Ministerin Schramböck über Lehre
"Der Arbeitsmarkt ist sehr dynamisch"

Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort, Margarete Schramböck | Foto: Markus Spitzauer
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Margarete Schramböck (ÖVP), Bundesministerin für Wirtschaftsstandort und Digitalisierung, über die Attraktivierung der Lehrlingsausbildung in Österreich. 

RegionalMedien Austria: Gastronomie und Tourismus schlagen seit Monaten Alarm, dass sie keine Lehrlinge finden. Woran liegt es, dass im Vorjahr doch über zehn Prozent Einsteiger in diesen Sparten verzeichnet wurden?
Margarete Schramböck: Tourismus und Gastronomie sind der von der COVID-19 Pandemie am härtesten betroffene Wirtschaftszweig. 2020 haben gegenüber 2019 in der Branche ein Drittel weniger Lehrlinge mit der Ausbildung begonnen. 2021 haben wir bereits etwas Entspannung gesehen. Menschen, die eine Ausbildung starten wollen, möchten natürlich auch eine gewisse Sicherheit. Daher war es wichtig, dass es auch die Kurzarbeit für Lehrlinge gab. Rund die Hälfte aller Lehrlinge war während der Pandemie zumindest einmal in Kurzarbeit. Diese Unterstützungen werden wir solange aufrechterhalten, wie notwendig. Entscheidend ist, dass wir wieder mehr Menschen für die Lehre motivieren. Das geht am besten durch moderne Lehrberufe und eine praxisorientierte Ausbildung direkt im Unternehmen.

Sie haben für 2021 die Pflegelehre angekündigt. Wie ist der Status?
Mein Ministerium hat vor zwei Jahren mit den Vorbereitungen für die Pflegelehre begonnen. Diese Vorbereitungen sind abgeschlossen. Es haben sich auch mehrere Bundesländer bereit erklärt, als Modellregionen für die neue Ausbildungsform zur Verfügung zu stehen. Für die Umsetzung braucht es jedoch die Zustimmung des Gesundheitsministers. Der Ball liegt jetzt beim Gesundheitsminister.

Laut einer Studie der Donau-Uni Krems und der MedUni Wien vom Frühsommer 2021 weisen 48,3 Prozent der Lehrlinge Symptome von Depressionen während der Corona-Pandemie auf. Reicht da das Programm "Lehre statt Leere“ aus?
Genau deshalb haben wir das Programm „Lehre statt Leere“ ausgeweitet. Die Pandemie war für uns alle herausfordernd, insbesondere für junge Menschen und Menschen in Ausbildung. Das Coaching begleitet Lehrlinge bei all ihren Herausforderungen - sei es bei Schwierigkeiten in der Lehre, in der Berufsschule oder auch zu Hause. Das Programm berät die Lehrlinge individuell und hilft ihnen diese Probleme bestmöglich zu lösen. In der Pandemie wurden daher nicht nur persönliche Einzel- und Gruppencoachings angeboten, sondern auch digitale oder telefonische Beratung. Seit 2015 wurden rund 10.000 Coachings durchgeführt und damit haben wir unzähligen Ausbildungsabbrüchen entgegengewirkt.

Einerseits gibt es in vielen Branchen Probleme bei der Suche nach Mitarbeitern mit Lehrabschluss, andererseits hört man immer wieder von Lehrlingen, die nach Beendigung der gesetzlichen Behaltefrist gekündigt werden. Wie kann man Nachfrage und Angebot besser austarieren?
Der Arbeitsmarkt ist aktuell sehr dynamisch. Die Betriebe suchen händeringend nach Fachkräften. Derzeit gibt es österreichweit eine Lehrstellenlücke von über 6.800 Lehrstellen. Eine Kündigung ist natürlich niemals angenehm. Aber die Lehrlinge können sich sicher sein, dass sie durch ihre praxisorientierte Ausbildung jedenfalls einen neuen Job finden. Im Regelfall sind Unternehmen froh, wenn sie die von ihnen ausgebildeten Fachkräfte im Unternehmen halten können. Daher ist es mir wichtig, die Lehre noch attraktiver für Jugendliche und junge Erwachsene zu machen. Wir wollen die Duale Akademie auf ganz Österreich ausweiten. Dieses Modell wurde in Oberösterreich bereits erprobt und bietet speziell für AHS-Maturantinnen und Maturanten eine Kombination der Standardlehre mit zusätzlichen Bildungselementen und verkürzter Lehrzeit. Damit erreichen wir auch neue Zielgruppen für die Lehre.

Im Kollektivvertrag der außeruniversitären Forschung werden die Kurszeiten bei Lehre mit Matura auf die Arbeitszeit angerechnet. Könnte das auch für andere Lehrberufe kommen?
Kollektivverträge werden zwischen den Sozialpartnern ausgehandelt. Ich unterstütze ausdrücklich jegliche Unterstützung, die die Lehrlinge während ihrer Ausbildung von den Betrieben erhalten.

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