Im Schatten des Hamas-Terrors
Novemberpogrome jähren sich zum 85. Mal

Die Shoah-Gedenkmauer im Wiener Ostarrichi-Park wurde am 9. November 2021 eröffnet. Sie besteht aus 160 Gedenksteinen und ist mit 64.440 Namen von jüdischen Kindern, Frauen und Männern versehen, die während der Shoah verfolgt, vertrieben und getötet wurden. | Foto: Schmidt
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  • Die Shoah-Gedenkmauer im Wiener Ostarrichi-Park wurde am 9. November 2021 eröffnet. Sie besteht aus 160 Gedenksteinen und ist mit 64.440 Namen von jüdischen Kindern, Frauen und Männern versehen, die während der Shoah verfolgt, vertrieben und getötet wurden.
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Im Schatten der Terrorattacken vom 7. Oktober gegen Israel durch die Terrororganisation Hamas sowie in der Folge Demos und  Übergriffe weltweit gegen Juden gedenkt Österreich heuer im Besonderen der Novemberpogrome von 1938. Heuer jährt sich das Andenken an dieses Ereignis zudem zum 85. Mal. Der ORF sendet am 8. November eine Doku zum Thema.

ÖSTERREICH. Die Novemberpogrome 1938 – benannt nach der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 – waren vom nationalsozialistischen Regime organisierte und gelenkte Gewaltmaßnahmen gegen Juden im Deutschen Reich.

Attentat als Vorwand

Die Nazis hatten den Mord an einen Diplomaten zum Anlass genommen, die gewaltsame Ausschreitung gegen Juden zu rechtfertigen. In Wahrheit sollten die Übergriffe und das Morden die seit Frühjahr 1938 begonnene gesetzliche „Arisierung“, also die Enteignung jüdischen Besitzes und jüdischer Unternehmen, planmäßig beschleunigen, mit der auch die Aufrüstung der Wehrmacht finanziert werden sollte. Tausende jüdische Geschäfte und Synagogen wurden in der Nacht auf den 10. November zerstört, Juden brutal ermordet, festgenommen, oder in Konzentrationslager verschleppt. Viele Jüdinnen und Juden nahmen sich in dieser Nacht aus Verzweiflung das Leben.

Andenken im Schatten des Terrors vom 7. Oktober 

Noch nie seit Ende des Zweiten Weltkrieges war das Andenken an die Opfer jener Nacht so sehr überschattet von der aktuellen Wirklichkeit: Am 7. Oktober 2023 hat die Hamas in einem minutiös ausgearbeiteten Plan in Israel eine friedliche Musikveranstaltung attackiert, Menschen ermordet und Geiseln genommen – für jede Geisel wurde den Terroristen 10.000 Dollar und eine Wohnung versprochen, wie sich später herausstellte.

Juden fürchten sich vor Übergriffen

In Wien wurden die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Einrichtungen erst Tage nach dem Vorfall verstärkt. Trotzdem gelang es Jugendlichen, die israelische Fahne an der Synagoge in der Wiener Innenstadt herunterzureißen. Und auch in anderen Bundesländern kam es zu Fahnen-Schändungen. Viele Jüdinnen und Juden in Österreich fürchten sich seither vor antisemitischen Übergriffen. Die Antisemitismus-­Studien des öster­reichischen Parlaments zeigen, wie antisemitische Verschwörungs­mythen, Holocaust-Verharmlosung oder Anti-Zionismus weit verbreitet sind – sowohl in der öster­reichischen Bevölkerung wie auch bei Migrantinnen und Migranten. Der Anti­semitismus ist 85 Jahre nach dem November­pogrom weiter eine Gefahr für die Demokratie, warnt das österreichische Parlament.

Evangelische Kirche "bestürzt"

„Wir stehen an der Seite unserer jüdischen Geschwister und treten dafür ein, dass jüdisches Leben ohne Bedrohung und Angst auch in Zukunft möglich sein muss. Wir rufen zu einem friedlichen und respektvollen Miteinander aller Menschen in unserem Land auf“, heißt es einer Erklärung, die die Evangelische Kirche A.u.H.B. in Österreich zum Jahrestag der Novemberpogrome (9.11.) veröffentlicht hat. Darin äußert die Evangelische Kirche ihre Bestürzung über die „Gewalttaten gegen Jüdinnen und Juden in den letzten Tagen in unserem Land, über Brandstiftungen, wie jene am Jüdischen Friedhof in Wien, über Hassparolen auf den Straßen und in den Sozialen Medien und über andere Formen der Einschüchterung und Bedrohung unserer jüdischen Geschwister“. 

Kranzniederlegung

Anlässlich des 85. Jahrestages der Novemberpogrome gedenkt das offizielle Österreich am Donnerstag, den 9. November um 11 Uhr an der Shoah Namensmauern Gedenkstätte im Wiener Ostarrichipark. An der Kranzniederlegung nehmen Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, Bundeskanzler Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler, Bundesratspräsidentin Claudia Arpa sowie weitere Regierungsmitglieder und Ehrengäste teil. 

ORF-Dokumentation

Anlässlich 85 Jahre Novemberpogrome strahlt der ORF eine Doku zum Thema aus: „Alter Hass, neuer Wahn: Antisemitismus – Geschichte eines tödlichen Vorurteils“ von Robert Gokl. Darin analysiert der Journalist und Filmemacher Ursachen und Folgen dieses gewalt­tätigen Antisemitismus und dokumentiert, dass anti­semitische Vorurteile und Juden-Hass nach 1945 weiterwirkten. Heute finde der alte anti­semitische Wahn neue Formen in der Hasskultur des Internets, in Social Media und Darknet, so der ORF.
Doku: Mittwoch, 8. November 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2
 
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