Offensive gegen Temu und Co.
"95 Prozent der Spielsachen sind unsicher"

- Die Zölle auf chinesische Importe in die USA betragen ab Mittwoch 30 Prozent. Ausgenommen sind Billigwaren chinesischer Onlineplattformen wie TEMU, für diese gilt ein Zoll von 54 Prozent.
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Die EU und damit auch Österreich gehen jetzt in eine breite Offensive gegen Online-Riesen wie Temu, Shein und Co. Mit Zollreform, Plattformhaftung und Marktüberwachung soll es bessere Wettbewerbsbedingungen im E-Commerce geben. Dazu arbeiten Finanzministerium, Wirtschaftsministerium und der Handel zusammen.
ÖSTERREICH. Drittstaatenplattformen wie Temu oder Shein überschwemmen den österreichischen Markt mit zollfreien Billigprodukten, oft unter Umgehung europäischer Standards. Heimische Betriebe haben dagegen hohe Auflagen zu erfüllen. Diese bieten Produkte zu Preisen unter fünf Euro an – versandt direkt an europäische Endkonsumenten, oft ohne korrekte Deklaration und ohne Abgaben. Darüber informiert das Wirtschaftsministerium via APA am Freitag, 10. Oktober.
"95 Prozent der Spielsachen sind unsicher"
Der Trick: Die noch gültige Zollfreigrenze von 150 Euro, die es erlaubt, Kleinsendungen abgabenfrei in den Binnenmarkt zu bringen. Laut Handelsverband kamen 2024 rund 4,6 Milliarden solcher Pakete in die EU – allein in Österreich waren es über 100 Millionen Sendungen. Nur etwa 1 Prozent wird kontrolliert. Laut EU-Spielzeugverband sind 95 Prozent der auf Temu gekauften Spielzeuge unsicher.

- Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer:
„Die Billigflut aus China bedroht nicht nur den heimischen Handel, sondern unsere gesamte Wirtschaftsstruktur, von Lehrstellen über Fachkräfte bis hin zur regionalen Wertschöpfung." - Foto: MeinBezirk/Siegl
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Der wirtschaftspolitische Hintergrund: China setzt gezielt auf Europa als E-Commerce-Zielmarkt, auch als Reaktion auf US-Zölle. Laut Handelsverband wurde von der chinesischen Führung beschlossen, das grenzüberschreitende E-Commerce-Volumen jährlich um +10 Prozent zu steigern.
Die EU-Zollreform bringt nun diese Schritte:
- Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze mit 1.1.2028
- Einführung einer Handling Fee von zwei Euro je Produktposition
- Plattformverantwortung für korrekte Deklaration, Abgaben und Produktkonformität
- Aufbau einer zentralen EU-Zollbehörde (EUCA) mit digitalem Data Hub und KI-basierter Risikoanalyse
- Nationale Maßnahmen: Webcrawler, risikobasierte Marktüberwachung, intensivere Zollkooperation
- Preisentwicklung: Differenzierter Blick statt Schuldzuweisungen
- Zunehmend steht der Handel – besonders der Lebensmittelhandel – unter Druck, als „Preistreiber“ gebrandmarkt zu werden. Doch diese Darstellung greift zu kurz:
Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer:
„Die Billigflut aus China bedroht nicht nur den heimischen Handel, sondern unsere gesamte Wirtschaftsstruktur, von Lehrstellen über Fachkräfte bis hin zur regionalen Wertschöpfung. Plattformen wie Temu und Shein unterlaufen systematisch unsere Standards und entziehen sich ihrer Verantwortung, bei Steuern, Produktsicherheit und Arbeitsbedingungen. Das ist nicht nur unfair, das ist brandgefährlich. Ich fordere daher: Zollfreigrenze abschaffen, Plattformen in die Pflicht nehmen und Wettbewerbsverzerrungen konsequent abstellen. Wer in Europa verkaufen will, muss sich auch an europäische Spielregeln halten.“
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