Pressestunde
IKG-Präsident Oskar Deutsch zeigt sich von UNO enttäuscht

Oskar Deutsch: "Wir lassen und wir werden uns nicht einschüchtern lassen." | Foto: APA Picture Desk
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  • Oskar Deutsch: "Wir lassen und wir werden uns nicht einschüchtern lassen."
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Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Oskar Deutsch war anlässlich der Angriffe in Israel in der ORF-Pressestunde zu Gast. Von der UNO zeigt er sich enttäuscht, das Internet sei im Kampf gegen Antisemitismus ein großes Problem und an der Spitze der FPÖ seien immer noch Kellernazis. 

ÖSTERREICH. Am 7. Oktober 2023 verübte die Terrororganisation Hamas einen Angriff auf Israel. Dabei wurden 1400 Zivilistinnen und Zivilisten Opfer des Terroranschlags und 200 Menschen wurden als Geiseln genommen. Seitdem bombardiert Israel Ziele des Gaza-Streifens. Der Krieg beschränkt sich aber schon lange nicht mehr nur auf Israel. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), war am Sonntag in der ORF-Pressestunde zu Gast. Die Zahl der antisemitischen Vorfälle steigt seit dem Anschlag in Israel am 7. Oktober 2023 drastisch an. Abgerissene Israel-Fahnen vor dem Stadttempel in Wien, antisemitische Parolen auf Demonstrationen oder Beschimpfungen im Netz und auf der Straße. 

Deutsch beschreibt die Hamas als "Monster", die Kinder getötet, Frauen vergewaltigt und Babys die Köpfe abgeschlagen haben. "Wenn ich Ihnen alle Bilder der Entführten zeigen würde, würden wir heute noch nicht diskutieren", führt Deutsch den Ernst der Lage weiter aus. 

Keine Überraschung

Die Handlungen der UNO beschreibt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde als skandalös, die Israel in ihrer neuen Resolution nun für seine "Gegenwehr" kritisiere. Neben Österreich stimmten 13 weitere Staaten Freitag Nacht in der UN-Vollversammlung gegen eine Resolution. Österreichs Position verwundere Deutsch nicht, denn das sei eine menschliche Reaktion. "Mich überrascht nicht, dass die UNO die Hamas nicht verurteilt und dass die Länder dem folgen. Das passt in das Bild des UNO-Generalsekretärs António Guterres", sagt Deutsch. 

Geht es nach Deutsch, kann der Krieg in Israel schnell ein Ende nehmen. Zwei Dinge müssten dafür passieren: Das Freilassen der Geiseln und dass sich die Hamas stellt. Israel habe kein Interesse den Gaza-Streifen zu übernehmen. 

Sicherer Hafen 

In Österreich fühlen sich die Jüdinnen und Juden trotz aufgeheizter Stimmung sicher, sind aber besorgt. Manche haben Angst, dass der Krieg nach Europa gebracht wird. Die jüdische Gemeinschaft halte aber auch in schwierigen zueinander, das sehe man an der hohen Anzahl der Besucherinnen und Besucher im Stadttempel. "Wir lassen und nicht einschüchtern. Unser Programm wird weiter gehen. Es soll nie wieder nie wieder einen 7. Oktober geben", sagt Deutsch. Laut Deutsch sei eine Niederlage in diesem Krieg keine Option, denn wenn das passieren würde, würde es Israel nicht mehr geben. Israel galt als sicherer Hafen für Jüdinnen und Juden. Die Situation sei in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern "noch nicht so wild". 

Für den Anstieg des Antisemitismus sieht Deutsch unter anderem das Internet verantwortlich. Denn mittlerweile sei es sehr einfach Leute zu mobilisieren. Eine Verschärfung der Strafen, wie Bundeskanzler Karl Nehammer zuletzt forderte, ist für Deutsch durchaus eine Lösung. Neben mehr Strafen spiele aber auch das Geld eine zentrale Rolle. Denn aktuell investiert die IKG rund fünf Millionen Euro pro Jahr in Sicherheit. Dieses Geld könne jedoch auch anders für wichtige jüdische Themen verwendet werden. Von der Republik erhalte man derzeit sieben Millionen Euro pro Jahr, Deutsch fordert eine Erhöhung dessen. 

 IKG Wien-Präsident Oskar Deutsch fordert ein Shoa-Zentrum für Wien. | Foto: Alexander Mach/RMW
  • IKG Wien-Präsident Oskar Deutsch fordert ein Shoa-Zentrum für Wien.
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Für den ansteigenden Antisemitismus sieht Deutsch nicht die Flüchtlinge von 2015 verantwortlich. "Ich sehe derzeit nicht, dass diese Leute, die zugewandert sind, für diese Bedrohungen zuständig sind", sagt Deutsch. 

Dass die jüdische Gemeinde Graz die Grazer KPÖ zum Gedenktag der Novemberprogrome ausgeladen hat, befürwortet Deutsch. Auch für die FPÖ, die auch den Angriff der Hamas verurteilte, zeigt der Präsident wenig Verständnis. Denn: "Die FPÖ ist so wie sie immer gewesen ist. An der Spitze sind immer noch Kellernazis." Immerhin sei es die FPÖ gewesen, die sich erst vor Kurzem mit der Taliban getroffen habe. 

Ein wichtiges Projekt für Österreich und Wien im Kampf gegen den Antisemitismus wäre ein Shoah-Zentrum. "Es gibt leider immer weniger Zeitzeugen. Man muss Inhalte nicht neu definieren, sondern ein zugeschnittenes Zentrum für Österreich errichten", sagt Deutsch. Gespräche laufen bereits, Deutsch zeigt sich gegenüber einer baldigen Entstehung optimistisch.  

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 IKG Wien-Präsident Oskar Deutsch fordert ein Shoa-Zentrum für Wien. | Foto: Alexander Mach/RMW

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