Leitkultur
"Wir werden auch in Zukunft in einer bunten Gesellschaft leben"

- In Österreich gibt es zwar Wertvorstellungen, jedoch keine allgemein akzeptierte nationale Identität, meint ein Wissenschaftler.
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Gibt es österreichische Werte überhaupt? Laut dem Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz gibt es zwar Wertvorstellungen, jedoch keine allgemein akzeptierte nationale Identität. Die Diskussion um Werte und Integration müsse zunächst innerhalb der einheimischen Bevölkerung geführt werden, bevor man sie auf Zugewanderte ausweitet.
ÖSTERREICH. Was ist die österreichische Identität? Das will die ÖVP jetzt herausfinden. Mit einer Runde von Expertinnen und Experten arbeitet sie an einer Definition für eine österreichische Leitkultur. Damit will die Volkspartei nach eigenen Angaben österreichische Werte abseits der Gesetze finden und definieren, vor allem im Hinblick auf die Zuwanderung im Land.
Als Experte von der ÖVP wurde auch Bevölkerungswissenschaftler Rainer Münz hinzugezogen. "Es gibt Wertvorstellungen in Österreich, die die meisten Menschen teilen, aber eben nicht alle", so der Experte im Morgenjournal. Zuerst bräuchte es einmal eine Selbstverständigung innerhalb der einheimischen Bevölkerung
Keine "nationale Erzählung"
Anders als in Frankreich oder USA, wo man sich an eine Staatsgründung oder Revolution erinnert, aus der das Land hervorgegangen ist, habe Österreich nicht so eine gemeinsame nationale Erzählung, auf die sich alle beziehen, meint Mütz. Wir feiern am Nationalfeiertag das im Parlament 1955 beschlossene Neutralitätsgesetz. "Das heißt aber nicht, dass jene, die in Österreich gegen die Neutralität sind, deswegen schlechte Österreicherinnen und Österreicher wären".

- IntegrationsministerinSusanne Raab (ÖVP) ist auf der Suche nach der "Leitkultur".
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„Leitkulturdebatte notwendig“
Die Diskussion um Werte und Integration müsse zunächst innerhalb der einheimischen Bevölkerung geführt werden, bevor man sie auf Zugewanderte ausweite, so Münz weiter. Konflikte entstünden dort, wo keine Einigung bestehe, etwa in Fragen der Gleichberechtigung. Er betont jedoch, dass nicht alle Zugewanderten ihre Traditionen aufgeben wollen und die Gefahr sogar besteht, dass ein Teil der einheimischen Bevölkerung erst im Zuge der Diskussion Sorge haben, ihre Kultur zu verlieren.
Angesichts des steigenden Migrationsanteils sei die Debatte jedoch notwendig, um gemeinsame Regeln zu definieren, an die sich alle halten sollen. Dabei bekräftigte er die Bedeutung eines "common-sense" über gesetzliche Rahmenbedingungen hinaus. "Wir werden auch in Zukunft in einer bunten Gesellschaft leben", meint der Wissenschafter. Aufgrund des eklatanten Arbeitskräftemangels wird es in Zukunft schließlich noch mehr Zuwanderung von Arbeitskräften geben.
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