Lena Schlling
Von der Klimaaktivistin zur EU-Grünen-Spitzenkandidatin

Lena Schilling will auch als EU-Abgeordnete der Grünen Klimaaktivistin bleiben. | Foto: Screenshot
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  • Lena Schilling will auch als EU-Abgeordnete der Grünen Klimaaktivistin bleiben.
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Mit ihrem jugendlichen Elan und unerschütterlichem Engagement für Klimagerechtigkeit hat Lena Schilling die österreichische Politiklandschaft im Sturm erobert. Die 23-jährige Wienerin, die einst als Stimme der "Fridays for Future"-Bewegung und Wiener Lobau-Protestcamp bekannt wurde, versucht jetzt ihre Überzeugung auf der politischen Bühne in Brüssel zu kommunizieren. 

ÖSTERREICH. „Empathisch und goschert“ - so beschreibt sich Schilling selbst. Und so erlebte man sie auch bei vielen TV-Auftritten. Zuvor war sie das bekannte Gesicht der Lobau-Protestcamps, um ein Zeichen gegen die Schnellstraße und Lobautunnel zu setzen. Im Frühjahr gelang Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) ein Supercoup, in dem er die einzige weibliche EU-Spitzenkandidatin vorstellte. Denn nicht von irgendwoher kommt der Spruch: "Hast du einen Opa, dann schick ihn nach Europa!"

Schillings Weg in die Politik war aber alles andere als geradlinig. Aufgewachsen in Wien-Meidling, Lenas Mutter leitet ein Flüchtlingshaus, der Vater arbeitet bei einer Bank. Mit 12 hört sie auf, Fleisch zu essen, mit 13 geht sie auf ihre erste Demo. Lena studiert Politikwissenschaften - das Studium schließt sie demnächst ab - und tritt 2018 der Fridays-for-Future-Bewegung bei.

"Frau Bürgermeisterschreck"

2021 ist sie Sprecherin des Protestcamps in der Wiener Lobau und fällt durch ihren Pragmatismus und ihre Offenherzigkeit auf. Der Protest begann im Mai 2021. In einer Aussendung sagt Schilling: Wenn Ludwig (Michael, Bürgermeister von Wien Anm.) sein "zweites Hainburg erleben will, dann kann er das haben". Es ist die Initialzündung der Bewegung. Am Ende wurde der Tunnel nicht errichtet, die Straße ist aber im Bau. "Der Falter" nannte sie nicht umsonst „Frau Bürgermeisterschreck“. Die Wiener Verkehrsstadträtin Uli Sima (SPÖ) spricht nicht mehr mit ihr. 

Lena Schilling bei ihrem Einsatz als Sprecherin der "LobauBleibt"-Bewegung. | Foto: Tom Poe/System Change not Climate Change
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Ein Wechsel in die Politik kam für Schilling 2022 "unter den jetzigen Umständen" nicht infrage – auch wenn es bereits Angebote gegeben hat. "Junge Menschen zerbrechen daran, wenn sie am Koalitionstisch mit der ÖVP sitzen und darüber verhandeln, ob sie lieber Kinder abschieben oder Wälder abholzen lassen." Aktuell fühle sie sich von keiner Partei im Parlament vertreten, erklärte sie damals.

„Kampfansage gegen rechts“ 

Ihre leidenschaftlichen Reden und ihr kompromissloser Einsatz für den Klimaschutz beeindruckten aber nicht nur die breite Öffentlichkeit, sondern auch die Politik. Im Februar wurde sie von den Grünen als Spitzenkandidatin für die EU-Wahl präsentiert. Damit setzen die Grünen auf eine politische Quereinsteigerin, die sich sehr von den Kandidaten der anderen Parteien abhebt. „Sie ist eine der wichtigsten Stimmen für Klimaschutz und Jugend in Österreich, eine junge Frau, die an die Zukunft glaubt", streute Kogler ihr Rosen. 

Lena Schilling war das Gesicht der "LobauBleibt"-Bewegung. Jetzt will sie in Brüssel an den großen Klimaschrauben drehen. | Foto: Weingartner-Foto / picturedesk.com
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Schilling will den „Kampf auf der Straße“ ins Parlament tragen und damit dorthin gehen, wo die wesentlichen politischen Fragen entschieden werden, „wo Klimagerechtigkeit blockiert wird“. Die EU-Wahl sei eine Richtungswahl zwischen „Frieden und Zukunft oder Nationalismus und Gewalt“. Ihre Kandidatur sei auch eine „Kampfansage gegen rechts“, sagte Schilling bei ihrer Vorstellung zur EU-Spitzenkandidatin. Der grünen Partei beitreten werde sie aber nicht.

Schilling im ORF blamiert 

Ihre Kritiker hingegen bemängeln ihren Mangel an politischer Erfahrung. Einen kurzen Blackout hatte sie, als die 23-jährige Wienerin von ORF-Satiriker Peter Klien gefragt wurde, wann denn Norwegen eigentlich den Euro bekommen hätte. Schilling konnte die Frage nicht beantworten. Auch auf die Folgefrage, ob denn Norwegen Mitglied der EU sei, wusste sie keine Antwort. "Totales Blackout. Mein Kopf war einfach absolut leer", kommentiert die Jungpolitikerin Tage später die Szene auf Instagram. Es bleibt abzuwarten, ob sie den Spagat zwischen Idealismus und Pragmatismus in der Politik schaffen kann.

Wahl-Entscheidungshilfe iVote:

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