Claudia Plakolm
Lehre in Green Jobs Schlüssel für Energiewende!

Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm: Jemand, der sich heute für eine Lehre entscheidet, ist morgen nicht nur Fachkraft, sondern auch Führungskraft und übermorgen hat er die besten Voraussetzungen, auch Unternehmer, also Arbeitgeber zu werden.  | Foto: Roland Ferrigato
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Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP) erklärt, warum die neuen Lehrberufe spielentscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes sind.

ÖSTERREICH. Mit Ende Dezember 2023 befanden sich 108.266 Personen in einer Lehrausbildung. Die Zahl der Lehrlinge in Unternehmen ist gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozent leicht gestiegen. Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm angesichts der Lehrlingszahlen im Gespräch mit MeinBezirk.at: 

MeinBezirk.at: Frau Staatssekretärin, mit Ende November wurden in Österreich über 109.000 Lehrlinge ausgebildet. Die Zahl der Lehrlinge in Unternehmen ist gegenüber dem Vorjahr um 1,1 Prozent leicht gestiegen. Woran liegt das?
Claudia Plakolm: Das ist sehr erfreulich. Ich hoffe, dass das auch anhält, weil wir weiterhin die besten Fachkräfte und klügsten Köpfe in der Lehre brauchen. Jemand, der sich heute für eine Lehre entscheidet, ist morgen nicht nur Fachkraft, sondern auch Führungskraft und übermorgen hat er die besten Voraussetzungen, auch Unternehmer, also Arbeitgeber zu werden. Mein Appell auch an Eltern und Lehrer ist, dass man Kindern und Jugendlichen nicht den Weg vorzeichnet, sondern dass man sich unterschiedliche Bildungswege anschaut und dass man sich als junger Mensch nicht von dem beeinflussen lässt, was die Sitznachbarin oder der beste Freund macht, sondern, dass man die eigenen Talente und Fähigkeiten einsetzt.

Was sind Ihrer Meinung nach die zentralen Bestandteile des neuen Lehrberuf-Pakets?
Wir schauen, dass die Berufsbilder immer am aktuellsten Stand der Zeit sind. Neue, fachübergreifende Kompetenzen, etwa nachhaltiges oder digitales Arbeiten, wurde in alle neuen Berufsbilder aufgenommen. Die Neugestaltung des Lehrberufes Elektrotechnik ist hier zum Beispiel auch enthalten. Das ist einer der beliebten Ausbildungswege, den derzeit über 10.000 Lehrlinge beschreiten. Enthalten ist auch ein Weg für Fachkräfte in der Energiewende. Wir brauchen definitiv mehr Fachkräfte in Green Jobs. Möglichst viele Elektrotechniker, also zb. Installateure, wird der Schlüssel dafür sein, ob wir die nötigen PS auf den Boden bringen, in Sachen Klimaschutz weiterzukommen.

Und wie erfahren die jungen Leute von den neuen oder adaptierten Lehrberufen?
Es muss ein starker Fokus auf die Berufsorientierung gelegt werden. Wir haben über 200 Lehrberufe, die auch immer moderner werden. Und da den Überblick zu behalten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Mein Tipp: Man sollte sich als Jugendlicher möglichst frühzeitig über das Angebot informieren. Und Eltern und Lehrer sollten junge Menschen einfach unterschiedliche Bildungswege anschauen oder ausprobieren lassen. Wir müssen auch darüber sprechen, wie wir die Berufsorientierung insbesondere in den AHS-Unterstufen stärken können. Da verlieren wir ein großes Potenzial.

Gibt es weitere Entwicklungen, um die Lehre aufzuwerten?
Heutzutage stehen mit der Lehre sämtliche Möglichkeiten offen. Immer noch wird die Lehre vielfach als Plan B abgestempelt, wenn es mit der Schule nicht so hinhaut. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wenn man sich für eine Lehre entscheidet, hat man nicht nur eine verantwortungsvolle Aufgabe und Ausbildung, womit Theorie und Praxis bestens verknüpft sind, sondern man kann auch Möglichkeiten nutzen, ins Ausland zu gehen, etwa mit Erasmus plus. Man muss dafür nicht studieren, dass man Auslandssemester machen kann, und man kann mit der Matura auch nach der Lehre den Weg in ein Studium fortsetzen.

