammer, Ulrike Mursch-Edlmayr, sei es höchste Zeit. "Von der Blutdruckmessung angefangen, das zieht sich über diverse Blutanalysen, Bluttests im Bereich des Zuckerstoffwechsel, des Lipidstoffwechsels, Tests zu verschiedenen Erkrankungen, Entzündungen bis hin zu Harntests, also alle einfachen Tests, die es gibt am Markt, die wichtig sind für Allgemeinbefinden und für die Früherkennung können dann angeboten werden", so die Präsidentin gegenüber Ö1.

Dabei wird die Fülle an verschriebenen Medikamenten auf Probleme wie doppelte Medikation, Wechselwirkungen und falsche Dosierungen überprüft. Damit sollen vor allem niedergelassene Ärztinnen und Ärzte entlastet werden. 

Auch dass Apotheken künftig Medikationsanalysen durchführen sollen, sieht die Ärztekammer kritisch. | Foto: alexraths/panthermedia
  • Auch dass Apotheken künftig Medikationsanalysen durchführen sollen, sieht die Ärztekammer kritisch.
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"Apotheker dafür nicht ausreichend ausgebildet"

Doch diese warnen am Montag bei einer Pressekonferenz vor einer Qualitätsminderung durch das Apothekengesetz. Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte und Vize-Präsident der Ärztekammer, Edgar Wutscher argumentiert, dass jemand, der einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein absolviert hat, besser medizinisch geschult sein könnte. Ohne zusätzliche Informationen über die Patienten wie Laborwerte und bestehende Krankheiten wäre die Medikationsanalyse nach Ansicht der Ärztekammer auch wenig sinnvoll. Ebenfalls wird angemerkt, dass die Durchführung einfacher Gesundheitstests keinen Mehrwert bietet, wenn im Anschluss keine ärztlichen Maßnahmen ergriffen werden können. Es besteht auch Klärungsbedarf hinsichtlich der Dokumentation der Befunde.

Neues Gesetz fördert frühzeitige Erkennung 

Außerdem steht die Befürchtung im Raum, dass Patientinnen und Patienten erst zeitverzögert mit möglicherweise schlimmeren Symptomen eine Arztordination aufsuchen, weil sie zuerst in die Apotheke gehen. Eine Sorge, die man bei der Apothekerkammer aber nicht teilt. "Wenn ich nur das Beispiel aufzeige aller jener Patienten, die gar nie in eine Arztordination kommen, weil sie sich nicht krank fühlen und gar nicht wissen, dass sie krank sind", meint Mursch-Edlmayr. Blutdruck, Blutzucker, Blutfette seien Erkrankungen, die nicht akut spürbar und fühlbar sind, aber essenziell in der frühzeitigen Erkennung und Behandlung. Laut der Apothekerkammerchefin gebe es auch nicht die Gefahr, dass es in den Apotheken zu Fehlern und falschen Einschätzungen kommen könnte.

Die Erweiterung der möglichen Filialapotheken auf bis zu drei Abgabestellen gefährdet die Hausapotheken, kritisieren Ärzte. | Foto: Roberto Sorin
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"Kriegserklärung und Zerstörung der Hausapotheke" 

Die Ärztekammer stört sich weiters an der Erweiterung auf bis zu drei Filialapotheken, welche  "eine absolute Kriegserklärung und Zerstörung der Hausapotheke" sein soll. Silvester Hutgrabner, Leiter des Referats für Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten der Ärztekammer, kritisiert die geplante Maßnahme als einen klaren Angriff auf die Hausapotheken und somit auf die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Er betont, dass es noch schwieriger werde, Ärzte für kleine Gemeinden zu finden, wenn diese keine Hausapotheke führen könnten, weil es bereits eine Filialapotheke gebe.

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