Lieferverzögerungen
Zu wenig Impfstoff für Österreich

5,9 Millionen Dosen hat Österreich von AstraZeneca bestellt, von Pfizer und Biontech 11,1 Millionen Dosen. | Foto: pixabay
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Nach den am Freitag bekanntgewordenen Lieferschwierigkeiten beim Impfstoff von AstraZeneca hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) von einem "echten Rückschlag" gesprochen. „Es drohen hier deutliche Verzögerungen“, so Anschober im ZIB2-Interview. Am Samstag erklärte der Minister, dass der Impfplan doch nicht gefährdet sei. Viele Fragen sind nach der Ankündigung des Pharmakonzerns aber noch ungeklärt.

ÖSTERREICH. 5,9 Millionen Dosen hat Österreich von AstraZeneca bestellt, von Pfizer und Biontech 11,1 Millionen Dosen. Nur halb so viele Dosen des noch nicht in der EU zugelassenen Impfstoffs Astra Zeneca bekommt Österreich wie bestellt.


"Sehr, sehr schlechte Nachrichten"


Die Verzögerungen bei AstraZeneca seien "sehr, sehr schlechte Nachrichten" gewesen, so Anschober am Freitagabend. Für Österreich bedeute das, dass von den im Februar erwarteten 650.000 Impfdosen nun nur „rund 340.000“ erwartet werden, sagte der Minister. Jedoch: „Die März-Lieferungen sind noch gar nicht im Detail fixiert“, meinte der Minister weiter – darüber werde erst in der kommenden Woche gesprochen. Dann werde sich auch klären, ob es sich überhaupt um Aufschiebungen handle, und wenn ja, um welchen Zeitraum es gehe. Die Regierung werde sich aber nicht damit abfinden, sondern um weiteren Impfstoff kämpfen. 

Offenbar gibt es Probleme beim belgischen Zulieferer Novasep, der  im November einen Liefervertrag mit Astra Zeneca geschlossen hat. Insgesamt werden für Februar und März „mehrere zehn Millionen Dosen“ in der EU erwartet.

Am Samstag meinte Anschober bei einer Pressekonferenz, dass trotz der Lieferkürzung bei AstraZeneca die Impfungen in der Startphase nicht gefährdet seien. Anschober verwies dabei darauf, dass im Impfplan mehrere Varianten enthalten seien. „Das große Ziel, das Risiko in Alters- und Pflegeheimen zu reduzieren, wird nach Plan umgesetzt“.

Verzögerungen auch bei Pfizer/Biontech

Rückschläge musste Österreich auch bei Pfizer/Biontech einstecken. Der Hersteller kündigte letzte Woche an, an Österreich bis zu 20 Prozent weniger liefern zu wollen als vereinbart gewesen war. Aus diesem Grund drängte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf eine raschere Zulassung des AstraZeneca-Stoffs durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA).

Graphik: Anzahl der Geimpften pro Bundesland

Am Samstag hieß es in einer Aussendung des Gesundheitsministeriums:

"Wir haben immer gewusst, dass das Tempo der Impfungen in der EU und Österreich von dem Termin der Marktzulassungen der einzelnen Produkte sowie von Lieferterminen und Liefermengen abhängig ist. Die gestrigen Informationen von AstraZeneca auf starke Lieferverzögerungen auf Grund von großen Produktionsproblemen sind ein Rückschlag für alle EU-Länder, auch für Österreich. Klar scheint, dass die von AstraZeneca erwarteten Liefermengen im Februar deutlich kleiner zu werden drohen: von geplanten 650.000 auf 340.000 Dosen. Noch größer droht die Verringerung im März zu werden, geplant waren für dieses Monat 1,1 Mio. Dosen. Die Detailsumme ist hier noch nicht fixiert. Auf die aktuelle derzeitige Impftätigkeit hat dies jedoch keine unmittelbaren Auswirkungen. Alle für die nächsten Tage geplanten Impfungen werden konsequent umgesetzt. Aktuell wurden 169.000 Impfungen bereits durchgeführt. Parallel zur Impfung von Menschen über 80 sowie MitarbeiterInnen aus den Gesundheitsberufen werden bis spätestens Ende Februar vor allem als erste Priorität die Impfungen von BewohnerInnen und MitarbeiterInnen aus den Alten- und Pflegeheimen abgeschlossen."

Gesundheitsminister Rudi Anschober: „Damit wird das erste Ziel, der Schutz der vulnerabelsten Bevölkerungsgruppe, wie geplant zeitnah umgesetzt werden und die Zahl der Todesfälle stark verringert werden können.“ Leichte Verschiebungen beim Verabreichen der zweiten Dosis seien möglich, aber lediglich im von den Zulassungsbescheiden gegebenen Vorgaben zwischen 19 und 42 Tagen nach der Erstimpfung von BioNTech/Pfizer. 

Die wichtigsten Fragen und Antworten zur COVID-19-Impfung


Sofortmaßnahmen gefordert


SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner Sofortmaßnahmen gegen den drohenden Lieferengpass. Sie verwies darauf, statt derzeit „fünf bis sechs“ nun „sechs bis sieben Impfdosen“ aus einer Ampulle zu ziehen. Damit könnten wöchentlich 10.000 Menschen mehr geimpft werden, so Rendi-Wagner – das solle „einheitlich“ passieren, also nicht etwa zwischen verschiedenen Ärzten variieren. Darüber hinaus plädierte die SPÖ-Chefin für eine Vergrößerung des Abstands zwischen erster und zweiter Impfung. Und die Regierung solle versuchen, aus anderen Ländern – wie etwa Israel – Impfstoff zu beziehen.

Neos fordern Impf-Krisengipfel

Die Ankündigung von Gesundheitsminister Anschober, am Montag die Gespräche zuerst mit Expertinnen und Experten, dann mit Landeshauptleuten und zuletzt mit der Opposition weiter zu führen, sei zwar "löblich", die Oppositionsparteien seien aber "wieder die Letzten", mit denen gesprochen werde. "Außerdem brauchen wir dringendst einen Impf-Krisengipfel“, sagt der NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Er verweist darauf, dass die Regierung in der Ankündigung der Gespräche nicht einmal das Wort Impfung in den Mund genommen habe: „Anschober will offenbar über Mutationen, Lockdown und die Zeit nach dem Lockdown reden, aber nicht über das Impf-Chaos in Österreich. Es ist aber ganz logisch, dass wir über die weiteren Maßnahmen erst dann diskutieren können, wenn es endlich eine richtig aufgesetzte Impfstrategie gibt.“ 

FPÖ: Darf nicht zu längerem Lockdown führen!

Angesichts dieser Nachrichten befürchtet FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer, dass dies Katalysator für eine massive Verlängerung des bis 8. Februar 2021 geplanten harten Lockdowns sowie für weitere Lockdowns im Jahresverlauf sein könnte: "„Ein Dauer-Lockdown ist für unser Land und seine Bürger aber beim besten Willen nicht verkraftbar!"

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