Offener Brief an Regierung
Schutz intergeschlechtlicher Kinder gefordert

Den Schutz intergeschlechtlicher Kinder und Jugendlicher fordern über 70 Organisationen – darunter VIMÖ, HOSI, ÖH – in einem offenen Brief an die Bundesregierung. | Foto: Unsplash
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In einem offenen Brief an die Bundesregierung wird der Schutz intergeschlechtlicher Kinder und Jugendlicher gefordert. Über 70 Organisationen haben diesen unterschrieben und fordern ein Verbot medizinisch nicht notwendiger Operationen zur Geschlechtsanpassung.

ÖSTERREICH. Der 17. Mai gilt als internationaler Tag gegen Homofeindlichkeit, Bifeindlichkeit, Interfeindlichkeit und Transfeindlichkeit. "Bis heute erleben intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche medizinische Eingriffe, die weder selbstbestimmt noch notwendig sind. Das führt oft zu großem Leid, Traumatisierungen und körperlichen Beschwerden", so Luan Pertl, Vorstandsmitglied des Vereins Intergeschlechtlicher Menschen Österreich (VIMÖ), in einer Aussendung.

Von Geburt an nicht eindeutig männlich oder weiblich

Die Stadt Wien definiert intergeschlechtliche Personen als "Menschen, die Variationen in der körperlichen Geschlechtsentwicklung aufweisen. Sie haben also körperliche Geschlechtsmerkmale, die nicht ausschließlich männlich oder weiblich sind". Oftmals kann bei der Geburt keine eindeutig weibliche oder männliche Entwicklung festgestellt werden. Rund eines von 2.000 Neugeborenen ist intergeschlechtlich.

In den meisten Fällen entscheiden die Eltern, welches Geschlecht dem Kind zugewiesen werden soll und lassen operative sowie hormonelle Eingriffe vornehmen. "Solche Eingriffe widersprechen dem Menschenrecht auf Unversehrtheit des Körpers und sind daher als menschenrechtsverletzend entschieden abzulehnen", schreibt die Stadt Wien auf ihrer Website. Nicht selten leiden diese Kinder im Laufe ihres Lebens an den Folgen solcher unfreiwilligen Eingriffe.

Nicht notwendige Eingriffe bei intergeschlechtlichen Kindern sind nicht selbstbestimmt und führen häufig zu Trauma, körperlichen Beschwerden und Leid der Betroffenen, so der VIMÖ. | Foto: Unsplash
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Über 70 unterstützende Organisationen

Der offene Brief richtet sich an Zadic, Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Unterschrieben haben ihn mitunter drei Selbstvertretungsgruppen: Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich (VIMÖ), Verein Klinefelter* Inter und MRKH Austria (Mayer Rokitansky Küster Hauser Syndrom Frauen* Selbsthilfegruppe Österreich).
Elizabeth Higgins Pösinger, stellvertretend für die Selbsthilfegruppe MRKH Austria, sagt: 

"Wenn ein paar Jahre mehr gewartet werden kann mit einem medizinischen Eingriff, auch wenn die Diagnose bereits steht, dann muss nicht zwingend operiert werden, sondern besser wäre, wenn man noch warten kann, mehr Zeit dafür ist, sich selbst noch damit zu befassen. Damit wäre vielen von uns sehr geholfen."

Unterstützung erhalten sie von HOSI Linz, Salzburg und Wien, dem Klagsverband zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern, der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft (ÖH), der Plattform Intersex Österreich und den Kinder- und Jugendanwaltschaften. Mehrere hundert Menschen unterzeichneten außerdem eine Petition, der dieselbe Forderung zu Grunde liegt: Schutz und Selbstbestimmtheit für intergeschlechtliche Kinder und Jugendliche.

Ein Gesetzesentwurf zum Schutz intergeschlechtlicher Kinder liegt laut Justizministerin Zadic seit Herbst 2022 vor, man warte diesbezüglich auf eine Abstimmung mit der ÖVP. | Foto: Unsplash
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Gesetzesentwurf liegt bei ÖVP

Bereits vor zwei Jahren forderte der Nationalrat per Entschließungsantrag von der Bundesregierung den Schutz von intergeschlechtlichen Kindern vor nicht notwendigen medizinischen Eingriffen. Das blieb die Regierung jedoch bis heute schuldig, kritisieren die Unterzeichner*innen. "Geschlechtliche Vielfalt ist keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung. Kinder mit Variationen der Geschlechtsmerkmale müssen endlich wirkungsvoll geschützt werden", betont Wolfgang Rögner vom Verein Klinefelter*Inter.

Auf Anfrage des Parlaments ließ Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wissen, dass ein Gesetzesentwurf seit Herbst 2022 beim Koalitionspartner ÖVP liege.

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