Impfpflicht nicht vom Tisch
Das sind die vier Szenarien für den Corona-Herbst

Am Freitag präsentierte Gesundheitsminister Johannes Rauch mit Fachleuten für eine bessere Vorbereitung auf den nächsten Corona Herbst vier Szenarien. | Foto: Spitzauer
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  • Am Freitag präsentierte Gesundheitsminister Johannes Rauch mit Fachleuten für eine bessere Vorbereitung auf den nächsten Corona Herbst vier Szenarien.
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Das Gesundheitsministerium präsentierte am Freitag unter Einbindung von 80 Experten einen Variantenmanagementplan, um sich besser auf den dritten Covid-Herbst vorbereiten zu können. Die finale Fassung soll Anfang Juni vorliegen.

ÖSTERREICH. Die vier Szenarien sollen den weiteren Verlauf des Coronavirus abdecken. "Wir müssen uns seriös vorbereiten auf unterschiedliche Szenarien, die im Herbst kommen können", sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). "Wir wissen schlicht nicht, mit welcher Variante wir es im Herbst zu tun haben werden". Auch Virologe Andreas Bergthaler von der Medizinischen Universität Wien und dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) begrüßte das vorausschauende Agieren.

Im ersten Szenario sind mangels schwerwiegender Erkrankungen keine Einschränkungen im wirtschaftlichen oder sozialen Leben zu befürchten. Experten werten diesen Ausblick als eher unwahrscheinlich.

Das zweite Szenario beschreiben Experten als "günstig". Das Coronavirus agiert dann wie eine saisonale Erkrankung. Eine Infektionswelle ist nur bei einer Abnahme der Immunität in der Bevölkerung oder bei Entstehung neuer Varianten möglich. Im günstigsten Fall verhalten sich diese Mutationen wie die durch Omikron und Delta entstandenen Wellen. Lediglich vulnerable Gruppen müssten vor diesem Szenario gewarnt werden.

"Wir wissen schlicht nicht, mit welcher Variante wir es im Herbst zu tun haben werden", begründet Rauch die Anzahl der Szenarien. | Foto: MSGPK / Lisa Kirchmayer
  • "Wir wissen schlicht nicht, mit welcher Variante wir es im Herbst zu tun haben werden", begründet Rauch die Anzahl der Szenarien.
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3. und 4. Szenario ungünstig

Als "ungünstiger Fall" wird das 3. Szenario beschrieben. Das globale Infektionsgeschehen sorgt für zahlreiche neue Varianten in den nächsten Jahren. Damit einher geht ein Anstieg von schweren Verläufen und Hospitalisierungen. Impfstoffe bieten weiterhin einen guten Schutz vor schweren Verläufen, je nach Höhe der Immunität in der Bevölkerung kann das aber weitreichende Störungen des gesellschaftlichen und sozialen Lebens nach sich ziehen.

Szenario 4 umfasst den "sehr ungünstigen Fall", den "Worst Case". Darin kommt es zu "erneuten Wellen, die sehr hohe Zahlen an Infektionen und Hospitalisierungen verursachen", steht im Variantenmanagementplan. In dieser Phase kommt es zu starken Einschränkungen im gesellschaftlichen und sozialem Leben, es wird weiterhin eine Übersterblichkeit und eine Abnahme der durchschnittlichen Lebenserwartung verzeichnet.

Impfpflicht Notinstrument 

Ob es eine Impfpflicht geben wird, beantwortete Rauch nicht, er verwies auf die Impfpflicht-Kommission, die Ende Mai wieder einen Bericht vorlegen wird. Er möchte aber sowieso "die Menschen ab Ende August zur Impfung bringen", sagte der Gesundheitsminister. "Spots und Inserate reichen nicht aus, das wird passieren von unten", kündigte er an. In der Impfpflicht selbst sieht er "ein Notinstrument". Die Auffrischungsimpfung müsse "möglichst nahe an einer nächsten Welle" erfolgen. Geimpft werde mit einem angepassten Impfstoff der Firmen Pfizer und Moderna.

Die Einführung der Corona-Impfpflicht im Herbst sei noch unklar. | Foto: stock.adobe.com/Benedikt
  • Die Einführung der Corona-Impfpflicht im Herbst sei noch unklar.
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Baustelle bei Datengrundlage 

"Die Szenarien sind nur Vorschläge für eine künftige Realität", sagte Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG). Es wird nicht davon ausgegangen, dass die Situation im Herbst zu 100 Prozent deckungsgleich sein wird. Vorbereitet werden sowohl szenarienabhängige als auch unabhängige Maßnahmen. Zu letzteren gehört etwa die Schaffung einer guten Datengrundlage. Da gibt es in Österreich "nach wie vor eine riesige Baustelle", sagte Bergthaler. "Mein großer Wunsch ist, dass wir hier Fortschritte machen". Werden etwa neue Varianten gefunden, müsse die Wissenschaft in Echtzeit Daten bekommen, wer die Personen sind, welchen Impfstatus sie haben, wie lange eine Spitalsbehandlung erforderlich ist etc.
 
Rauch versprach prinzipiell in der Kommunikation "mehr Klarheit, mehr Durchgängigkeit und mehr Einheitlichkeit". Das war in der Vergangenheit bezüglich der Corona-Maßnahmen oft nicht der Fall gewesen. Für die Einigkeit ist der Gesundheitsminister in einem intensiven Austausch mit den Ländern.

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