Statt Islam-Landkarte
Kardinal Schönborn wünscht sich Religionsatlas
Kardinal Christoph Schönborn hat sich in einer Kolumne zur umstrittenen Islam-Landkarte geäußert. Er halte es für gefährlich, wenn der Eindruck entstehe, man stelle eine Religion unter Generalverdacht.
ÖSTERREICH. Mit der Islam-Landkarte wollte man "endlich Transparenz beim Politischen Islam schaffen und Licht in die Hinterzimmer des Islamismus bringen", hatte Kultus- und Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) bei der Präsentation des Projekts erklärt. Denn: "Der politische Islam ist Gift für unsere Gesellschaft und das Gegenteil von Integration", so Raab. Das Projekt geriet aber schnell in die Kritik.
Hetz-Schilder und Datenschutz
Die interaktive Karte mit 600 muslimischen Vereinen, Kultusgemeinden und Dachverbänden, die wegen eines Serverwechsels vorübergehend nicht abrufbar ist, beinhaltet teils veraltete Daten und outet die Privatadressen mehrerer Personen. Zudem nahmen Extremisten die Karte zum Anlass, hetzerische Schilder in der Nähe von Moscheen aufzuhängen.
Kritik äußerte am Freitag auch Kardinal Christoph Schönborn. In seiner Kolumne in der Tageszeitung "Heute" schrieb er: "Ich halte es für gefährlich, wenn der Eindruck entsteht, eine der Religionsgemeinschaften werde unter Generalverdacht gestellt." Das sei aber wohl auch nicht die Absicht der Politik. "Unser Strafrecht ist klar genug, um staatsfeindliche, terroristische Tendenzen zu verfolgen, wo immer sie auftreten: in radikalen Kreisen, in der Politik oder in der Religion", so der Kardinal.
Schönborn stellte auch eine Frage: "Warum wurde eine Religion 'herausgepickt'? Warum nicht gleich einen Atlas aller anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften andenken?" Er wünsche sich "einen ehrlichen, transparenten Dialog zwischen Politik und Religionen in unserem Land".
"Misslungen"
Am Freitag äußerte sich die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer zudem gegenüber "ATV Aktuell" über die Islam-Landkarte, die unter anderem vom Uni-Professor Ednan Aslan erstellt wurde. "Die Karte liegt auf. Es ist ein Projekt eines Universitätsprofessors und dementsprechend ist es außerhalb des Einflussbereichs der Regierung. Also da gibt's keine Möglichkeit. Ich glaube aber, dass es sehr empfehlenswert wäre, sie runter zu nehmen", so Maurer.
In dieser Sache würden Dinge miteinander vermischt werden, "die absolut nichts miteinander zu tun haben und das ist der große Schaden, denn natürlich kommt es zu einer massiven Stigmatisierung von muslimischen Einrichtungen". Noch dazu strotze die Karte nur so von Fehlern, "es gibt ein riesengroßes datenschutzrechtliches Problem, weil Privatadressen veröffentlicht wurden, die in dieser Form nicht öffentlich waren". Maurer: "Ich halte das ganze Projekt für schwer verunglückt." Die Grünen seien in keiner Weise in das Projekt eingebunden gewesen.
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