Polaschek
Anlaufstelle soll Anerkennung von Berufsabschlüssen abwickeln

Um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, sollen Studienabschlüsse aus Drittstaaten, vor allem im Gesundheitswesen, von einer Anlaufstelle geprüft werden.  | Foto: Gerhard Berger
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  • Um den Arbeitskräftemangel zu bekämpfen, sollen Studienabschlüsse aus Drittstaaten, vor allem im Gesundheitswesen, von einer Anlaufstelle geprüft werden.
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Um dem Fachkräftemangel, insbesondere im Gesundheitsbereich, entgegenzuwirken, soll künftig eine zentrale Stelle die Anerkennung ausländischer beruflicher Qualifikationen vereinfachen und beschleunigen. Nach Ostern soll ein Gipfel zu diesem Thema stattfinden, über den sich die Grünen wundern.

ÖSTERREICH. Oft müssen qualifizierte Personen aus Drittstaaten sehr lange warten, bis die zuständigen Stellen in aufwendigen Verfahren ihre Ausbildung geprüft haben. Das soll sich ändern. Denn: "Bis 2050 bracht Österreich 70.000 zusätzliche Pflegekräfte. Das wird mit Maßnahmen im Inland nicht allein zu decken sein", prognostiziert Bildungsminister Martin Polaschek nach einem gemeinsamen Gespräch mit Wirtschaftsminister Martin Kocher (beide ÖVP) am Freitag vor Journalisten. Daher brauche es eine zügige und unkomplizierte Anerkennung beruflicher Qualifikationen ausländischer Fahrkräfte, gerade das Pflegesystem und das Gesundheitssystem sei von einer qualifizierten Zuwanderung angewiesen, hieß es.

500 Anträge pro Jahr

Bei der Nostrifikation, also die Anerkennung von Studienabschlüssen aus Drittstaaten, gehe es um reglementierte Berufe wie Ärztinnen und Ärzte, Anwältinnen und Anwälte und vor allem auch das akademische Gesundheits- und Krankenpflegepersonal. Bürger der EU, des EWR sowie Staatsangehörige der Schweiz haben durch die EU-Berufsanerkennungsrichtlinie einen erleichterten Zugang zu reglementierten Berufen.

Als Ziel hat sich Polaschek (links) gesetzt, die Nostrifizierung dort abzuschaffen, wo dies nötig sei, und ansonsten neu zu regeln. | Foto: RegionalMedien Austria
  • Als Ziel hat sich Polaschek (links) gesetzt, die Nostrifizierung dort abzuschaffen, wo dies nötig sei, und ansonsten neu zu regeln.
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Man müsse die Fachhochschulen und Universitäten, die in teils aufwendigen Verfahren die Abschlüsse überprüfen, entlasten. Momentan gebe es laut Polaschek rund 500 Anträge pro Jahr. Die Kosten pro Antrag belaufen sich bei 150 Euro. 

Herkunftsschablonen im Gespräch

Polaschek schwebt vor, dass Herkunftsländerschablonen für die Berufsanerkennung ausländischer Gesundheits- und Pflegekräfte aus bestimmten Ländern, die verstärkt nach Österreich kommen, zum Einsatz kommen. Experten sollen je nach Staat der Ausbildung Standardgutachten für bestimme Berufe ausarbeiten. Diese dienen dann laut Presseunterlagen als Ausgangspunkt für einheitliche Nachqualifizierungsmaßnahmen. 

Nach dem Vorbild Deutschlands soll sich eine zentrale Anlaufstelle um die Abwicklung der einheitlichen Anerkennungsverfahren kümmern. Ein akademisches Nostrifikationsverfahren gebe es laut den Presseunterlagen nicht. Im Gegensatz werden praxisnahe Prüfungen durch Berufsbehörden statt Hochschulen durchgeführt. Der Fokus liegt mehr auf Berufserfahrungen statt eines bloßen Curricula-Abgleiches und bei Bedarf kommen zielgerichtete Ausgleichsmaßnahmen statt Abfrage von Lehrbuchwissen zum Einsatz. 

Bis 2050 werden rund 70.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. | Foto: KK
  • Bis 2050 werden rund 70.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt.
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Nostrifizierungsgipfel

Um das Projekt voranzutreiben, plant Polaschek in den kommenden Wochen einen Nostrifizierungsgipfel mit allen relevanten Interessenvertretern einzuberufen.

Kocher begrüßt das Vorhaben des Bildungsministeriums und führte die Reform der Rot-Weiß-Rotkarte ins Treffen: Seitdem habe die Anzahl der ausgestellten Karten um 46 Prozent zugenommen. Das AMS kümmere sich bei nicht reglementierten Berufe wie im Handwerk um die Anerkennung. In diesem Bereich könnten auch Pre-Check-Listen zur Anwendung kommen, kann sich Kocher vorstellen.

Der grüne Koalitionspartner reagiert zurückhaltend: Man sei in den Plan eines Gipfels nicht eingebunden gewesen. Dabei sei das Sozialministerium bereits seit zwei Jahren im Gespräch mit dem Koalitionspartner zu diesem Thema. "Die Gesundheit Österreich GmbH arbeite bereits im Auftrag des Sozialministeriums an einer Nostrifikationsdatenbank im Bereich Pflege und Betreuung, deren erste Ergebnisse in den kommenden Wochen der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen", heißt es auf APA-Anfrage.

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