Schwer Verletzter nach Corona-Demo
Nehammer: "Grenzen überschritten"
Ein schwer Verletzter, vier Polizisten verletzt, 42 Festnahmen, mehr als 3.000 verwaltungsrechtliche und 60 Strafanzeigen: Das ist die traurige Bilanz der Corona-Demonstration am Samstag in Wien, bei der rund 10.000 Personen teilgenommen hatten und wo es nach einer Rede Herbert Kickls (FPÖ) zur Eskalation in Wien Leopoldstadt kam. Nun folgt ein politischer Schlagabtausch zwischen Kickl und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP). Man übt sich in gegenseitigen Schuldzuweisungen.
ÖSTERREICH. „Wenn Reichsflaggen geschwungen werden und Judensterne in unserer Leopoldstadt oder überhaupt in Wien getragen werden, dann hat die Polizei gemeinsam mit den Demonstrierenden nicht verstanden, wo sie sich befinden. So etwas ist unserer Stadt unwürdig“, kritisiert Gemeinderat Niki Kunrath und der stellvertretende Bezirksvorsteher Bernhard Seitz (beide Grüne) des zweiten Wiener Gemeindebezirks (Leopoldstadt), Austragungsort der Demonstration und der zahlreichen Übertretungen.
Auf der Demo wurden ein großer Judenstern (Aufschrift: „Ungeimpft“) durch die halbe Stadt getragen. Eine unglaubliche Verhöhnung der Opfer der Shoa. #w0603pic.twitter.com/N9ONUWjqzD
— Markus Sulzbacher (@msulzbacher) March 6, 2021
Wachmann erlitt offenen Schienbeinbruch
Dort hatte am Samstag eine gewaltbereite Gruppe aus etwa 150 Personen das diensthabende Sicherheitspersonal überrannt und war in die Tiefgarage eines Versicherungsgebäudes an der Oberen Donaustraße eingedrungen. Dadurch wurde ein Wachmann schwer verletzt, er erlitt einen offenen Schienbeinbruch, weitere Mitarbeiter wurden leicht verletzt und sollen bespuckt worden sein.
Nachdem die antifaschistische Gegendemo den Weg zur Jesuitenwiese blockierte, kam es zu Auseinandersetzungen mit Rechtsextremen. Polizei drängte die Gegendemo ab. Mit Pfefferspray. #w0603pic.twitter.com/2UogyzRXaG
— Markus Sulzbacher (@msulzbacher) March 6, 2021
ÖVP: "Kickl ist mitverantwortlich"
„In unserem demokratischen Österreich werden Konflikte nicht auf der Straße, sondern im Parlament ausgetragen. Eine in den Nationalrat gewählte Partei und allen voran ein ehemaliger Innenminister haben gestern eine Stimmung der Gewalt und der Missachtung des Rechtsstaates aufbereitet“, übte Innenminister Nehammer in einer Stellungnahme scharfe Kritik und machte die FPÖ für die Eskalation mitverantwortlich. Und weiter: „Es sind Grenzen überschritten worden, wenn völlig unbeteiligte Sicherheitsmitarbeiter von einer aufgepeitschten Menschenmenge überrannt und schwer verletzt werden“.
Jedes Mal wieder erschreckend zu erleben, wie @LPDWien vor #Covidioten-#Demo samt straff organisierter Antisemiten & Neonazis zurückweicht. Jedes Mal wieder. Nichts gelernt, nichts adaptiert. Das ist kein Zufall mehr, sondern politisches und systemisches Versagen. #w0603
— Sebastian Bohrn Mena (@SBohrnMena) March 6, 2021
Kickl: "Polizei ist Schuld"
Auch Kickl griff auf Facebook den „Innenminister und seine Parteifreunde in der Polizeiführung“ an. Sie hätten „die Eskalation am Abend selbst herbeigeführt, indem sie die Leute am Heimgehen gehindert und in einen Kessel getrieben haben, um dort noch schnell möglichst viele Anzeigen für die Statistik zu produzieren“.
Wir versuchen hier transparent zu agieren & die aktuellen Geschehnisse der Kundgebungen zu kommunizieren. Wüste Beschimpfungen & Beleidigungen, fernab jeglicher konstruktiver Kritik, können wir aber nicht tolerieren. Ein gegenseitiger respektvoller Umgang ist uns wichtig. #w0603
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) March 6, 2021
Vorwürfe unangebracht
Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl in einer Aussendung: „Die Vorwürfe jeder Art gegen die Vorgangsweise der Wiener Polizei sind im Lichte der Sachlage mehr als unangebracht.“
➖ 42 Festnahmen
— POLIZEI WIEN (@LPDWien) March 7, 2021
➖ über 3000 verwaltungsrechtliche Anzeigen
➖ 60 strafrechtliche Anzeigen
Die Bilanz zu den gestrigen Kundgebungen finden Sie in den #Presseaussendungen#w0603https://t.co/j6qr6voijQpic.twitter.com/YGoqVP66t1
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