Anstieg
Antisemitismus wieder auf Niveau der Zeit vor Corona-Pandemie
Zum dritten Mal erhob IFES im Auftrag des Parlaments die Einstellung gegenüber Jüdinnen und Juden. Laut der Untersuchung haben der Glaube an Verschwörungsmythen, Bildung und Wissen über Jüdinnen und Juden wesentliche Einflussfaktoren auf Antisemitismus. Auch das Alter und die Migrationsgeschichte der befragten Personen haben teilweise Auswirkungen auf ihre antisemitischen Einstellungen.
ÖSTERREICH. Für die aktuelle Studie wurden von Mitte Oktober bis Ende November des vergangenen Jahres 2.000 Personen ab 16 Jahren telefonisch und online befragt. Auch diesmal wurde die Gesamtstichprobe aufgestockt, indem fast 1.000 in Österreich lebende Menschen mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund in einer eigenen Stichprobe berücksichtigt wurden.
Vergleicht man die Ergebnisse 2018 und 2020 mit der nun veröffentlichten Studie aus 2022, so zeigt sich, dass der Antisemitismus nach rückläufigen Tendenzen während der Corona-Pandemie wieder auf dem Niveau von 2018 ist. Teilweise wurden die Werte übertroffen.
36 Prozent der Befragten fanden die Aussage "Die Juden beherrschen die internationale Geschäftswelt" sehr oder eher zutreffend. 19 Prozent stimmten der Aussage, Juden hätten in Österreich zu viel Einfluss, zu. 18 Prozent sehen "jüdische Eliten" für die aktuellen Preissteigerungen verantwortlich. Menschen mit höherem Bildungsgrad drücken deutlich weniger Zustimmung zu antisemitischen Aussagen aus. Auch das Basiswissen über Jüdinnen und Juden ist entscheidend - etwa zur Anzahl der im Holocaust Ermordeten.
Antisemitische Einstellungen bei Gruppe mit Migrationshintergrund
Beim holocaustbezogenen Antisemitismus lag die Zustimmung zur Extremposition der Holocaustverharmlosung ähnlich niedrig (11 Prozent). Die Abwehr des Gedenkens an Opfer des Nationalsozialismus erhielt hingegen mehr Zustimmung: 34 Prozent bejahten die Aussage "Ich bin dagegen, dass man immer wieder die Tatsache aufwärmt, dass im Zweiten Weltkrieg Juden umgekommen sind". Der israelbezogene Antisemitismus erhielt ebenfalls unterschiedlich hohe Zustimmung in der Aufstockungsgruppe mit Migrationshintergrund. 30 Prozent fanden die Aussage "Die Israelis behandeln die Palästinenser im Grunde auch nicht anders als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg die Juden" zutreffend. Dem Satz "Wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt, herrscht Frieden im Nahen Osten" stimmten 14 Prozent zu.
Antisemitismus "Gefahr für die Demokratie"
Auch Ereignisse wie die Coronapandemie und Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine samt ihren Folgen hätten sich auf antisemitische Vorurteile ausgewirkt. Antisemitismus sei ein Jahrtausende altes Phänomen, das aus der Mitte der Gesellschaft komme, führte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) aus. Es handle sich dabei auch um kein Phänomen politischer Randgruppen, sondern werde dort schlicht sichtbar.
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