Staatssekretärin Claudia Plakolm: Ich möchte, dass dieses Bild in der Öffentlichkeit verschwindet, dass mit 29 Jahren die Abschlussprüfung gemacht wird.  | Foto: Roland Ferrigato
  • Staatssekretärin Claudia Plakolm: Ich möchte, dass dieses Bild in der Öffentlichkeit verschwindet, dass mit 29 Jahren die Abschlussprüfung gemacht wird.
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Richtung Meisterprüfung ist es möglich, die Ausbildung auch sehr praktisch zu vertiefen. Und hier unterstützen wir finanziell, indem wir die Gebühren rückwirkend mit Juli 2023 rückerstattet haben. Auch 2024 werden diese Prüfungsgebühren generell gestrichen, weil uns die praktische Ausbildung etwas wert ist. Es ist ja nicht einzusehen, warum im Schulsystem eine Matura fast kostenlos ist und jemand, der in der beruflichen Ausbildung einen Meister draufgesetzt hat, mehrere 1.000 Euro zahlen musste. Diese Ungerechtigkeit haben wir nun beseitigt.

Was hat sich sonst zur Lehre von früher verändert?
Ich möchte, dass dieses Bild in der Öffentlichkeit verschwindet, dass mit 29 Jahren die Abschlussprüfung gemacht wird. Und dann bleibt man bis zur Pensionierung im selben Unternehmen. In dem Alter geht es erst richtig los: Man kann ins Ausland gehen und Erfahrungen sammeln, man kann mehrere Lehrberufe erlernen.

Der Digi-Scheck für Lehrlinge kommt ja auch 2024 zur Anwendung: Das Ziel ist ja die ausbildenden Unternehmen bei der Vermittlung zukunftsrelevanter Kompetenzen in den Bereichen Digitalisierung, Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Energie- und Ressourcenmanagement und Internationalisierung im Rahmen der dualen Ausbildung zu unterstützen. Wie viele Unternehmen haben das 2023 in Anspruch genommen?
Das wissen wir noch nicht. Dieser Digischeck ist in Zeiten der Pandemie entstanden, um Lehrlinge in der Berufsausbildung auch bei weiterführenden Ausbildungen zu unterstützen. Dieser hat sich bewährt und deswegen setzen wir ihn auch gerne fort. Das Budget für das kommende Jahr wurde um 40 Millionen Euro für die Lehre erhöht. Auch die Abschaffung der Meisterprüfungs-Gebühren ist ein Schritt in diese Richtung, dass man die berufliche Ausbildung weiter attraktiviert.

Wie steht Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern in der Lehre da?
Österreich ist eine „Weltmacht“, was die berufliche Ausbildung betrifft. Wir haben die talentiertesten jungen Fachkräfte. Ein Grund dafür ist definitiv die Lehre. Das sieht man bei den Berufsgruppen-Meisterschaften, wo ja zuletzt in Danzig mehrere Dutzend junger Fachkräfte aus Österreich 18 Medaillen mit nach Hause genommen haben – teils mehr, als unsere Skifahrer gewinnen. Viele Länder blicken hier neidisch nach Österreich. In Danzig sind Vertreter aus anderen Ländern Schlange am Österreich-Stand der Wirtschaftskammer gestanden, um sich zu informieren, was Österreich besser macht.

Mit Ende Dezember 2023 befanden sich 108.266 Personen in einer Lehrausbildung. 102.397 Personen davon absolvierten ihre Lehrausbildung in einem Unternehmen, 5.869 Personen befanden sich Ende 2023 in einer sogenannten überbetrieblichen Lehrausbildung (ÜBA) im Auftrag des AMS. Im Gesamtjahr 2022 betrug die Zahl der Lehranfängerinnen und Lehranfänger in Betrieben 32.064, im Jahr 2021 29.563. 2020 lag die Zahl der Lehranfängerinnen und Lehranfänger in Unternehmen im Gesamtjahr Corona-bedingt bei 28.250 Personen, mit Jahresende 2019 befanden sich 30.785 Personen im 1. Lehrjahr einer betrieblichen Lehre.

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