McDonald's für Kinder in Armut?
Aufregung um virales Nehammer-Video

Am Mittwochabend verbreitete sich in den sozialen Medien ein Video, in dem Nehammer u. a. über Kinderarmut und Frauen in Teilzeit spricht.  | Foto: Screenshot X
2Bilder
  • Am Mittwochabend verbreitete sich in den sozialen Medien ein Video, in dem Nehammer u. a. über Kinderarmut und Frauen in Teilzeit spricht.
  • Foto: Screenshot X
  • hochgeladen von Dominique Rohr

Ein am Mittwochabend viral gegangenes Video von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sorgt für Aufregung. Darin empört sich der Kanzler vor vermeintlichen Parteifreunden u. a. über die Diskussion um Kinderarmut in Österreich und verweist auf billige McDonald's-Burger um 1,40 Euro.  

ÖSTERREICH. Am Mittwochabend verbreitete sich in den sozialen Medien ein Video, in dem Nehammer u. a. über Kinderarmut und Frauen in Teilzeit spricht. Aufgenommen wurde es offenbar Ende Juli am Rande einer ÖVP-Veranstaltung in einem Lokal in Hallein. Einige Aussagen des Kanzlers sorgten dabei im Netz für Empörung - und ließen "Nehammer" auf Platz eins der österreichischen X-Charts (vormals Twitter) trenden. Die gesamte Aufnahme, gefilmt aus den hinteren Reihen, dauert etwas länger als sechs Minuten. Zuvor verbreiteten sich auch kürzere Ausschnitte des Videos. Die ÖVP bestätigte auf Nachfrage die Authentizität des Videos.

Kanzler verweist auf McDonald's Burger für 1,40

Er habe zuletzt mit "linken Freunden" eine Diskussion geführt, die ihm vorwarfen, die Armut in Österreich würde immer größer werden, sagt Nehammer in dem Video. "Wieso erhöht sich die Teilzeitquote nicht? Nicht einmal bei den Frauen, die keine Betreuungspflichten haben? Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten", so der saloppe Lösungsvorschlag des Kanzlers.

Auch für das Problem Kinderarmut scheint der Kanzler eine einfache Antwort parat zu haben: "Was ist eigentlich mit den Eltern? Was heißt, ein Kind kriegt in Österreich keine warme Mahlzeit?", spielt Nehammer wohl auf die Forderung der SPÖ nach gesundem Gratis-Essen an Kindergärten und Schulen an. "Wisst ihr, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Sie ist nicht gesund, aber sie ist billig: ein Hamburger bei McDonald's", betonte der Kanzler und rechnete vor: "1,40 Euro – wenn ich jetzt noch Pommes dazu kaufe, 3,50 Euro. Und jetzt behauptet wirklich einer ernsthaft, wir leben in einem Land, wo Eltern sich dieses Essen für ihr Kind nicht leisten können?"

Aussagen sorgen für Empörung

Nehammers Aussagen zur Armut sorgten im Netz für Empörung. Neben Kritik gibt es auch zahlreiche Beiträge, die sich über die vermeintlichen Lösungen des Kanzlers lustig machen. Ein Twitter-Nutzer veröffentlicht etwa eine aus Hamburgern bestehende "Ernährungspyramide à la Karl Nehammer":

Eine andere Nutzerin postet etwa ein Foto von Nehammer mit einem Schild in der Hand – die Aufschrift: "Eure Armut kotzt mich an". Das "M" ist dabei das Logo von McDonald's:

ÖVP versteht Aufregung nicht

Die ÖVP bestätigte gegenüber dem TV-Sender "Puls24" die Aussagen des Kanzlers. Das Video sei bei einer Funktionärsveranstaltung in Hallein in Salzburg entstanden, es sei aber geschnitten. In einem Statement heißt es zudem: "Wir sind so wie der Bundeskanzler überzeugt, dass jedes Kind in Österreich eine warme Mahlzeit bekommen kann, wenn die Eltern ihre Verantwortung wahrnehmen, zumal wir die Familien wie nie zuvor unterstützen".

Rubel statt Euro: Auch Werbung sorgt für Spott

Just vor Auftauchen des Nehammer-Videos zog bereits die neue ÖVP-Herbstkampagne Gespött nach sich. Beworben wird etwa, dass Österreich bei den Antiteuerungsmaßnahmen auf Platz zwei in der EU liege. Ein entsprechendes Sujet postete der Kanzler in den sozialen Medien. Allerdings ist auf dem gewählten Bild – zu sehen sind Hände, die Münzen in ein Sparschwein werfen – ein delikater Fehler passiert: Bei den abgebildeten Münzen handelt es sich nicht um Euro, sondern um russische Rubel. Verwendet wurde ein erwerbbares Foto aus einer Bilddatenbank. Mittlerweile hat die ÖVP das Bild ersetzt.

Die Panne ist möglicherweise nicht die einzige: Wie der "Standard" berichtet, könnte die Website zur Kampagne gegen Datenschutzregeln verstoßen. Dort werden Nutzerinnen und Nutzer aufgefordert, ein paar Zeilen zu hinterlassen, wieso sie an Österreich glauben. Absenden lässt sich das Posting nur, wenn auch der ÖVP-Newsletter abonniert wird. Und das ist laut der Datenschutz-NGO "epicenter.works" ein Verstoß gegen die EU-Datenschutzgrundverordnung, so der "Standard".

Das könnte dich auch interessieren:

Nehammer ruft zu "Glaube" an Österreich auf
Internet reagiert mit Kritik auf Nehammer-Video
Am Mittwochabend verbreitete sich in den sozialen Medien ein Video, in dem Nehammer u. a. über Kinderarmut und Frauen in Teilzeit spricht.  | Foto: Screenshot X
Die gesamte Aufnahme, gefilmt aus den hinteren Reihen, dauert etwas länger als sechs Minuten. Zuvor verbreiteten sich auch kürzere Ausschnitte des Videos.  | Foto: Screenshot

2 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Österreich auf MeinBezirk.at

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Österrreichweite Nachrichten

MeinBezirk auf Instagram: @meinbezirk.at


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.